Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

II. Zivilrechtliche Abteilung, Beschwerde in Zivilsachen 5A.403/2019
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Bundesgericht

Tribunal fédéral

Tribunale federale

Tribunal federal

               

5A_403/2019

Urteil vom 12. März 2020

II. zivilrechtliche Abteilung

Besetzung

Bundesrichter Herrmann, Präsident,

Bundesrichterin Escher,

Bundesrichter von Werdt, Schöbi und Bovey,

Gerichtsschreiber Sieber.

Verfahrensbeteiligte

A.________,

vertreten durch Rechtsanwältin Cristina Frank,

Beschwerdeführerin,

gegen

B.________,

vertreten durch Rechtsanwalt Ruadi Thöni,

Beschwerdegegner.

Gegenstand

Ehescheidung (Abänderung vorsorgliche Massnahmen betreffend Unterhalt),

Beschwerde gegen das Urteil des Obergerichts des Kantons Zürich, I.
Zivilkammer, vom 3. April 2019 (LY190001-O/U).

Sachverhalt:

A.

A.a. A.________ (geb. 1976; Beschwerdeführerin) und B.________ (geb. 1976;
Beschwerdegegner) heirateten am 10. Januar 2007. Sie sind die Eltern der beiden
Kinder C.________ (geb. 2008) und D.________ (geb. 2012).

Das nach der Trennung der Eheleute durchgeführte Eheschutzverfahren endete mit
zwischenzeitlich rechtskräftigem Urteil des Obergerichts des Kantons Zürich vom
12. Dezember 2017. Darin ordnete das Obergericht soweit hier interessierend die
geteilte Obhut über die Kinder mit wechselnder Betreuung an und verpflichtete
A.________ zur Zahlung von Kindes- und Ehegattenunterhalt an B.________. Den
für den Sohn zu bezahlenden Unterhalt legte das Obergericht fest auf Fr. 620.--
im Monat ab dem 1. Dezember 2015 für die weitere Dauer des Getrenntlebens. Für
die Tochter sah es monatlichen Unterhalt von Fr. 620.-- ab dem 1. Dezember 2015
bis zum 31. Dezember 2016, Fr. 1'840.-- ab dem 1. Januar bis zum 31. August
2017, Fr. 1'500.-- ab dem 1. September 2017 bis zum 31. Mai 2018 und Fr.
1'085.-- ab dem 1. Juni 2018 für die weitere Dauer des Getrenntlebens vor. Den
Ehegattenunterhalt bezifferte das Obergericht mit monatlich Fr. 1'820.-- ab dem
19. August bis zum 30. November 2015, Fr. 2'715.-- vom 1. bis zum 31. Dezember
2015, Fr. 930.-- ab dem 1. Januar bis zum 13. März 2016, Fr. 290.-- ab dem 1.
April bis zum 31. Juli 2016 und Fr. 570.-- ab dem 1. August bis zum 31.
Dezember 2016. Ab dem 1. Januar 2017 sah es keinen Ehegattenunterhalt mehr vor.

A.b. Seit dem 21. Dezember 2017 ist vor dem Bezirksgericht Zürich das
Scheidungsverfahren hängig. Am 13. Februar und am 24. September 2018 beantragte
B.________ unter anderem, es sei A.________ in Abänderung des Urteils des
Obergerichts vom 12. Dezember 2017 ab dem 1. Februar 2018 und bis zum Abschluss
des Scheidungsverfahrens zur Zahlung von monatlichem Kindesunterhalt von Fr.
595.-- für jedes der beiden Kinder und Fr. 1'220.-- Betreuungsunterhalt sowie
von Ehegattenunterhalt von Fr. 277.-- im Monat zu verpflichten. A.________
ihrerseits stellte am 15. August 2018 das Begehren, das Urteil vom 12. Dezember
2017 sei soweit den (einzig verbleibenden) Kindesunterhalt betreffend
aufzuheben.

Am 20. Dezember 2018 passte das Bezirksgericht das Urteil des Obergerichts im
Unterhaltspunkt an. Dabei verpflichtete es A.________, an B.________ ab dem
Entscheidzeitpunkt für die Dauer des Scheidungsverfahrens Kindesunterhalt von
Fr. 660.-- im Monat für den Sohn und von monatlich Fr. 685.-- bis 30. Juni 2019
und Fr. 595.-- ab dem 1. Juli 2019 für die Tochter zu bezahlen. Den ab
Entscheidzeitpunkt für die Dauer des Scheidungsverfahrens, längstens aber bis
zum 30. Juni 2019, von A.________ zu bezahlenden Ehegattenunterhalt bezifferte
das Bezirksgericht mit Fr. 599.-- im Monat.

B.

In teilweiser Gutheissung der von A.________ hiergegen erhobenen Berufung
setzte das Obergericht die von dieser zu bezahlenden Kindesunterhaltsbeiträge
mit Urteil vom 3. April 2019 (eröffnet am 16. April 2019) fest auf Fr. 660.--
im Monat ab dem 20. Dezember 2018 für die weitere Dauer des
Scheidungsverfahrens für den Sohn und auf monatlich Fr. 995.-- ab dem 20.
Dezember 2018 bis 30. Juni 2019 bzw. Fr. 595.-- ab dem 1. Juli 2019 für die
weitere Dauer des Scheidungsverfahrens für die Tochter. Den Antrag von
B.________ auf Abänderung des Urteils vom 12. Dezember 2017 betreffend den
Ehegattenunterhalt wies das Obergericht ab (Dispositivziffer 1). Die
Gerichtskosten auferlegte es den Parteien je hälftig, nahm diese zufolge
Gewährung der unentgeltlichen Rechtspflege aber einstweilen auf die
Gerichtskasse (Dispositivziffer 3).

C.

A.________ gelangt am 15. Mai 2019 mit Beschwerde in Zivilsachen ans
Bundesgericht. Sie beantragt, das Urteil des Obergerichts sei teilweise
aufzuheben und es sei festzustellen, dass sie mangels Leistungsfähigkeit nicht
zur Bezahlung von Kindesunterhaltsbeiträgen an den Ehemann verpflichtet sei.
Weiter seien die Kosten des Berufungsverfahrens vollumfänglich dem Ehemann
aufzuerlegen und dieser sei zur Bezahlung einer angemessenen
Parteientschädigung zu verpflichten. Ausserdem ersucht A.________ darum, ihr
für das bundesgerichtliche Verfahren die unentgeltliche Rechtspflege unter
Beiordnung ihrer Rechtsvertreterin als unentgeltliche Rechtsbeiständin zu
bewilligen.

Das Obergericht hat am 4. November 2019 auf eine Vernehmlassung verzichtet. Am
6. November 2019 hat A.________ das Bundesgericht darüber informiert, dass sie
vor Bezirksgericht ein erneutes Gesuch um Abänderung der vorsorglichen
Massnahmen während des Scheidungsverfahrens gestellt habe. Mit Eingabe vom 18.
November 2019 beantragt B.________, es seien die Anträge von A.________
abzuweisen. Ausserdem ersucht auch B.________ für das Verfahren vor dem
Bundesgericht um unentgeltliche Rechtspflege und Beiordnung seines
Rechtsvertreters als unentgeltlicher Rechtsbeistand. Mit Replik vom 26.
November 2019 hat A.________ an ihren bisherigen Anträgen festgehalten. Duplik
ist beim Bundesgericht keine eingegangen. Am 3. und 9. Dezember 2019 haben die
Parteien weitere Unterlagen eingereicht. Im Übrigen hat das Bundesgericht die
Akten des kantonalen Verfahrens eingeholt.

Erwägungen:

1.

1.1. Angefochten ist ein Endentscheid (Art. 90 BGG) eines oberen kantonalen
Gerichts, das als Rechtsmittelinstanz (Art. 75 BGG) über die Anpassung von
Eheschutzmassnamen für die Dauer des Scheidungsverfahrens (Kindesunterhalt;
vgl. hinten E. 3.1) und damit eine vermögensrechtliche Zivilsache (Art. 72 Abs.
1 BGG) entschieden hat. Der Streitwert erreicht Fr. 30'000.-- (Art. 74 Abs. 1
Bst. b, Art. 51 Abs. 1 Bst. a und Abs. 4 BGG). Damit ist die Beschwerde in
Zivilsachen das zutreffende Rechtsmittel. Die Beschwerdeführerin ist nach Art.
76 Abs. 1 BGG zur Beschwerde berechtigt, die sie fristgerecht eingereicht hat
(Art. 100 Abs. 1 und Art. 46 Abs. 2 BGG). Auf die Beschwerde ist einzutreten.
Entgegen den Mutmassungen des Beschwerdegegners ist die Rechtsvertreterin der
Beschwerdeführerin gehörig bevollmächtigt (act. 9; vgl. Art. 40 Abs. 2 BGG).

1.2. Die Beschwerdeführerin beantragt, es sei festzustellen, dass sie dem
Ehemann keinen Kindesunterhalt schulde (vgl. vorne Bst. C).
Feststellungsbegehren haben nach einem allgemeinen prozessualen Grundsatz
gegenüber Leistungs- und Gestaltungsbegehren grundsätzlich subsidiären
Charakter und sind nur zulässig, wenn jene ausgeschlossen sind (BGE 141 II 113
E. 1.7; 135 III 378 E. 2.2). Aus dem Rechtsbegehren selbst sowie der Begründung
der Beschwerde - diese ist zur Auslegung der Rechtsbegehren beizuziehen (BGE
137 III 617 E. 6.2; 137 II 313 E. 1.3) - ergibt sich, dass nach Ansicht der
Beschwerdeführerin die Voraussetzungen für eine Unterhaltspflicht mangels
Leistungsfähigkeit nicht mehr erfüllt sind. Entsprechend ist ihr Begehren als
Antrag entgegenzunehmen, sie sei in Abänderung des Urteils vom 12. Dezember
2017 von der Pflicht zur Leistung von Kindesunterhalt zu befreien.

2.

2.1. Massnahmeentscheide, die gestützt auf Art. 276 ZPO ergehen, unterstehen
Art. 98 BGG (Urteil 5A_501/2018 vom 22. November 2018 E. 1.2 mit Hinweis auf
BGE 133 III 393 E. 5.1 und 5.2). Daher kann nur die Verletzung
verfassungsmässiger Rechte gerügt werden. Auch eine Berichtigung oder Ergänzung
der Sachverhaltsfeststellungen kommt nur in Frage, wenn die kantonale Instanz
solche Rechte verletzt hat (BGE 133 III 585 E. 4.1). Es gilt das strenge
Rügeprinzip nach Art. 106 Abs. 2 BGG. Die rechtsuchende Partei muss präzise
angeben, welches verfassungsmässige Recht durch den angefochtenen Entscheid
verletzt wurde, und im Einzelnen darlegen, worin die Verletzung besteht. Das
Bundesgericht prüft nur klar und detailliert erhobene und soweit möglich
belegte Rügen. Auf ungenügend begründete Rügen und rein appellatorische Kritik
am angefochtenen Entscheid tritt es nicht ein (BGE 141 I 36 E. 1.3; 140 III 264
E. 2.3 S. 266).

2.2. Wird eine Verletzung des Willkürverbots nach Art. 9 BV geltend gemacht,
reicht es nicht aus, die Lage aus der eigenen Sicht darzulegen und den davon
abweichenden angefochtenen Entscheid als willkürlich zu bezeichnen. Es ist im
Einzelnen darzutun, inwiefern das kantonale Gericht willkürlich entschieden
haben soll und der angefochtene Entscheid deshalb an einem qualifizierten und
offensichtlichen Mangel leidet (BGE 136 I 49 E. 1.4.1; 134 II 244 E. 2.2).

Eine willkürliche Sachverhaltsfeststellung ist dabei gegeben, wenn das Gericht
Sinn und Tragweite eines Beweismittels offensichtlich verkannt hat, wenn es
ohne sachlichen Grund ein wichtiges und entscheidwesentliches Beweismittel
unberücksichtigt gelassen oder wenn es auf der Grundlage der festgestellten
Tatsachen unhaltbare Schlussfolgerungen gezogen hat (BGE 142 II 433 E. 4.4).
Willkür in der Rechtsanwendung liegt vor, wenn der angefochtene Entscheid
offensichtlich unhaltbar ist, mit der tatsächlichen Situation in klarem
Widerspruch steht, eine Norm oder einen unumstrittenen Rechtsgrundsatz krass
verletzt oder in stossender Weise dem Gerechtigkeitsgedanken zuwiderläuft. Das
Bundesgericht hebt einen Entscheid jedoch nur auf, wenn nicht bloss die
Begründung, sondern auch das Ergebnis unhaltbar ist. Dass eine andere Lösung
ebenfalls als vertretbar oder gar zutreffender erscheint, genügt nicht (BGE 140
III 167 E. 2.1).

3.

3.1. Vor Bundesgericht strittig ist die Anpassung des Eheschutzentscheids vom
12. Dezember 2017 hinsichtlich des Kindesunterhalts für die Dauer des
Scheidungsverfahrens (Art. 276 Abs. 2 ZPO i.V.m. Art. 179 Abs. 1 ZGB).
Unbestritten ist dabei das Vorliegen eines Abänderungsgrundes (vgl. dazu BGE
143 III 617 E. 3.1). Anlass zur Beschwerde gibt aber die Frage, welches
Einkommen der Beschwerdeführerin im Rahmen der Neufestsetzung des Unterhalts
(vgl. dazu BGE 138 III 289 E. 11.1.1; Urteil 5A_1005/2017 vom 23. August 2018
E. 3.1.1) anzurechnen ist.

3.2. Diesbezüglich erwog das Obergericht, die Beschwerdeführerin - sie ist von
Beruf Pflegefachfrau - sei bis zum 31. Mai 2018 zu 80 % am E.________-Spital
beschäftigt gewesen und habe Fr. 7'650.-- im Monat verdient (inkl. 13.
Monatslohn, exkl. Kinderzulagen). Die Beschwerdeführerin habe diese Anstellung
aufgegeben und erziele ab dem 1. Juni 2018 bei F.________ und ab dem 1.
September 2018 beim Spital G.________ ein Einkommen von Fr. 5'250.-- bzw. Fr.
5'350.-- im Monat (jeweils inkl. 13. Monatslohn). Beim Spital G.________
betrage ihr Beschäftigungsgrad 80 %.

Mit ihrem Vorgehen habe die Beschwerdeführerin bewusst eine erhebliche
Lohneinbusse und damit eine Unterdeckung ihres eigenen Bedarfs und des Bedarfs
der Kinder in Kauf genommen. Dies sei mit Blick auf die Unterhaltspflicht
diesen gegenüber nicht nachvollziehbar, zumal das Erzielen eines genügend hohen
Einkommens für die Beschwerdeführerin als alleinige Versorgerin der Familie an
erster Stelle stehe. Arbeitsmarkttaktische Überlegungen bezüglich des alten
Arbeitsplatzes (ungenügende Einsätze bei Operationen, Reaktion auf kommende
Umstrukturierungen) seien dagegen zweitrangig. Aufgrund der Angaben der
Beschwerdeführerin selbst sei zudem nicht damit zu rechnen, dass sie im Spital
G.________ einen dem früheren Einkommen vergleichbaren Lohn erzielen könne.
Dies gelte auch bei Aufrechterhaltung der Operationserfahrung, was das Argument
wenig überzeugend erscheinen lasse, mit dem Stellenwechsel habe die
Beschwerdeführerin ihre Position auf dem Arbeitsmarkt sichern wollen. Weiter
sei eine konkrete Gefährdung der früheren Anstellung nicht glaubhaft. Aufgrund
des zeitlichen Ablaufs glaubhaft sei dagegen eine prozesstaktische Motivation
für die kurz nach Anhebung der Scheidungsklage erfolgte Kündigung. Auch
betreuungstechnische Beweggründe könnten den Stellenwechsel nicht erklären.
Nach Angaben der Beschwerdeführerin sei der Stellenwechsel nötig geworden,
damit sie bei einer Abreise ihrer Mutter aus der Schweiz - diese helfe bei der
Betreuung der Kinder mit -weiterhin arbeiten könne. Dieses Argument wirke
nachgeschoben, nachdem das Bezirksgericht ihre weiteren Vorbringen verworfen
habe. Die Grossmutter der Kinder befinde sich denn auch nach wie vor im Land.
Zwar habe die Beschwerdeführerin neben der Kinderbetreuung ein sehr hohes
Arbeitspensum und schöpfe sie ihre Leistungsfähigkeit damit zweifellos aus. Sie
arbeite aber schon seit Jahren in diesem Umfang. Auch gehe es um
Kindesunterhalt und seien die Finanzen knapp.

Alles in allem fehle es an objektiv nachvollziehbaren Gründen für die
freiwillige Kündigung beim E.________-Spital. Damit sei auf eine
Schädigungsabsicht der Beschwerdeführerin zu schliessen. Dieser sei folglich
ein hypothetisches Einkommen in der Höhe von Fr. 7'650.-- anzurechnen, ohne
dass es darauf ankomme, ob es ihr heute noch möglich sei, einen solchen Lohn zu
erzielen.

3.3. Der Beschwerdegegner verweist im Wesentlichen auf die Ausführungen der
Vorinstanz.

3.4. Die Beschwerdeführerin erachtet es zusammengefasst als willkürlich, ihr
Schädigungsabsicht zu unterstellen und in der Folge ein höheres
(hypothetisches) Einkommen anzurechnen, als sie tatsächlich erzielt. Abgesehen
davon, dass sie gute Gründe für ihr Handeln gehabt habe (arbeitsmarkttaktische
Überlegungen; Kinderbetreuung), habe sie nicht unmittelbar nach der Kündigung
der Stelle am E._________-Spital um Abänderung des Eheschutzentscheides
ersucht, sondern die Folgen der Lohneinbusse vorerst selbst getragen.
Allerdings habe die neue Anstellung dann nicht ihren Erwartungen und Hoffnungen
entsprochen. Sie habe sich getäuscht und sei getäuscht worden.

4.

4.1. Im Verhältnis zum unmündigen Kind sind besonders hohe Anforderungen an die
Ausnützung der eigenen Erwerbskraft zu stellen, zumal in engen wirtschaftlichen
Verhältnissen (BGE 137 III 118 E. 3.1). Schöpft ein Elternteil seine
Erwerbskraft nicht voll aus, kann ihm ein hypothetisches Einkommen angerechnet
werden, sofern dieses zu erreichen ihm zumutbar und möglich ist. Welche
Tätigkeit aufzunehmen als zumutbar erscheint, ist eine Rechtsfrage. Tatfrage
bildet hingegen, ob die als zumutbar erkannte Tätigkeit möglich und das
angenommene Einkommen effektiv erzielbar ist (BGE 144 III 481 E. 4; 143 III 233
E. 3.2; 137 III 102 E. 4.2.2.2).

Ein hypothetisches Einkommen kann einem Elternteil auch im Fall der
Verminderung des tatsächlich erzielten Verdienstes angerechnet werden. Dabei
ist der Grund für die Einkommensverminderung unerheblich, sofern der betroffene
Elternteil bei zumutbarer Anstrengung mehr zu verdienen vermöchte, mithin bei
voller Ausschöpfung der Leistungsfähigkeit die Einkommensverminderung
rückgängig machen könnte. Diesfalls ist die Anrechnung eines hypothetischen
Einkommens auch bei einer unverschuldeten Einkommensverminderung zulässig (BGE
128 III 4 E. 4a; Urteil 5A_1008/2018 vom 28. Juni 2019 E. 5.2.2). Ist die
Verminderung des Einkommens dagegen tatsächlich unumkehrbar, darf ein
hypothetisches Einkommen nach der (jüngsten) Rechtsprechung nur angerechnet
werden, wenn der betroffene Elternteil seinen Verdienst in Schädigungsabsicht
geschmälert hat (BGE 143 III 233 E. 3.4; Urteile 5A_1008/2018 vom 28. Juni 2019
E. 5.2.2; 5A_1005/2017 vom 23. August 2018, E. 3.4.1; 5A_589/2017 und 5A_590/
2017 vom 30. November 2017 E. 5.3.2). Notwendig ist dabei, dass der Elternteil
böswillig handelt (Urteile 5A_685/2018 vom 15. Mai 2019 E. 5.1; 5A_724/2018 vom
14. März 2019 E. 3.2.4) und sich ein rechtsmissbräuchliches Verhalten vorwerfen
lassen muss (BGE 143 III 233 E. 3.4; Urteile 5D_183/2017 vom 13. Juni 2018 E.
4.1; 5A_35/2018 vom 31. Mai 2018 E. 3.1).

4.2. Diese Rechtsprechung nimmt den in Art. 2 Abs. 2 ZGB normierten allgemeinen
Rechtsgrundsatz auf, wonach der offenbare Missbrauch eines Rechts keinen
Rechtsschutz findet (ausdrücklich: BGE 143 III 233 nicht publ. E. 4.4.2 [publ.
in: FamPra.ch 2017 S. 822]). Das Rechtsmissbrauchsverbot weist das Gericht an,
besonderen Umständen des Einzelfalls Rechnung zu tragen. Art. 2 Abs. 2 ZGB
dient als korrigierender "Notbehelf" für Fälle, in denen formales Recht zu
materiell krassem Unrecht führen würde. Die Verwendung des Begriffs "offenbar"
im Gesetzestext macht deutlich, dass Rechtsmissbrauch nur mit Zurückhaltung
angenommen werden darf (BGE 144 III 407 E. 4.2.3; 143 III 279 E. 3.1; 134 III
52 E. 2.1). Dem gilt es auch im vorliegenden Kontext Rechnung zu tragen.
Dementsprechend führt nicht jede Verminderung des Einkommens zufolge
freiwilliger Kündigung einer Anstellung auch dann zur Anrechnung eines
hypothetischen Einkommens, wenn sie nicht wieder rückgängig gemacht werden
kann. Notwendig ist vielmehr Schädigungsabsicht, mithin, dass die
Einkommensreduktion gerade im Hinblick auf den zu führenden Prozess erfolgt, um
den Zufluss der finanziellen Mittel zum anderen Elternteil zu unterbinden (BGE
143 III 233 E. 3.4 und nicht publ. E. 4.4.2 [publ. in: FamPra.ch 2017 S. 822]
mit Hinweis auf BGE 126 I 165 E. 3b und 104 Ia 31 E. 4; vgl. auch AEBI-MÜLLER,
Aktuelle Rechtsprechung des Bundesgerichts zum Familienrecht, in: Jusletter vom
2. Oktober 2017, Rz. 13; Dieselbe, Die privatrechtliche Rechtsprechung des
Bundesgerichts im Jahr 2017, in: ZBJV 2018/154 S. 602 ff., 607;
HRUBESCH-MILLAUER/FUHRER, Rechtsprechungspanorama Einleitungsartikel und
Personenrecht, in: AJP 2018 S. 634 ff., 636 f.).

4.3. Nach dem Ausgeführten kommt es vorliegend entscheidend auf die Beweggründe
der Beschwerdeführerin zum Stellenwechsel an. Hierbei handelt es sich um eine
innere Tatsache, die sich nur anhand äusserer Umstände nachweisen lässt und
daher einzig einem Indizienbeweis zugänglich ist (vgl. BGE 135 III 513 E. 7.1;
131 III 418 E. 2.3.1). Beim Indizienbeweis wird vermutet, dass eine nicht
bewiesene Tatsache gegeben ist, weil sich diese Schlussfolgerung aus bewiesenen
Tatsachen (Indizien) nach der Lebenserfahrung aufdrängt (Urteil 5A.8/2005 vom
15. September 2005 E. 4.1; vgl. auch Urteile 6B_781/2010 vom 13. Dezember 2010
E. 3.1; 6B_890/2009 vom 22. April 2010 E. 6.1).

4.3.1. Das Obergericht schloss auf eine Schädigungsabsicht der
Beschwerdegegnerin im vorgenannten Sinne, weil es "an objektiv
nachvollziehbaren Gründen" für die Kündigung ihrer Anstellung am
E.________-Spital fehle.

Diese Schlussfolgerung lässt sich aufgrund der von der Vorinstanz getroffenen
Feststellungen nicht begründen: Wie dargelegt liess das Obergericht den Einwand
der Beschwerdeführerin nicht gelten, sie hätte aus "arbeitsmarkttaktischen"
Motiven gehandelt. Dies geschah deshalb, weil die Pflicht der
Beschwerdeführerin, als alleinige Versorgerin der Familie für ein genügendes
Einkommen zu sorgen, vorgehe und die Beschwerdeführerin ihre Prioritäten anders
hätte setzen müssen (vgl. vorne E. 3.2). Selbst aus einer allfälligen (wie auch
immer gearteten) Pflichtwidrigkeit der Beschwerdeführerin kann indes nicht ohne
Weiteres darauf geschlossen werden, diese habe gehandelt, um den
Beschwerdegegner zu schädigen bzw. den Mittelfluss zu diesem zu unterbinden.
Gleiches gilt für den Einwand, es sei keine Gefährdung der früheren
Arbeitsstelle glaubhaft. Dass die Beschwerdeführerin mit ihrem Handeln die
beabsichtigte Wirkung - die Neupositionierung auf dem Arbeitsmarkt - nicht
erreicht hat, ist sodann nicht bestritten, tut letztlich aber nichts zur Sache.
Aus nachträglichen Entwicklungen lassen sich von vornherein keine Hinweise auf
die ursprüngliche Motivation der Beschwerdeführerin gewinnen. Auch kann der
Beschwerdeführerin keine Schädigungsabsicht unterstellt werden, nur weil sie
auf der Grundlage falscher Annahmen bzw. Überlegungen gehandelt hat. Dies gilt
auch mit Blick auf die weiter strittigen "betreuungstechnischen" Beweggründe
und bezüglich des Einwandes des Obergerichts, die Grossmutter der Kinder habe
die Schweiz bis heute nicht verlassen. Mit alledem ist letztlich nichts zu den
Überlegungen gesagt, welche die Beschwerdeführerin vor dem Stellenwechsel
angestellt hatte. Die von der Beschwerdeführerin angeführten Beweggründe können
auch nicht allein mit dem Argument weggewischt werden, sie wirkten
nachgeschoben.

4.3.2. Unbesehen der Begründetheit ihrer Darlegungen schliesst die Vorinstanz
aber allzu leicht auf eine Schädigungsabsicht: Eine solche ist nicht leichthin,
sondern nur mit Zurückhaltung anzunehmen (vgl. E. 4.2 hiervor). Nur weil das
Verhalten der Beschwerdeführerin aus objektivierter Sicht (im Nachhinein) wenig
sinnvoll erscheint, kann dieser keine Schädigungsabsicht und in der Folge kein
Rechtsmissbrauch vorgeworfen werden. Hierzu wären vielmehr eindeutige Indizien
notwendig, welche unzweifelhaft darauf schliessen lassen, dass sie ihre
Anstellung gerade deshalb aufgegeben hat, um dem Beschwerdegegner zu schaden.
Davon könnte etwa ausgegangen werden, wenn die von der Beschwerdeführerin
genannten Beweggründe in keinem Zusammenhang mit den festgestellten Tatsachen
stünden oder wenn ihr Verhalten vor oder nach der Kündigung offensichtlich auf
einen Missbrauch schliessen liesse. Letzteres spricht das Obergericht insofern
an, als es auf den zeitlichen Ablauf verweist und ausführt, die Kündigung sei
kurz nach Anhebung der Scheidungsklage erfolgt. Allerdings missachtet die
Vorinstanz dabei, dass vorab nicht die Beschwerdeführerin in der
Scheidungsklage um Anpassung des Eheschutzentscheides ersuchte, sondern der
Beschwerdegegner kurz nach Anhebung des Scheidungsverfahrens. Der Antrag der
Beschwerdeführerin um Aufhebung der Unterhaltspflicht datiert vom 15. August
2018 und damit nach der Kündigung Ende Mai 2018 (vgl. vorne Bst. A.b und E.
3.2). Folglich wendet die Beschwerdeführerin zutreffend ein, sie habe die
Folgen des Stellenwechsels in einer ersten Phase selbst getragen und überzeugt
die Schlussfolgerung der Vorinstanz nicht. Der vorliegende Sachverhalt
unterscheidet sich denn auch wesentlich von dem mit dem Entscheid 143 III 233
beurteilten, wo die Kündigung der Anstellung einzig auf die Renitenz des
Unterhaltspflichtigen zurückzuführen war (nicht publ. E. 4.4.2).

4.3.3. Zusammenfassend hat die Vorinstanz aufgrund der festgestellten Tatsachen
in nicht haltbarer Art und Weise auf eine Schädigungsabsicht der
Beschwerdeführerin geschlossen und im Ergebnis ein rechtsmissbräuchliches
Verhalten derselben bejaht. Das angefochtene Urteil ist damit qualifiziert
fehlerhaft und es geht nicht an, der Beschwerdeführerin unbesehen der
tatsächlichen Möglichkeit, den früheren Lohn wieder zu erzielen, ein
hypothetisches Einkommen in der entsprechenden Höhe anzurechnen. Da eine
Lohneinbusse von über Fr. 2'000.-- im Monat in Streit steht (vgl. vorne E.
3.2), vermag der Fehler des Obergerichts sich (gegebenenfalls; vgl. sogleich E.
4.4) auch auf die Einkommensberechnung auszuwirken.

4.4. Die Beschwerde erweist sich damit als begründet und der angefochtene
Entscheid ist soweit den Kindesunterhalt betreffend aufzuheben. Anders als die
Beschwerdeführerin meint, steht indes nicht fest, dass sie keinen Unterhalt
mehr schuldet. Vielmehr kann ihr nach wie vor ein hypothetisches Einkommen in
Höhe ihres früheren Verdienstes angerechnet werden, wenn es ihr tatsächlich
möglich und auch zumutbar sein sollte, wieder eine entsprechend bezahlte
Anstellung zu finden (vgl. vorne E. 4.1). Dies wird vom Beschwerdegegner
behauptet und von der Beschwerdeführerin bestritten. Die Vorinstanz hat hierzu
jedoch keine Feststellungen getroffen. Die Sache ist daher zur Ergänzung des
Sachverhalts und zum erneuten Entscheid an das Obergericht zurückzuweisen (Art.
107 Abs. 2 BGG). Das Obergericht wird sodann neu über die Verlegung der
Prozesskosten des Berufungsverfahrens zu entscheiden haben.

5.

5.1. Die Rückweisung der Angelegenheit zum erneuten Entscheid gilt im Hinblick
auf die Gerichtskosten und die Parteientschädigung als Obsiegen der
Beschwerdeführerin, auch wenn sie keinen entsprechenden Antrag gestellt hat und
der Ausgang des Verfahrens offen ist (BGE 141 V 281 E. 11.1; Urteil 5A_139/2018
vom 23. Juni 2019 E. 3). Folglich sind die Gerichtskosten dem unterliegenden
Beschwerdegegner aufzuerlegen (Art. 66 Abs. 1 BGG) und hat dieser der
Beschwerdeführerin die Parteikosten zu ersetzen (Art. 68 Abs. 1 BGG).

5.2. Beide Parteien ersuchen für das bundesgerichtliche Verfahren um
unentgeltliche Rechtspflege und Beiordnung ihrer Anwälte als unentgeltliche
Rechtsvertreter. Die diesbezüglichen Voraussetzungen sind erfüllt (Art. 64 Abs.
1 und 2 BGG). Da die Beschwerdeführerin keine Verfahrenskosten zu tragen hat,
ist ihr Gesuch um unentgeltliche Rechtspflege allerdings gegenstandslos
geworden, soweit es die Befreiung von den Gerichtskosten betrifft (BGE 109 Ia 5
E. 5). Nicht gegenstandslos wird es hingegen hinsichtlich der Bestellung eines
unentgeltlichen Rechtsbeistands: Zwar wird der obsiegenden Beschwerdeführerin
eine Parteientschädigung zugesprochen. Angesichts der wirtschaftlichen
Verhältnisse des Beschwerdegegners ist indessen nicht anzunehmen, dass sie die
ihr zustehende Entschädigung wird erhältlich machen können. Deshalb ist auch
die Anwältin der Beschwerdeführerin aus der Bundesgerichtskasse zu entschädigen
(BGE 122 I 322 E. 3d). Beide Parteien werden darauf hingewiesen, dass sie der
Bundesgerichtskasse Ersatz zu leisten haben, falls sie dazu später in der Lage
sind (Art. 64 Abs. 4 BGG; vgl. zum Ganzen Urteil 5A_295/2016 vom 23. Februar
2017 E. 6.2, nicht publ. in: BGE 143 III 113).

Demnach erkennt das Bundesgericht:

1.

Die Beschwerde wird gutgeheissen, die Ziffer 1 soweit den Kindesunterhalt
betreffend und die Ziffer 3 und 4 des Urteils des Obergerichts des Kantons
Zürich vom 3. April 2019 werden aufgehoben und die Sache wird zum erneuten
Entscheid an die Vorinstanz zurückgewiesen.

2.

2.1. Das Gesuch der Beschwerdeführerin um unentgeltliche Rechtspflege für das
bundesgerichtliche Verfahren wird gutgeheissen, soweit es nicht gegenstandslos
geworden ist, und es wird ihr Rechtsanwältin Christina Frank als
Rechtsbeiständin beigegeben.

2.2. Das Gesuch des Beschwerdegegners um unentgeltliche Rechtspflege für das
bundesgerichtliche Verfahren wird gutgeheissen und es wird ihm Rechtsanwalt
Ruadi Thöni als Rechtsbeistand beigegeben.

3.

Die Gerichtskosten von Fr. 2'000.-- werden dem Beschwerdegegner auferlegt,
indes vorläufig auf die Bundesgerichtskasse genommen.

4.

Der Beschwerdeführer hat die Beschwerdegegnerin für das bundesgerichtliche
Verfahren mit Fr. 2'000.-- zu entschädigen. Die Entschädigung wird indes
vorläufig auf die Bundesgerichtskasse genommen und Rechtsanwältin Christina
Frank wird aus dieser mit Fr. 2'000.-- entschädigt.

5.

Rechtsanwalt Ruadi Thöni wird aus der Bundesgerichtskasse mit Fr. 2'000.--
entschädigt.

6.

Dieses Urteil wird den Parteien und dem Obergericht des Kantons Zürich, I.
Zivilkammer, schriftlich mitgeteilt.

Lausanne, 12. März 2020

Im Namen der II. zivilrechtlichen Abteilung

des Schweizerischen Bundesgerichts

Der Präsident: Herrmann

Der Gerichtsschreiber: Sieber