Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

I. Öffentlich-rechtliche Abteilung, Beschwerde in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten 1C.332/2017
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Bundesgericht 
Tribunal fédéral 
Tribunale federale 
Tribunal federal 
 
 

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1C_332/2017            

 
 
 
Urteil vom 23. Februar 2018  
 
I. öffentlich-rechtliche Abteilung  
 
Besetzung 
Bundesrichter Merkli, Präsident, 
Bundesrichter Chaix, Kneubühler, 
Gerichtsschreiber Stohner. 
 
Verfahrensbeteiligte 
A.________ AG, 
Beschwerdeführerin, 
vertreten durch Rechtsanwalt Dr. Martin Michel, 
 
gegen  
 
1. B.________, 
vertreten durch Rechtsanwalt Marco Panayiotou, 
2. C.________, 
Beschwerdegegner, 
 
Gemeinderat Arth, 
Rathausplatz 6, Postfach 263, 6415 Arth, 
Amt für Raumentwicklung des Kantons Schwyz, 
Bahnhofstrasse 14, Postfach 1186, 6431 Schwyz, 
Regierungsrat des Kantons Schwyz, 
Bahnhofstrasse 9, Postfach 1260, 6431 Schwyz. 
 
Gegenstand 
Baubewilligung, 
 
Beschwerde gegen den Entscheid des Verwaltungsgerichts des Kantons Schwyz,
Kammer III, vom 9. Mai 2017 (III 2016 204). 
 
 
Sachverhalt:  
A. 
Mit Baugesuch vom 7. Juli 2015 ersuchte B.________ den Gemeinderat Arth um die
Bewilligung für den Abbruch und Neubau des Wohnhauses (inklusive der nördlich
an das Haus angebauten Einzelgarage) sowie den Umbau des Bootshauses auf dem
Grundstück KTN 129 Arth (673 m2), welches im Eigentum von C.________ steht. Das
Grundstück liegt zwischen dem Zugersee und der Kantonsstrasse (Zugerstrasse).
Die Tiefe des Grundstücks (Distanz Zugerstrasse bis Seeufer) beträgt zwischen
10 und 22 m. Das bestehende Wohnhaus unterschreitet sowohl den gesetzlichen
Strassen- als auch den Gewässerabstand. 
Das Bauvorhaben wurde im Amtsblatt vom 31. Juli 2015 publiziert und öffentlich
aufgelegt. Hiergegen erhob die A.________ AG am 20. August 2015 beim
Gemeinderat Arth öffentlich-rechtliche Einsprache. Die A.________ AG ist
Eigentümerin des nördlich an das Baugrundstück angrenzenden Grundstücks KTN 130
(3'831 m2) sowie der auf der anderen Seite der Zugerstrasse gelegenen
Grundstücke KTN 147 (232 m2) und KTN 1101 (1'506 m2). Am 27. August 2015 teilte
das kantonale Amt für Raumentwicklung (ARE/SZ) der Bauherrschaft mit, dass das
Bauvorhaben nicht bewilligungsfähig sei. B.________ reichte in der Folge
überarbeitete Projektpläne ein. 
Mit Gesamtentscheid vom 19. Januar 2016 erteilte das ARE/SZ die kantonale
Baubewilligung unter Auflagen und Nebenbestimmungen. Mit Beschluss vom 1.
Februar 2016 erteilte der Gemeinderat Arth die Baubewilligung. Die Einsprache
der A.________ AG wurde abgewiesen und die kantonale Baubewilligung des ARE/SZ
wurde zum integrierenden Bestandteil der Baubewilligung erklärt. 
Gegen die Baubewilligung vom 1. Februar 2016 reichte die A.________ AG am 29.
Februar 2016 Beschwerde an den Regierungsrat des Kantons Schwyz ein. Mit
Beschluss vom 18. Oktober 2016 wies dieser die Beschwerde ab. 
Diesen Entscheid focht die A.________ AG mit Eingabe vom 15. November 2016 beim
Verwaltungsgericht des Kantons Schwyz an, welches die Beschwerde mit Entscheid
vom 9. Mai 2017 abwies. 
B. 
Mit Eingabe vom 14. Juni 2017 führt die A.________ AG Beschwerde in
öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten an das Bundesgericht mit den
Hauptanträgen, den angefochtenen Entscheid aufzuheben und die Baubewilligung zu
verweigern. 
Das Verwaltungsgericht und das ARE/SZ stellen Antrag auf Beschwerdeabweisung.
Der Regierungsrat und der Gemeinderat Arth verzichten auf Vernehmlassungen zur
Beschwerde. Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat eine Stellungnahme eingereicht,
ohne Anträge zu stellen. Die Beschwerdeführerin hält an ihrem Standpunkt und an
ihren Anträgen fest. 
 
 
Erwägungen:  
 
1.  
 
1.1. Dem angefochtenen Urteil der Vorinstanz liegt eine baurechtliche
Streitigkeit und damit eine öffentlich-rechtliche Angelegenheit zugrunde. Das
Bundesgerichtsgesetz enthält auf dem Gebiet des Raumplanungs- und Baurechts
keinen Ausschlussgrund von der Beschwerde in öffentlich-rechtlichen
Angelegenheiten (Art. 82 lit. a und Art. 83 BGG). Die Beschwerdeführerin hatte
im vorinstanzlichen Verfahren Parteistellung (Art. 89 Abs. 1 lit. a BGG). Als
Nachbarin im baurechtlichen Sinne ist sie durch das angefochtene Urteil
besonders berührt (lit. b) und hat ein schutzwürdiges Interesse an dessen
Aufhebung (lit. c). Sie ist zur Beschwerdeführung berechtigt.  
 
1.2. Mit der Beschwerde in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten können
Rechtsverletzungen im Sinne von Art. 95 BGG gerügt werden. Das Bundesgericht
wendet das Recht von Amtes wegen an (Art. 106 Abs. 1 BGG), doch prüft es, unter
Berücksichtigung der allgemeinen Rüge- und Begründungspflicht (Art. 42 Abs. 1
und 2 BGG), nur die geltend gemachten Vorbringen, falls allfällige weitere
rechtliche Mängel nicht geradezu offensichtlich sind (BGE 133 II 249 E. 1.4.1
S. 254). Hinsichtlich der Verletzung von Grundrechten - einschliesslich der
willkürlichen Anwendung von kantonalem Recht und Willkür bei der
Sachverhaltsfeststellung (Art. 9 BV) - gilt eine qualifizierte Rügepflicht (
Art. 106 Abs. 2 BGG; vgl. BGE 138 I 274 E. 1.6 S. 281 f.; 136 I 229 E. 4.1 S.
235).  
 
2.  
 
2.1. Die Beschwerdeführerin rügt eine Verletzung des verfassungs- und
konventionsmässigen Verhandlungs- und Gehörsanspruchs (Art. 29 Abs. 2 BV und 
Art. 6 Ziff. 1 EMRK). Sie habe im vorinstanzlichen Verfahren erklärt, sie sei
bereit, auf eine mündliche, öffentliche Verhandlung zu verzichten, sofern ein
Augenschein angesetzt werde. Die Vorinstanz habe in der Folge ihren Entscheid
gefällt, ohne zuvor einen Augenschein oder eine Parteiverhandlung
durchzuführen.  
 
2.2. Der Rechtsvertreter der Beschwerdeführerin äusserte sich im
vorinstanzlichen Verfahren mit Schreiben vom 18. April 2017 an die Vorinstanz
wie folgt: "Meine Mandantschaft ist bereit, auf eine Verhandlung zu verzichten.
Sie ist aber gleichzeitig der Auffassung, dass ein Augenschein notwendig
bleibt." Mit Schreiben vom 19. April 2017 informierte die Vorinstanz die
übrigen Verfahrensbeteiligten über den "Verzicht auf eine mündliche Verhandlung
sowie Festhalten am Antrag auf Durchführung eines Augenscheins" seitens der
Beschwerdeführerin. Auf diese Mitteilung reagierte die Beschwerdeführerin,
welcher das Schreiben der Vorinstanz zur Kenntnisnahme zugestellt wurde, nicht.
 
Vor diesem Hintergrund findet die von der Beschwerdeführerin geltend gemachte
Verknüpfung zwischen der Durchführung eines Augenscheins und dem Verzicht auf
eine öffentliche Verhandlung in den Akten keine Stütze. Entsprechend kann offen
bleiben, ob ein solch bedingter Antrag auf Durchführung einer öffentlichen
Verhandlung überhaupt zulässig ist. Die Vorinstanz konnte und durfte die
Erklärung der Beschwerdeführerin vom 18. April 2017 in guten Treuen so
verstehen, dass die Beschwerdeführerin auf eine öffentliche Verhandlung
verzichtet. 
 
3.  
 
3.1. Die Beschwerdeführerin macht geltend, das geplante Gebäude liege
vollumfänglich im Gewässerraum. Gemäss Art. 41c Abs. 1 GSchV (SR 814.201)
dürften im Gewässerraum nur standortgebundene, im öffentlichen Interesse
liegende Anlagen erstellt werden. Das bestehende Gebäude dürfe nach erfolgtem
Abbruch nicht durch das geplante neue Gebäude ersetzt werden, da die Kriterien
der Bestandesgarantie nicht erfüllt seien.  
 
3.2.  
 
3.2.1. Die Kantone legen den Gewässerraum fest (vgl. Art. 36a Abs. 1 GSchG [SR
814.20]). Gemäss Art. 41c GSchV dürfen im Gewässerraum (vgl. hierzu Art. 41a
und Art. 41b GSchV) nur standortgebundene, im öffentlichen Interesse liegende
Anlagen wie Fuss- und Wanderwege, Flusskraftwerke oder Brücken erstellt werden
(vgl. Abs. 1). Anlagen im Gewässerraum sind in ihrem Bestand grundsätzlich
geschützt, sofern sie rechtmässig erstellt wurden und bestimmungsgemäss nutzbar
sind (vgl. Abs. 2).  
In den Übergangsbestimmungen der GSchV zur Änderung vom 4. Mai 2011 wird
vorgeschrieben, dass die Kantone den Gewässerraum gemäss Art. 41a und 41b GSchV
bis zum 31. Dezember 2018 festlegen (vgl. Abs. 1). Solange sie den Gewässerraum
nicht festgelegt haben, gelten die Vorschriften für Anlagen nach Art. 41c Abs.
1 und 2 GSchV entlang von Gewässern auf einem beidseitigen Streifen mit einer
Breite von je 20 m bei stehenden Gewässern mit einer Wasserfläche von mehr als
0,5 ha (vgl. Abs. 2 lit. c). In Übereinstimmung hiermit bestimmt § 66 des
Planungs- und Baugesetzes des Kantons Schwyz vom 14. Mai 1987 (PBG/SZ; SRSZ
400.100), dass Bauten und Anlagen gegenüber Seen einen Mindestabstand von 20 m
ab Grenze der Wasserzone einzuhalten haben. 
Auf der Parzelle der Beschwerdegegner wurde der Gewässerraum vom Kanton noch
nicht ausgeschieden. Entsprechend gilt ein übergangsrechtlicher Gewässerraum
von 20 m ab Uferlinie, womit die Parzelle KTN 129 unbestrittenermassen in den
Gewässerraum zu liegen kommt. Gleiches ergibt sich aus § 66 PBG/SZ. Das ARE/SZ
stimmte der Unterschreitung des Gewässerabstands im Sinne von § 76 Abs. 3 PBG/
SZ zu. 
 
3.2.2. Nach der bundesgerichtlichen Rechtsprechung richtet sich der
Bestandesschutz innerhalb der Bauzone primär nach kantonalem Recht. Die
kantonale Regelung des Bestandesschutzes hat zum einen die Eigentumsgarantie (
Art. 26 BV) zu respektieren, darf zum andern aber auch nicht dazu führen, dass
die bundesrechtlichen Bestimmungen zum Gewässerraum ausgehöhlt werden (Urteil
1C_473/2015 vom 22. März 2016 E. 4.2 mit Hinweisen, in: URP 2016 S. 375).  
Gemäss § 72 PBG/SZ sind bestehende, rechtmässig erstellte Bauten und Anlagen,
die den neuen Vorschriften widersprechen, in ihrem Bestand garantiert (Abs. 1).
Wenn ein bestehendes Gebäude abgebrochen oder durch höhere Gewalt zerstört oder
in seinem Umfang vermindert wird, so hat der Eigentümer fünf Jahre lang das
Recht, es im früheren Umfang wieder aufzubauen (Abs. 3 Satz 1). 
 
3.3. Die Vorinstanz hat den Abbruch und den Neubau des Wohnhauses inklusive
Garage sowie den Umbau des Bootshauses als von der kantonalen Bestandesgarantie
gedeckt und damit im Gewässerraum als zulässig beurteilt.  
Die Vorinstanz hat erwogen, aufgrund der bei der Gemeinde greifbaren
Planunterlagen aus dem Jahr 1951 lasse sich schliessen, dass das damals
realisierte Bauvorhaben von den zuständigen Bewilligungsbehörden als materiell
rechtmässig beurteilt worden sei. Die Beschwerdegegner könnten sich daher auf
die Bestandesgarantie von § 72 Abs. 1 PBG/SZ berufen. Nach der kantonalen
Rechtsprechung zu § 72 Abs. 3 Satz 1 PBG/SZ verlange die Beanspruchung des
Wiederaufbaurechts für ein abzubrechendes Gebäude kein sklavisches Festhalten
an den bisherigen Gebäudeformen. Indessen habe praxisgemäss der frühere Umfang
als Richtschnur des Wiederaufbaus zu gelten. Ausserdem müsse auch die
nutzungsmässige Wesensgleichheit gewährleistet sein. 
Die Vorinstanz hat weiter ausgeführt, im zu beurteilenden Fall verringere sich
das Gesamtvolumen - unter Einschluss der neu zu erstellenden Doppelgarage -
gemäss der kubischen Berechnungen vom 24. Januar 2016 um rund 6 % (neu 1'057,52
m3 statt bisher 1'118,08 m3). Zwar solle das bisherige Giebeldach durch ein
Flachdach ersetzt werden. Die neue (Ersatz-) Baute wahre indessen den
bisherigen Grundriss und halte die baugesetzlichen Vorgaben an die Höhe ein.
Die Erhöhung des Gebäudes gegenüber der bestehenden Baute erkläre sich mit der
Anpassung der Raumhöhen an zeitgemässes Wohnen. Die Oberkante des Flachdachs
bleibe dabei unter der Giebelhöhe der bestehenden Baute. 
 
3.4. Das BAFU kommt in seiner Stellungnahme an das Bundesgericht zum Schluss,
die vorinstanzliche Einschätzung sei aus Sicht der bundesrechtlichen
Bestimmungen zum Gewässerraum nicht zu beanstanden. Der geplante Neubau ersetze
einen Altbau mit fast identischer Grundfläche und gleichem Volumen. Der Neubau
halte in der südwestlichen Ecke sogar einen grösseren Abstand zur Uferlinie ein
als das bestehende Gebäude. Die ökologisch relevante Ufermorphologie werde
durch die bestehende Ufermauer, an welcher im Rahmen des Bauprojekts nichts
geändert werde, bereits stark beeinträchtigt. Mit dem Bauprojekt werde die
Vernetzung von Wasser und Land weder verbessert noch verschlechtert. Aus
ökologischer Sicht ergebe sich somit durch den Neubau gesamthaft keine
Verschlechterung gegenüber dem heutigen Zustand.  
 
3.5. Die Beschwerdeführerin rügt keine willkürliche Anwendung kantonalen
Rechts. Eine solche ist auch nicht ersichtlich. Die Vorinstanz hat
nachvollziehbar dargelegt, dass die Vorgaben von § 72 Abs. 3 Satz 1 PBG/SZ
eingehalten werden. Insbesondere stimmt die geplante Neubaute mit dem Grundriss
der bisherigen Baute überein; zudem verringert sich das Gesamtvolumen sogar
leicht. Gewährleistet ist auch die nutzungsmässige Wesensgleichheit.  
Wie vom BAFU überzeugend begründet, führt die kantonale Regelung zum
Bestandesschutz auch nicht dazu, dass die bundesrechtlichen Bestimmungen zum
Gewässerraum ausgehöhlt werden. 
 
4.  
 
4.1. Die Beschwerdeführerin erachtet die Verkehrssicherheit als nicht
gewährleistet, da die kantonalen Behörden das Rückwärtseinfahren in die
Kantonsstrasse ab dem Baugrundstück weiterhin erlaubten.  
 
4.2. Die Vorinstanz hat im angefochtenen Entscheid vorab die Rechtslage gemäss
kantonalem Strassengesetz vom 15. September 1999 (StraG/SZ; SRSZ 442.110)
dargestellt.  
Der Bestand der Strassen und die Sicherheit ihrer Benützer dürfen nicht durch
Bauten, Anlagen, Einrichtungen, Bepflanzungen oder Einfriedungen sowie durch
weitere Einwirkungen aus einem angrenzenden Grundstück beeinträchtigt werden (§
38 Abs. 1 StraG/SZ). Der Strassenträger kann ausnahmsweise das Unterschreiten
des Strassenabstands (bei Hauptstrassen 6,0 m; vgl. § 41 Abs. 1 lit. a StraG/
SZ) bewilligen, wenn die Verkehrssicherheit nicht gefährdet wird und besondere
Verhältnisse vorliegen, wie namentlich zur Vermeidung unzumutbarer Härtefalle
oder aus Gründen des Ortsbildschutzes (§ 42 Abs. 1 StraG/SZ). Die Ausnahme zur
Unterschreitung des Strassenabstands ist Teil der Baubewilligung (§ 42 Abs. 2
StraG/SZ). Das Erstellen neuer und der Aus- oder Umbau bestehender Zufahrten
und privater Zugänge zu Strassen bedürfen einer Bewilligung des Strassenträgers
(§ 47 Abs. 1 StraG/SZ). Eine Bewilligung ist auch erforderlich, wenn über eine
bestehende Zufahrt ein wesentlich grösserer oder andersartiger Verkehr in eine
Strasse geleitet werden soll (§ 47 Abs. 2 StraG/SZ). Die Bewilligung wird
verweigert, wenn der Gemeingebrauch erheblich behindert, die
Umweltschutzvorschriften nicht eingehalten oder die Verkehrssicherheit
gefährdet werden (§ 48 Abs. 1 StraG/SZ). Die Bewilligung kann mit
Nebenbestimmungen verbunden werden (vgl. § 48 Abs. 2 Satz 1 StraG/SZ). 
 
4.3. Die Vorinstanz hat erwogen, das ARE/SZ habe im Gesamtentscheid vom 19.
Januar 2016 gestützt auf die Beurteilung des kantonalen Tiefbauamts die
Einfahrtsbewilligung unter Auflagen erteilt und damit die am 14. Februar 1948
einem Rechtsvorgänger erteilte Einfahrtsbewilligung durch die aktuelle ersetzt.
Das ARE/SZ habe die Voraussetzungen von § 42 StraG/SZ (Ausnahmebewilligung für
die Unterschreitung des Strassenabstands von 6,0 m) als erfüllt erachtet, da
die Verkehrssicherheit durch das Näherbaurecht - der minimale Strassenabstand
des bestehenden wie auch des geplanten Gebäudes betrage 3,65 m - nicht
gefährdet werde und besondere Verhältnisse vorlägen. Aufgrund der engen
Platzverhältnisse sei es den Beschwerdegegnern in Anwendung von § 47 f. StraG/
SZ zudem weiterhin erlaubt worden, rückwärts in die Kantonsstrasse einzufahren.
Als Auflage sei verlangt worden, dass die in den Gesuchsunterlagen
ausgewiesenen Sichtfelder der Einfahrt im Rahmen der Möglichkeiten der
Bauherrschaft dauernd freizuhalten seien.  
Die Vorinstanz hat weiter festgehalten, das in der Zwischenzeit im Auftrag der
Beschwerdeführerin erstellte Verkehrsgutachten (Privatgutachten) vom 11.
November 2016 gehe aufgrund des Baus der Doppelgarage (anstelle der bisherigen
Einzelgarage) von einer Verkehrszunahme von 150 % aus. Dabei trage das
Gutachten indes der Tatsache keine Rechnung, dass das bestehende
Zweifamilienhaus durch ein Einfamilienhaus ersetzt werde. Es sei deshalb
fraglich, ob trotz der nunmehr zwei Garagen tatsächlich eine Zunahme der
Verkehrsbewegungen ab dem Grundstück KTN 129 in die Zugerstrasse feststellbar
sein werde, nachdem bereits bis anhin auf dem Vorplatz und in der Garage ohne
Weiteres zwei Fahrzeuge Platz gefunden hätten. Wesentlich sei, dass im
Privatgutachten die in den Plänen ausgewiesenen Sichtweiten wie auch deren
Beurteilung durch das kantonale Tiefbauamt nicht in Frage gestellt würden.
Durch die Ersatzbaute ergäben sich bezüglich des Sichtfelds keine relevanten
Veränderungen gegenüber der bestehenden Situation. Aufgrund des Abbruchs der
bestehenden Mauer (mit Hecke) auf der Südseite der Einfahrt dürfte sich die
Ausfahrtssituation sogar verbessern. 
Zusammenfassend hat die Vorinstanz geschlossen, gemäss der nachvollziehbaren
Feststellung und Beurteilung des Tiefbauamts als Fachinstanz bleibe die
Verkehrssicherheit auch bei Zulassung von Rückwärtseinfahrten in die
Kantonsstrasse gewahrt. 
 
4.4. Die Beschwerdeführerin geht in ihrer Beschwerde nicht auf die Erwägungen
und die Argumentation der Vorinstanz ein. Diese hat sich eingehend mit dem
Privatgutachten vom 11. November 2016 auseinandergesetzt und dargelegt, weshalb
sie dieses nicht als überzeugend erachtet. Eine willkürliche Beweiswürdigung
wird von der Beschwerdeführerin nicht geltend gemacht. Weiter rügt sie zwar
eine willkürliche Anwendung kantonalen Rechts, bringt jedoch einzig pauschal
vor, unsichere Rückwärtseinfahrten seien mit der Strassengesetzgebung (§ 48
Abs. 1 StraG/SZ) nicht vereinbar. Die Vorinstanz hat indes begründet, weshalb
sie gestützt auf die Beurteilung des kantonalen Tiefbauamts als Fachbehörde die
Verkehrssicherheit auch bei Bewilligung von Rückwärtseinfahrten als gewahrt
einstuft. Diese Beurteilung erweist sich als vertretbar, zumal nach der
willkürfrei getroffenen Feststellung der Vorinstanz aufgrund des Bauprojekts
keine Verschlechterung der bestehenden Einfahrtssituation resultiert und von
der Beschwerdeführerin nicht behauptet wird, die bisherige Zulassung von
Rückwärtseinfahrten habe zu Unfällen oder zu einer konkreten Gefährdung der
Verkehrssicherheit geführt.  
 
5.  
 
5.1. Die Beschwerdeführerin erachtet schliesslich die Eigentumsgarantie gemäss 
Art. 26 BV als verletzt, da die Vorinstanz die Führung des Ein- und
Ausfahrtssichtwinkels über ihr Grundstück ohne servitutarische Absicherung
zulasse. Damit werde ihr Grundeigentum teilenteignet.  
 
5.2. Im Gesamtentscheid des ARE/SZ vom 19. Januar 2016 wurde die Auflage
verfügt, dass die in den Gesuchsunterlagen ausgewiesenen Sichtfelder der
Einfahrt im Rahmen der Möglichkeiten der Bauherrschaft dauernd freizuhalten
sind. Damit wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass ein Teil der Sichtfelder
über das Grundstück der Beschwerdeführerin verläuft. Ihr Grundeigentum wird
durch diese Auflage nicht tangiert, resultiert hieraus doch keine
Nutzungsbeschränkung. Es liegt kein Eingriff in die Eigentumsgarantie vor.  
 
6.   
Die Beschwerde ist nach dem Gesagten abzuweisen, soweit darauf einzutreten ist.
Bei diesem Verfahrensausgang hat die Beschwerdeführerin die Gerichtskosten zu
tragen (Art. 66 Abs. 1 BGG) und den anwaltlich vertretenen Beschwerdegegnern
eine angemessene Entschädigung zu bezahlen (Art. 68 Abs. 1 und 2 BGG). Die
kommunalen und kantonalen Behörden haben keinen Anspruch auf Ausrichtung einer
Parteientschädigung (Art. 68 Abs. 3 BGG). 
 
 
 Demnach erkennt das Bundesgericht:  
 
1.   
Die Beschwerde wird abgewiesen, soweit darauf einzutreten ist. 
 
2.   
Die Gerichtskosten von Fr. 3'000.-- werden der Beschwerdeführerin auferlegt. 
 
3.   
Die Beschwerdeführerin hat den Beschwerdegegnern für das bundesgerichtliche
Verfahren eine Entschädigung von Fr. 3'000.-- zu bezahlen. 
 
4.   
Dieses Urteil wird den Parteien, dem Gemeinderat Arth, dem Amt für
Raumentwicklung des Kantons Schwyz, dem Regierungsrat des Kantons Schwyz, dem
Verwaltungsgericht des Kantons Schwyz, Kammer III, dem Bundesamt für
Raumentwicklung und dem Bundesamt für Umwelt schriftlich mitgeteilt. 
 
 
Lausanne, 23. Februar 2018 
 
Im Namen der I. öffentlich-rechtlichen Abteilung 
des Schweizerischen Bundesgerichts 
 
Der Präsident: Merkli 
 
Der Gerichtsschreiber: Stohner 

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