Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

II. Sozialrechtliche Abteilung, Revision 9F.8/2017
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Bundesgericht
Tribunal fédéral
Tribunale federale
Tribunal federal

[8frIR2ALAGK1]     
9F_8/2017          

Urteil vom 18. August 2017

II. sozialrechtliche Abteilung

Besetzung
Bundesrichterin Pfiffner, Präsidentin,
Bundesrichterin Glanzmann, Bundesrichter Parrino,
Gerichtsschreiberin Fleischanderl.

Verfahrensbeteiligte
A.________,
vertreten durch Advokat Dr. Dieter Troxler,
Gesuchstellerin,

gegen

1.       B.________,
vertreten durch Advokat Dr. Nicolas Roulet,
2.       BVG-Sammelstiftung Swiss Life,
Gesuchsgegner,

1.       C.________ Pensionskasse,
2.       D.________ Sammelstiftung.

Gegenstand
Berufliche Vorsorge (Revision),

Revisionsgesuch gegen das Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts 9C_350/2016
vom 4. Mai 2017.

Sachverhalt:

A. 
Mit Urteil 9C_350/2016 vom 4. Mai 2017 hatte das Bundesgericht die von der
Vorinstanz - auf Rückweisung hin (BGE 141 V 667) - vorgenommene Berechnung der
Austrittsleistung des Beschwerdegegners 1, vorbehältlich der Zinsberechnung,
gemäss Entscheid vom 7. April 2016 bestätigt. Danach belief sich die
Austrittsleistung des Beschwerdegegners 1 im Zeitpunkt der Heirat auf Fr.
14'821.38, woraus - aufgezinst - ein vorehelich geäufnetes Vorsorgekapital von
Fr. 27'473.33 resultierte. In Abzug gebracht von der Austrittsleistung im
Zeitpunkt der Rechtskraft des Scheidungsurteils am xxx in der Höhe von Fr.
84'033.20 setzte das kantonale Gericht die Austrittsleistung des
Beschwerdegegners 1 sodann auf Fr. 56'559.87 fest. In Anbetracht einer -
unbestrittenen - Austrittsleistung der Beschwerdeführerin von Fr. 29'218.15
(inklusive Zins) veranschlagte es den an auf das Vorsorgekonto der
Beschwerdeführerin zu überweisenden Betrag entsprechend dem durch das
Zivilgericht festgelegten hälftigen Teilungsschlüssel auf Fr. 13'670.86 (Fr.
56'559.87./. Fr. 29'218.15 : 2).

B. 
A.________ lässt das Gesuch stellen, das Bundesgerichtsurteil 9C_350/2016 vom
4. Mai 2017 sei revisionsweise insofern aufzuheben, als die Frage, ob die
während der Ehe an ihren damaligen Ehemann erfolgte Barauszahlung seines
gesamten Vorsorgekapitals zur Folge habe, dass von seiner im Zeitpunkt der
Scheidung vorhandenen - zu teilenden - Freizügigkeitsleistung keine voreheliche
Austrittsleistung auszuscheiden und abzuziehen sei, nicht behandelt worden und
damit unbeurteilt geblieben sei.

Erwägungen:

1. 

1.1. Urteile des Bundesgerichts erwachsen am Tag ihrer Ausfällung in
Rechtskraft (Art. 61 BGG). Eine nochmalige Überprüfung der einem Urteil des
Bundesgerichts zugrunde liegenden Streitsache ist grundsätzlich ausgeschlossen.
Das Gericht kann auf seine Urteile nur zurückkommen, wenn einer der in den Art.
121 ff. BGG aufgeführten Revisionsgründe vorliegt. Ein solcher Revisionsgrund
ist ausdrücklich geltend zu machen, wobei es nicht genügt, dessen Vorliegen zu
behaupten. Der geltend gemachte Revisionsgrund ist im Revisionsgesuch unter
Angabe der Beweismittel anzugeben und es ist aufzuzeigen, weshalb er gegeben
und inwiefern deswegen das Dispositiv des früheren Urteils abzuändern sein soll
(Urteil 9F_7/2017 vom 3. August 2017 E. 2.1 mit Hinweis).

1.2. Anzumerken ist, dass die Revision als ausserordentliches Rechtsmittel
nicht dazu dient, einen Entscheid, den eine Partei für unrichtig hält,
umfassend neu beurteilen zu lassen. Sie soll vielmehr die Möglichkeit bieten,
Mängel zu beheben, die so schwer wiegen, dass sie unter rechtsstaatlichen
Gesichtspunkten nicht hinzunehmen sind. Welche Mängel als derart schwerwiegend
zu betrachten sind, hat der Gesetzgeber in den Art. 121-123 BGG abschliessend
umschrieben (Urteil 8F_6/2016 vom 7. April 2016 E. 2.1).

2.

2.1. Die Gesuchstellerin ruft die in Art. 121 lit. c und d BGG aufgeführten
Revisionsgründe an. Danach kann die Revision eines Bundesgerichtsurteils
verlangt werden, wenn einzelne Anträge unbeurteilt geblieben sind (lit. c) oder
das Gericht in den Akten liegende erhebliche Tatsachen aus Versehen nicht
berücksichtigt hat (lit. d).
Nach der bundesgerichtlichen Rechtsprechung stellt die Begründung eines
Begehrens keinen Antrag im Sinne von Art. 121 lit. c BGG dar und ist eine Rüge
keine Tatsache im Sinne von Art. 121 lit. d BGG. Das Übergehen einer
prozesskonform vorgetragenen Rüge bildet somit keinen Revisionsgrund (Urteil
4F_1/2007 vom 13. März 2007 E. 5.1 mit Hinweis).

2.2. Der (Eventual-) Antrag der Gesuchstellerin in ihrer Beschwerde vor
Bundesgericht lautete: "Ziffer 1 Abs. 1 des angefochtenen Urteils sei
aufzuheben und die BVG-Sammelstiftung Swiss Life anzuweisen, zu Lasten des
Vorsorgekontos von B.________ (Versicherten-Nr. [...]) den Betrag von Fr.
27'391.- auf das Vorsorgekonto von A.________ bei der ASGA Pensionskasse
(Versicherten-Nr. [...]) zu überweisen."

2.2.1. Die Gesuchstellerin hat ihr damaliges Rechtsbegehren mit dem Argument
untermauert, angesichts der Tatsache, dass sich der Gesuchsgegner 1 am 29.
Januar 2004 infolge Aufnahme einer selbstständigen Erwerbstätigkeit seine
gesamte bis zu diesem Zeitpunkt angesparte Freizügigkeitsleistung
(einschliesslich der vorehelich erworbenen) im Betrag von Fr. 296'708.50 habe
bar auszahlen lassen und der bei Ehescheidung vorhandene Betrag von Fr.
84'033.20 somit nur die während der Ehe seit 1. Oktober 2007 (erneute Aufnahme
einer unselbstständigen Erwerbstätigkeit) geäufnete Freizügigkeitsleistung
bilde, könne sich die Frage, ob ein vorehelicher Bestand aus der zu teilenden
Austrittsleistung des Gesuchsgegners 1 auszuscheiden sei, "gar nicht mehr
stellen." Indem der angefochtene Entscheid dem Gesuchsgegner 1 ein nicht zu
teilendes voreheliches Guthaben anrechne, welches "klarerweise nicht mehr im
aktuell gebundenen Bestand" habe enthalten sein können, erweise er sich als
schlechterdings unhaltbar.

2.2.2. Das entsprechende Vorbringen bildete folglich Teil der Begründung des
Antrags der Gesuchstellerin. Es handelte sich dabei nicht um einen
eigenständigen Antrag im Sinne von Art. 121 lit. c BGG. Ein Revisionsgrund
unter diesem Titel ist demnach, wie hiervor aufgezeigt, nicht gegeben.

2.3.

2.3.1. Ebenso wenig vermag die Rüge nach den dargelegten
Rechtsprechungsgrundsätzen eine vom Bundesgericht versehentlich nicht
berücksichtigte aktenkundige erhebliche Tatsache gemäss Art. 121 lit. d BGG
darzustellen.

2.3.2. Selbst für den Fall, dass der "Vorgang" des Barbezugs als Tatsache im
Sinne dieser Bestimmung anzusehen wäre, müsste ein tatbestandsmässiges
"Versehen" verneint werden. Ein solches liegt nur vor, wenn das Gericht eine
Tatsache oder ein bestimmtes Aktenstück übersehen oder mit einem falschen
Wortlaut wahrgenommen hat. Kein Revisionsgrund ist jedoch gegeben, wenn die
Tatsache oder das Aktenstück in der äusseren Erscheinung richtig wahrgenommen
und bloss eine - nach Ansicht der Partei - unzutreffende beweismässige oder
rechtliche Würdigung vorgenommen worden ist (BGE 122 II 17 E. 3 S. 18 f.;
Urteil 5F_6/2015 vom 22. Mai 2015 E. 3 am Ende mit Hinweisen).
Entgegen der Auffassung der Gesuchstellerin hat sich das Bundesgericht in
seinem Urteil 9C_350/2016 sehr wohl mit dem "Vorgang" des Barbezugs des
Gesuchsgegners 1 als solchem auseinandergesetzt und dazu Stellung genommen. Es
erwog in E. 5.2 am Ende insbesondere: "Die vor der Scheidung bar ausbezahlten
Kapitalien stehen nicht mehr der Vorsorge zur Verfügung. Sie werden gemäss
ausdrücklichem Wortlaut von aArt. 22 Abs. 2 Satz 3 FZG in der Berechnung der zu
teilenden Austrittsleistungen folgerichtig nicht berücksichtigt und können auch
nicht Anlass im Sinne des in der Beschwerde vertretenen Votums dafür bieten,
bei der Ermittlung der relevanten Austrittsleistung nach aArt. 22 Abs. 2 Satz 1
FZG auf den Abzug der "Austrittsleistung zuzüglich allfälliger
Freizügigkeitsguthaben im Zeitpunkt der Eheschliessung" zu verzichten. Dadurch
würde der betreffende Betrag wiederum, was die Beschwerdeführerin verkennt,
implizit Teil der zu teilenden Austrittsleistung nach aArt. 122 ZGB und aArt.
22 FZG." Die Gesuchstellerin lässt ausser Acht, dass mit dem Revisionsgrund von
Art. 121 lit. d BGG keine Rechtsfehler geltend gemacht werden können - und mag
die rechtliche Würdigung eines Sachverhalts von den Parteien noch so als falsch
empfunden werden (Urteil 5F_6/2015 vom 22. Mai 2015 E. 3 mit Hinweis).

3. 
Die Gründe, welche die Gesuchstellerin für die Revision des Urteils 9C_350/2016
vom 4. Mai 2017 anführt, erfüllen die Voraussetzungen von Art. 121 lit. c und d
BGG nicht. Das Revisionsgesuch ist abzuweisen. Da kein Revisionsgrund vorliegt,
ist das Urteil nicht aufzuheben und es ist nicht neu zu entscheiden (Art. 128
Abs. 1 BGG). Auf eine Neubeurteilung der von der Gesuchstellerin in der
Beschwerde vom 17. Mai 2016 erhobenen Rügen ist zu verzichten.

4. 
Die Gerichtskosten sind dem Ausgang des Verfahrens entsprechend von der
Gesuchstellerin zu tragen (Art. 66 Abs. 1 Satz 1 BGG).

 Demnach erkennt das Bundesgericht:

1. 
Das Revisionsgesuch wird abgewiesen.

2. 
Die Gerichtskosten von Fr. 500.- werden der Gesuchstellerin auferlegt.

3. 
Dieses Urteil wird den Parteien, der ASGA Pensionskasse, der Swisscanto
Sammelstiftung der Kantonalbanken, dem Kantonsgericht Basel-Landschaft,
Abteilung Sozialversicherungsrecht, und dem Bundesamt für Sozialversicherungen
schriftlich mitgeteilt.

Luzern, 18. August 2017
Im Namen der II. sozialrechtlichen Abteilung
des Schweizerischen Bundesgerichts

Die Präsidentin: Pfiffner

Die Gerichtsschreiberin: Fleischanderl

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