Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

II. Öffentlich-rechtliche Abteilung, Beschwerde in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten 2C.1015/2017
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Bundesgericht 
Tribunal fédéral 
Tribunale federale 
Tribunal federal 
 
                [displayimage]  
 
 
2C_1015/2017  
 
 
Urteil vom 7. August 2018  
 
II. öffentlich-rechtliche Abteilung  
 
Besetzung 
Bundesrichter Seiler, Präsident, 
Bundesrichter Donzallaz, Haag, 
Gerichtsschreiberin Straub. 
 
Verfahrensbeteiligte 
A.F.________, 
Beschwerdeführer, 
vertreten durch Herrn MLaw Davide Loss, 
 
gegen  
 
Migrationsamt des Kantons St. Gallen, Oberer Graben 38, 9001 St. Gallen, 
Sicherheits- und Justizdepartement des Kantons St. Gallen, Oberer Graben 32,
9001 St. Gallen. 
 
Gegenstand 
Widerruf der Niederlassungsbewilligung, 
 
Beschwerde gegen den Entscheid des Verwaltungsgerichts des Kantons St. Gallen,
Abteilung II, vom 26. Oktober 2017 (B 2016/246). 
 
 
Sachverhalt:  
 
A.  
Der kosovarische Staatsbürger A.F.________ (geboren 1975) reiste im Juli 1988
im Alter von nicht ganz 13 Jahren in die Schweiz ein. Im Rahmen des
Familiennachzugs erhielt er eine Aufenthalts- und später eine
Niederlassungsbewilligung. A.F.________ ist mit seiner Landsfrau B.F.________
(geboren 1973) verheiratet. Die Ehefrau und die drei gemeinsamen Kinder
C.F.________ (geboren 1994), D.F.________ (geboren 1996) und E.F.________
(geboren 7. November 2000) verfügen ebenfalls über
Niederlassungsbewilligungen. 
A.F.________ wurde in der Schweiz wiederholt straffällig. Von 1995 bis 2016
wurde er - mehrheitlich wegen Verstössen im Bereich des Strassenverkehrs -
insgesamt 24 Mal verurteilt. Unter anderem verurteilte ihn das Kantonsgericht
Schwyz am 25. Mai 2004 wegen mehrfachen in Umlaufsetzens falschen Geldes und
Fahrens ohne Führerausweis zu einer bedingten Gefängnisstrafe von vier Monaten
und einer bedingten Landesverweisung von drei Jahren. Das Kreisgericht
See-Gaster verurteilte ihn mit Entscheid vom 7. Januar 2016 wegen mehrfachen
Führens eines Motorfahrzeugs trotz Verweigerung, Entzugs oder Aberkennung des
Ausweises, mehrfachen Fahrens ohne Fahrzeugausweis und Kontrollschilder,
mehrfacher missbräuchlicher Verwendung von Ausweisen und/oder
Kontrollschildern, mehrfacher einfacher Verletzung der Verkehrsregeln,
Widerhandlung gegen das Strassenverkehrsgesetz, mehrfacher versuchter falscher
Anschuldigung und falscher Anschuldigung zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe
von 20 Monaten sowie zu einer Busse von Fr. 2'000.-. 
A.F.________ wurde mit Verfügung der Fremdenpolizei des Kantons St. Gallen vom
29. Juli 1998 erstmals fremdenpolizeilich verwarnt, da er in strafrechtlicher
und finanzieller Hinsicht zu berechtigten Klagen Anlass gegeben habe. Mit
Verfügung des Ausländeramts des Kantons St. Gallen vom 22. März 2006 erfolgte
eine zweite Verwarnung, da weitere strafrechtliche Verfehlungen hinzugekommen
seien und er seinen finanziellen Verpflichtungen immer noch nicht
ordnungsgemäss nachkomme. Am 3. Januar 2012 stellte das Migrationsamt des
Kantons St. Gallen nach weiteren Verurteilungen von A.F.________ fest, aufgrund
seines Verhaltens seien die Voraussetzungen für den Widerruf seiner
Niederlassungsbewilligung erfüllt. Es drohte ihm den Bewilligungswiderruf an
und ermahnte ihn, sich künftig in jeder Beziehung klaglos zu verhalten. 
Nach Gewährung des rechtlichen Gehörs widerrief das Migrationsamt des Kantons
St. Gallen mit Verfügung vom 12. Mai 2016 die Niederlassungsbewilligung von
A.F.________ und ordnete an, dieser habe die Schweiz am Tag seiner
Haftentlassung oder - sollte er sich bei Rechtskraft der Verfügung bereits in
Freiheit befinden - spätestens 60 Tage nach Rechtskraft der Verfügung zu
verlassen. 
 
B.  
Den gegen diesen Entscheid erhobenen Rekurs wies das Sicherheits- und
Justizdepartement des Kantons St. Gallen am 22. November 2016 ab. Die
Beschwerde an das Verwaltungsgericht des Kantons St. Gallen blieb ebenfalls
ohne Erfolg (Urteil vom 26. Oktober 2017). 
 
C.  
Mit Eingabe an das Bundesgericht vom 29. November 2017 erhebt A.F.________
Beschwerde in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten. Er beantragt, der
Entscheid des Verwaltungsgerichts des Kantons St. Gallen vom 26. Oktober 2017
sei ersatzlos aufzuheben, eventualiter sei der Entscheid aufzuheben und
A.F.________ sei zu verwarnen, subeventualiter sei die Angelegenheit zur
Neubeurteilung an die Vorinstanz zurückzuweisen. 
Auf das Gesuch um aufschiebende Wirkung ist der Präsident der II.
öffentlich-rechtlichen Abteilung des Bundesgerichts mit Verfügung vom 11.
Dezember 2017 nicht eingetreten, da die Aufforderung im angefochtenen Urteil,
die Schweiz spätestens 60 Tage nach Rechtskraft der dem Verfahren zugrunde
liegenden Verfügung zu verlassen, mangels Rechtskraft derselben noch keine
Wirkung entfaltet und das Gesuch damit ins Leere stösst. 
Das Verwaltungsgericht des Kantons St. Gallen und das Sicherheits- und
Justizdepartement des Kantons St. Gallen beantragen die Abweisung der
Beschwerde. Das Migrationsamt des Kantons St. Gallen und das Staatssekretariat
für Migration lassen sich nicht vernehmen. Der Beschwerdeführer hält
replikweise an seinen Anträgen fest. 
 
 
Erwägungen:  
 
1.  
Gegen den Widerruf der Niederlassungsbewilligung steht die Beschwerde in
öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten offen (Art. 83 lit. c Ziff. 2 BGG [e
contrario]; BGE 135 II 1 E. 1.2.1 S. 4). Da die übrigen
Sachurteilsvoraussetzungen erfüllt sind, ist auf die Beschwerde einzutreten. 
 
2.  
Gemäss Art. 63 Abs. 2 i.V.m. Art. 63 Abs. 1 lit. a und Art. 62 Abs. 1 lit. b
AuG kann die Niederlassungsbewilligung einer ausländischen Person, die sich
seit mehr als 15 Jahren ununterbrochen und ordnungsgemäss in der Schweiz
aufhält, widerrufen werden, wenn sie zu einer längerfristigen Freiheitsstrafe
verurteilt wurde. Als längerfristig gilt nach der gefestigten Rechtsprechung
eine Freiheitsstrafe von mehr als einem Jahr (BGE 139 I 145 E. 2.1 S. 147), und
zwar unabhängig davon, ob die Strafe bedingt, teilbedingt oder unbedingt zu
vollziehen ist (BGE 139 I 31 E. 2.1 S. 32). 
Der Beschwerdeführer bestreitet nicht, dass der Widerrufsgrund von Art. 63 Abs.
2 i.V.m. Art. 63 Abs. 1 lit. a und Art. 62 Abs. 1 lit. b AuG angesichts seiner
Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von 20 Monaten erfüllt ist. Er rügt
jedoch, der Widerruf der Niederlassungsbewilligung sei unverhältnismässig. Die
Vorinstanz hätte ihn - wenn überhaupt - höchstens verwarnen dürfen. 
 
3.  
Liegt ein Widerrufsgrund vor, so ist zu prüfen, ob diese Massnahme
verhältnismässig erscheint (Art. 96 AuG; BGE 139 I 145 E. 2.2 S. 147 f.).
Gemäss Art. 96 Abs. 1 AuG berücksichtigen die zuständigen Behörden bei der
Ermessensausübung die öffentlichen Interessen und die persönlichen Verhältnisse
sowie den Grad der Integration der Ausländerinnen und Ausländer. Bei der
Prüfung sind namentlich die Schwere des Delikts und des Verschuldens, der seit
der Tat vergangene Zeitraum und das Verhalten während diesem, die Dauer der
Anwesenheit in der Schweiz und der Grad der Integration sowie die der
betroffenen Person und ihrer Familie drohenden Nachteile zu beachten (BGE 139 I
16 E. 2.2.1 S. 19). Ebenfalls zu berücksichtigen ist das Interesse an der
Verhütung weiterer Straftaten (Art. 80 Abs. 2 VZAE; vgl. Urteil 2C_833/2015 vom
24. März 2016 E. 3.3 in fine mit Hinweisen). Die Niederlassungsbewilligung
eines Ausländers, der sich schon seit langer Zeit hier aufhält, soll aus
Gründen der Verhältnismässigkeit nur mit Zurückhaltung widerrufen oder nicht
mehr verlängert werden. Bei wiederholter oder schwerer Straffälligkeit ist dies
jedoch selbst dann nicht ausgeschlossen, wenn er hier geboren ist und sein
ganzes bisheriges Leben im Land verbracht hat (BGE 139 I 16 E. 2.2.1 S. 19).
Bei schweren Straftaten und bei Rückfall bzw. wiederholter Delinquenz besteht
regelmässig ein wesentliches öffentliches Interesse daran, die Anwesenheit
eines Ausländers zu beenden, der die Sicherheit und Ordnung beeinträchtigt
(vgl. Urteil 2C_898/2014 vom 6. März 2015 E. 3.2 mit Hinweisen). 
 
4.  
 
4.1. Der Beschwerdeführer beruft sich auf den Schutz des Familienlebens gemäss 
Art. 8 Ziff. 1 EMRK bzw. Art. 13 Abs. 1 BV und macht geltend, die
Interessenabwägung durch die Vorinstanz sei völlig einseitig erfolgt.  
Angesichts der Fülle der von ihm begangenen Straftaten sei die Freiheitsstrafe
von 20 Monaten als mild zu bezeichnen, so dass sein Verschulden keinesfalls
sehr hoch gewesen sein könne. Ausserdem sei die Strafe teilbedingt
ausgesprochen worden, was zeige, dass das Gericht von einer günstigen Prognose
ausgegangen sei. Bei den ihm zur Last gelegten Straftaten handle es sich nicht
um Delikte gegen Leib und Leben oder Betäubungsmitteldelikte, bei denen der
Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung Vorrang habe. Dass er gegen das
SVG verstossen habe, belege noch lange nicht, dass er Leib und Leben anderer
Menschen gefährdet habe. Sodann habe die Vorinstanz für die Bemessung des
Verschuldens in willkürlicher Weise auf das Schreiben des Amts für
Justizvollzug des Kantons St. Gallen vom 2. Juni 2016 abgestellt, welchem
offenbar Probleme im Strafvollzug zugrunde gelegen hätten. Ebenso unzulässig
sei es, die im Strafregister nicht mehr ersichtlichen Verurteilungen aus dem
Jahr 1995 aufzuführen. 
Der Beschwerdeführer lebe seit bald 30 Jahren in der Schweiz und sei sehr gut
integriert. Seit der Tatbegehung sei zudem einige Zeit verstrichen, in der er
sich wohlverhalten habe. Die vor längerer Zeit bezogene Sozialhilfe habe er
vollumfänglich zurückerstattet. Angesichts seiner langen Anwesenheit in der
Schweiz könne nicht davon ausgegangen werden, dass er sich im Kosovo sozial und
beruflich werde integrieren können. Zudem würden seine Ehefrau und das
minderjährige Kind in die Armut und Sozialhilfe abrutschen, wenn er seine Rolle
als Ernährer nicht mehr wahrnehmen könne. Seine privaten Interessen am Verbleib
in der Schweiz würden gegenüber dem öffentlichen Interesse am Widerruf seiner
Niederlassungsbewilligung klar überwiegen. 
 
4.2. Ausgangspunkt und Massstab für die Beurteilung des migrationsrechtlichen
Verschuldens ist die vom Strafrichter verhängte Strafe (BGE 134 II 10 E. 4.2 S.
23; 129 II 215 E. 3.1 S. 216). Im Rahmen des ausländerrechtlichen Verfahrens
erfolgt keine erneute Abwägung der Elemente, die zur verschuldensabhängigen
Strafzumessung führten. Das Bundesgericht geht regelmässig vom im
Strafverfahren festgestellten Verschulden aus.  
 
4.2.1. Der Beschwerdeführer wurde zu einer Freiheitsstrafe von 20 Monaten
verurteilt. Die dem Urteil zugrundeliegenden Straftaten (Führen eines
Motorfahrzeugs trotz Verweigerung, Entzugs oder Aberkennung des Ausweises,
Fahren ohne Fahrzeugausweis und Kontrollschilder, missbräuchliche Verwendung
von Ausweisen und/oder Kontrollschildern, einfache Verletzung der
Verkehrsregeln, Widerhandlung gegen das Strassenverkehrsgesetz, versuchte
falsche Anschuldigung und falsche Anschuldigung) können einzeln nicht als
besonders schwerwiegend bezeichnet werden. Die Schwere der Sanktion ist daher
vorliegend auf die wiederholte und gehäufte Tatbegehung zurückzuführen. Dennoch
ist darauf hinzuweisen, dass Strassenverkehrsdelikte grundsätzlich geeignet
sind, Leib und Leben von Drittpersonen zu gefährden, und dass der
Beschwerdeführer diese Gefahr gemäss den Feststellungen der Vorinstanz in der
Vergangenheit bisweilen in Kauf genommen hatte, indem er alkoholisiert oder mit
übersetzter Geschwindigkeit fuhr. Angesichts der fortgesetzten Straffälligkeit
trotz Verurteilungen, ausländerrechtlicher Verwarnungen und Androhung des
Widerrufs der Niederlassungsbewilligung ist der Beschwerdeführer zweifellos als
uneinsichtig und unbelehrbar zu bezeichnen. Mit seinem Verhalten legte er nicht
zuletzt eine ausserordentliche Gleichgültigkeit gegenüber der Rechtsordnung und
den ihm auferlegten Strafen an den Tag.  
Der Beschwerdeführer rügt, die Vorinstanz hätte für die Bemessung des
Verschuldens nicht auf das Schreiben des Amts für Justizvollzug vom 2. Juni
2016 abstellen dürfen. Tatsächlich lässt dieses nach dem Strafurteil vom 7.
Januar 2016 verfasste, die Frage eines Strafvollzugs in Form von
Halbgefangenschaft betreffende Schreiben keine Rückschlüsse auf das im
Strafverfahren festgestellte Verschulden zu. Aufgrund der Aktenlage erscheint
es indes keineswegs willkürlich, dass die Vorinstanz den Beschwerdeführer als
uneinsichtig und unbelehrbar bezeichnete und ihm eine ungünstige Prognose
stellte. 
 
4.2.2. Bereits seit 1995 wurde der Beschwerdeführer regelmässig straffällig,
und es ist nicht ersichtlich, dass sich sein Verhalten über die Jahre gebessert
hätte. Entgegen seiner in der Beschwerde geäusserten Auffassung ist es der
Ausländerbehörde nicht verwehrt, strafrechtlich relevante Daten, die sich in
ihren Akten befinden, namentlich solche, die Anlass zu einer
fremdenpolizeilichen Verwarnung gaben, auch nach deren Löschung aus dem
Strafregister in die Beurteilung des Verhaltens des Ausländers einzubeziehen.
Dabei kann weit zurückliegenden Straftaten in der Regel selbstverständlich
keine grosse Bedeutung mehr zukommen, insbesondere wenn es sich um relativ
geringfügige Verfehlungen handelt. Bei der im Rahmen der
Verhältnismässigkeitsprüfung vorzunehmenden ausländerrechtlichen
Interessenabwägung kann nicht ausgeblendet werden, wie sich der betroffene
Ausländer während seiner gesamten Anwesenheit in der Schweiz verhalten hat
(vgl. Urteile 2D_37/2014 vom 9. Februar 2015 E. 3.2.3; 2C_136/2013 vom 30.
Oktober 2013 E. 4.2 mit Hinweisen).  
 
4.2.3. In seiner Verfügung vom 3. Januar 2012, mit welcher dem Beschwerdeführer
der Widerruf seiner Niederlassungsbewilligung angedroht wurde, erwog das
Migrationsamt, aufgrund der vielen Verurteilungen und der Unbelehrbarkeit des
Beschwerdeführers wäre der Widerruf der Niederlassungsbewilligung angezeigt. Da
er sich seit 1988 in der Schweiz aufhalte, erscheine es indes angemessen, ihm
den Widerruf der Niederlassungsbewilligung lediglich anzudrohen und nochmals
eine letzte Chance zu geben. Diese Chance wusste der Beschwerdeführer nicht zu
nutzen, sondern verletzte die Rechtsordnung weiterhin regelmässig. Dem Umstand,
dass er sich nun seit einiger Zeit wohlverhalten habe, kann keine
ausschlaggebende Bedeutung zugemessen werden, zumal er sich teilweise (mit
Unterbrüchen) im Strafvollzug befand und unter dem Eindruck des Strafverfahrens
und -vollzugs sowie des ausländerrechtlichen Verfahrens stand. Die vorgebrachte
straffreie Zeit ist daher zu relativieren. Unter Berücksichtigung der
jahrzehntelangen systematischen Missachtung der Gesetze, an welcher der
drohende Verlust seines Aufenthaltsrechts nichts zu ändern vermochte, ist das
ausländerrechtliche Verschulden des Beschwerdeführers als erheblich zu
bezeichnen und es kann ihm keine gute Prognose gestellt werden.  
An der Fernhaltung des Beschwerdeführers besteht nach dem Gesagten ein
erhebliches öffentliches Interesse, das nur durch entsprechend gewichtige
private Interessen aufgewogen werden könnte, d.h. wenn aussergewöhnlich
schwerwiegende Umstände gegen eine Wegweisung sprechen würden. 
 
4.3. Das Interesse des Beschwerdeführers am Verbleib in der Schweiz ergibt sich
aus der Tatsache, dass er seit 1988 hier lebt, hier eine Familie gegründet hat
und seit vielen Jahren einer Arbeitstätigkeit nachgeht.  
Die Vorinstanz ging davon aus, dass der Beschwerdeführer mit den Sitten und
Gebräuchen in seiner Heimat sowie mit der dortigen Sprache bestens vertraut
sei. Sie verwies auf dieerstinstanzliche Verfügung des Migrationsamts, in
welcher festgehalten wurde, es sei nicht glaubhaft, dass er praktisch keine
Beziehung zum Heimatland habe, zumal er sich gemäss eigenen Angaben im Dezember
2011 dort aufgehalten habe. Selbst wenn er sich im Kosovo ein neues
Beziehungsnetz aufbauen müsste und die Rückkehr zweifellos mit wirtschaftlichen
und persönlichen Schwierigkeiten verbunden sei, könne ihm zugemutet werden,
dorthin zurückzukehren. Der Beschwerdeführer weist zwar zu Recht darauf hin,
dass die schlechten Deutschkenntnisse seiner Ehefrau entgegen der Argumentation
im angefochtenen Entscheid nicht automatisch auf eine enge Bindung von ihm zum
Kosovo schliessen lassen. Hingegen lässt dieser Umstand auf seine eigenen
Kenntnisse zumindest einer der Landessprachen schliessen, was im Rahmen der
Verhältnismässigkeitsprüfung zu beachten ist. Im Übrigen hält er den genannten
Erwägungen nichts Stichhaltiges entgegen und äussert sich nicht weiter zur
vermuteten Bindung zum Kosovo oder zu einem allfälligen Beziehungsnetz. Er
führt auch keine Gründe auf, die im konkreten Fall eine soziale und
wirtschaftliche Integration im Kosovo in unzumutbarer Weise erschweren würden.
Der Umstand, dass dies - nicht zuletzt aufgrund der dortigen wirtschaftlichen
Situation - nicht einfach sein wird, genügt nicht für die Annahme der
Unzumutbarkeit der Rückkehr. Sodann führen auch die gemäss der Beschwerde
zukünftig zu erwartenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Ehefrau nicht zu
einem anderen Resultat: Es kann ihr zugemutet werden, sich eine Arbeitsstelle
zu suchen, und es ist nicht zum Vornherein von einer bevorstehenden
längerfristigen Sozialhilfeabhängigkeit seiner Ehefrau und des minderjährigen
Kindes auszugehen. 
Der Beschwerdeführer rügt, die Vorinstanz hätte nicht auf seine früheren
Betreibungen abstellen dürfen, da diese einzig im Rahmen des Widerrufsgrunds
von Art. 63 Abs. 1 lit. b AuG geprüft werden könnten, welcher vorliegend
eindeutig nicht erfüllt sei. Es ist unbestritten, dass der Widerruf der
Niederlassungsbewilligung vorliegend nicht in Anwendung von Art. 63 Abs. 1 lit.
b AuG aufgrund der finanziellen Situation des Beschwerdeführers oder wegen
früherer Schulden oder Betreibungen erfolgt, sondern gemäss Art. 63 Abs. 2
i.V.m. Art. 63 Abs. 1 lit. a und Art. 62 Abs. 1 lit. b AuG infolge der
Verurteilung zu einer längerfristigen Freiheitsstrafe (vgl. E. 2 hiervor). Dass
die Vorinstanz im Rahmen der Verhältnismässigkeitsprüfung und der damit
zusammenhängenden Abklärungen zur Integration des Beschwerdeführers dessen
finanzielle Situation in ihre Erwägungen einbezog, ist nicht zu beanstanden. 
 
4.4. Mit Blick auf seine Beziehung zur Ehefrau und dem minderjährigen Sohn kann
sich der Beschwerdeführer auf das Recht auf Achtung des Familienlebens berufen
(Art. 13 Abs. 1 BV; Art. 8 Ziff. 1 EMRK). Dieser Anspruch gilt nicht absolut.
Gemäss Art. 8 Ziff. 2 EMRK ist ein Eingriff in das geschützte Rechtsgut
statthaft, soweit er gesetzlich vorgesehen und in einer demokratischen
Gesellschaft für die nationale oder öffentliche Sicherheit, für das
wirtschaftliche Wohl des Landes, zur Aufrechterhaltung der Ordnung, zur
Verhütung von Straftaten, zum Schutz der Gesundheit oder der Moral oder zum
Schutz der Rechte und Freiheiten anderer notwendig ist. Analoge Voraussetzungen
ergeben sich aus Art. 36 BV im Hinblick auf einen Eingriff in Art. 13 BV (BGE
135 I 143 E. 2.1 S. 147).  
Die Ehefrau und die Kinder des Beschwerdeführers verfügen in der Schweiz über
Niederlassungsbewilligungen. Während die Rückkehr in den Kosovo für die
Ehefrau, die dort aufgewachsen ist und sich gemäss den vorinstanzlichen
Feststellungen und den Vorbringen in der Beschwerde weder beruflich noch
sprachlich in besonderem Mass in der Schweiz integriert hat, grundsätzlich
denkbar scheint, dürfte ein Umzug dorthin für den jüngsten, 17-jährigen Sohn,
der in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist, nicht zumutbar sein. Da sie
über Niederlassungsbewilligungen verfügen, können die Ehefrau und der jüngste
Sohn indes unbesehen der Rückkehr des Beschwerdeführers in den Kosovo in der
Schweiz bleiben. Die ehelichen und familiären Beziehungen zum Gatten bzw. Vater
können über die Grenzen hinweg im Rahmen wechselseitiger Besuche sowie mittels
der modernen Kommunikationsmittel aufrecht erhalten werden. Im Übrigen dürfte
es für die ebenfalls aus dem Kosovo stammende Ehefrau des Beschwerdeführers
innert absehbarer Zeit ebenfalls möglich sein, zu ihrem Ehemann in den Kosovo
zurückzukehren, wenn der jüngste Sohn volljährig und selbständig geworden ist.
Dass die gemeinsamen Kinder über die Volljährigkeit hinaus in einem
Abhängigkeitsverhältnis zu den Eltern stünden und auf besondere Unterstützung
angewiesen wären (vgl. BGE 144 II 1 E. 6.1 S. 13 mit Hinweisen), wird nicht
geltend gemacht und ist auch nicht ersichtlich. 
Der Eingriff in das Familien- und Eheleben des Beschwerdeführers erweist sich
nach dem Gesagten als zulässig. 
 
4.5. Eine weitere Ermahnung als mildere Massnahme rechtfertigt sich vorliegend
nicht (Art. 96 Abs. 2 AuG; vgl. Urteil 2C_43/2018 vom 28. Juni 2018 E. 4.4.1).
Der Beschwerdeführer wurde wiederholt verwarnt, ohne dass ihn dies veranlasst
hätte, sein Verhalten zu ändern. Dass eine weitere Verwarnung den angestrebten
Zweck erreichen würde, ist nicht zu erwarten.  
 
4.6. In Anbetracht aller Umstände hat die Vorinstanz kein Bundes- oder
Konventionsrecht verletzt, indem sie das öffentliche Interesse an der
Beendigung der Anwesenheit des Beschwerdeführers in der Schweiz dem Interesse
des Beschwerdeführers an einem Verbleib hat vorgehen lassen. Der Widerruf der
Niederlassungsbewilligung erweist sich als verhältnismässig.  
 
4.7. Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass eine strafrechtliche Verurteilung
die Erteilung einer neuen Aufenthaltsbewilligung nicht zwingend ein für allemal
verunmöglicht. Soweit die von den Entfernungsmassnahmen betroffene ausländische
Person nach wie vor einen Rechtsanspruch auf Erteilung einer
Aufenthaltsbewilligung hat, kann nach einer gewissen Zeit - in der Regel nach
fünf Jahren - eine Neubeurteilung angezeigt sein, sofern die betreffende Person
das Land verlassen und sich in dieser Zeit bewährt hat (Urteile 2C_935/2017 vom
17. Mai 2018 E. 4.3.1 f.; 2C_1224/2013 vom 12. Dezember 2014 E. 5.1.2).  
 
5.  
Aufgrund dieser Erwägungen erweist sich die Beschwerde als unbegründet und ist
abzuweisen. Bei diesem Ausgang des Verfahrens hat der Beschwerdeführer dessen
Kosten zu tragen (Art. 66 Abs. 1 BGG). Parteientschädigungen sind nicht
geschuldet (Art. 68 Abs. 4 BGG). 
 
 
 Demnach erkennt das Bundesgericht:  
 
1.   
Die Beschwerde in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten wird abgewiesen. 
 
2.   
Die Gerichtskosten von Fr. 2'000.- werden dem Beschwerdeführer auferlegt. 
 
3.   
Dieses Urteil wird den Verfahrensbeteiligten, dem Verwaltungsgericht des
Kantons St. Gallen, Abteilung II, und dem Staatssekretariat für Migration
schriftlich mitgeteilt. 
 
 
Lausanne, 7. August 2018 
 
Im Namen der II. öffentlich-rechtlichen Abteilung 
des Schweizerischen Bundesgerichts 
 
Der Präsident: Seiler 
 
Die Gerichtsschreiberin: Straub 

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