Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

II. Zivilrechtliche Abteilung, Beschwerde in Zivilsachen 5A.142/2015
Zurück zum Index II. Zivilrechtliche Abteilung, Beschwerde in Zivilsachen 2015
Retour à l'indice II. Zivilrechtliche Abteilung, Beschwerde in Zivilsachen 2015


Wichtiger Hinweis:
Diese Website wird in älteren Versionen von Netscape ohne graphische Elemente
dargestellt. Die Funktionalität der Website ist aber trotzdem gewährleistet.
Wenn Sie diese Website regelmässig benutzen, empfehlen wir Ihnen, auf Ihrem
Computer einen aktuellen Browser zu installieren.
Zurück zur Einstiegsseite Drucken
                                                               Grössere Schrift

Bundesgericht
Tribunal fédéral
Tribunale federale
Tribunal federal

[8frIR2ALAGK1]     
{T 0/2}
                   
5A_142/2015

Urteil vom 5. Januar 2016

II. zivilrechtliche Abteilung

Besetzung
Bundesrichter von Werdt, Präsident,
Bundesrichter Marazzi, Herrmann, Schöbi, Bovey,
Gerichtsschreiber Möckli.

Verfahrensbeteiligte
A.________,
Beschwerdeführer,

gegen

B.________,
vertreten durch Rechtsanwalt Gian Brändli,
Beschwerdegegnerin.

Gegenstand
Eheschutz (Unterhalt),

Beschwerde gegen das Beschluss und Urteil des Obergerichts des Kantons Zürich,
I. Zivilkammer, vom 19. Januar 2015.

Sachverhalt:

A. 
A.________ (geb. 1954) und B.________ (geb. 1950) sind deutsche
Staatsangehörige. Sie haben am 21. November 2007 geheiratet. Im Jahr 2010 zogen
sie in die Schweiz. Die Ehefrau ist selbständig erwerbende Ärztin mit Praxis in
Zürich (vorher zusätzlich Praxis in U.________). Der Ehemann bezieht eine
deutsche Schwerbehindertenrente und ist nicht erwerbstätig. Anfang Mai 2013
verliess die Ehefrau die eheliche Wohnung in U.________ und zog nach Zürich.
Der Ehemann wohnt weiterhin in der vormaligen ehelichen Wohnung.

B. 
Am 22. November 2013 stellte der Ehemann ein Eheschutzgesuch, mit welchem er
u.a. Unterhaltsbeiträge von Fr. 5'000.-- pro Monat verlangte.
Mit Urteil vom 12. Mai 2014 verpflichtete das Bezirksgericht Zürich die Ehefrau
zu monatlichen Unterhaltsbeiträgen von Fr. 2'141.-- für Mai bis Dezember 2013,
von Fr. 2'171.-- für Januar bis März 2014, von Fr. 3'940.-- für April bis
August 2014 und von Fr. 4'080.-- ab September 2014.
Berufungsweise verlangte die Ehefrau, es sei von der Festsetzung von
Unterhaltszahlungen abzusehen.
Mit Urteil vom 19. Januar 2015 verpflichtete das Obergericht des Kantons Zürich
die Ehefrau zum Betrag von total Fr. 12'722.-- für die Zeit von Mai 2013 bis
Dezember 2014, zu Fr. 2'130.-- für April 2015 und zu einem monatlichen Betrag
von Fr. 1'620.-- ab Mai 2015.

C. 
Gegen dieses Urteil hat der Ehemann am 20. Februar 2015 eine Beschwerde erhoben
mit den Begehren um dessen Aufhebung sowie um Verpflichtung der Ehefrau zu
monatlichen Unterhaltsbeiträgen von Fr. 4'000.-- ab Mai 2013 und zu
Prozesskostenbeiträgen von Fr. 14'899.90 für das erstinstanzliche, von Fr.
11'850.95 für das zweitinstanzliche und von Fr. 2'500.-- für das
bundesgerichtliche Verfahren; eventualiter wird für das gesamte kantonale und
bundesgerichtliche Verfahren die unentgeltliche Rechtspflege verlangt. Es
wurden keine Vernehmlassungen eingeholt.

Erwägungen:

1. 
Angefochten ist der kantonal letztinstanzliche Endentscheid in einer Zivilsache
mit Fr. 30'000.-- übersteigendem Streitwert; die Beschwerde in Zivilsachen
steht somit offen (Art. 72 Abs. 1, Art. 74 Abs. 1 lit. b, Art. 75 Abs. 1 und
Art. 90 BGG).
Weil der angefochtene Entscheid über eine vorsorgliche Massnahme trägt, können
nur verfassungsmässige Rechte als verletzt angerufen werden (Art. 98 BGG).
Hierfür gilt das strenge Rügeprinzip gemäss Art. 106 Abs. 2 BGG. Das bedeutet,
dass das Bundesgericht nur klar und detailliert erhobene und soweit möglich
belegte Rügen prüft, während es auf ungenügend begründete Rügen und rein
appellatorische Kritik am angefochtenen Entscheid nicht eintritt. Wird die
Verletzung des Willkürverbots gerügt, reicht es sodann nicht aus, die Lage aus
Sicht des Beschwerdeführers darzulegen und den davon abweichenden angefochtenen
Entscheid als willkürlich zu bezeichnen; vielmehr ist im Einzelnen darzulegen,
inwiefern das kantonale Gericht willkürlich entschieden haben soll und der
angefochtene Entscheid deshalb an einem qualifizierten und offensichtlichen
Mangel leidet (vgl. BGE 134II 244 E. 2.2 S. 246; 137 II 353 E. 5.1 S. 356).

2. 
Das Obergericht hat im Rahmen der prozessual zulässigen Vorbringen eine
gegenüber dem erstinstanzlichen Urteil weitgehend eigenständige
Betrachtungsweise eingenommen und auf beiden Seiten den erweiterten Bedarf
sowie das erzielte bzw. erzielbare Einkommen berechnet.
Dem Ehemann hat das Obergericht ein hypothetisches Erwerbseinkommen von Fr.
500.-- angerechnet. Es ist davon ausgegangen, dass der deutsche Rentenentscheid
darauf basiere, dass er zwischen drei und sechs Stunden pro Tag arbeiten könne.
Zwar sei ihm angesichts des Alters und der durchzogenen Berufskarriere kein
50%-Pensum zuzumuten, wie er es in der Arztpraxis der Ehefrau verrichtet habe.
Er sei aber verpflichtet, seine Restarbeitskapazität auszuschöpfen und sich im
Umfang von Fr. 500.-- um Gelegenheitsjobs, kleinere Dienstleistungsaufträge
oder eine Erwerbstätigkeit in Form einer einfachen und repetitiven Arbeit zu
bemühen. Sodann hat das Obergericht dem Ehemann das Renteneinkommen von EUR
632.33 im Betrag von Fr. 767.-- angerechnet.
In Bezug auf die Ehefrau hat es auf die Betriebsgewinne des Jahres 2012 und
anteilsmässig des Jahres 2011 abgestellt; daraus hat es ein monatliches
Einkommen von gerundet Fr. 10'950.-- bis September 2014 errechnet. Zufolge
Schliessung der Praxis in U.________ ist das Obergericht für die Monate Oktober
und November 2014 vom hälftigen Betrag, d.h. von Fr. 5'480.-- ausgegangen.
Sodann hat es zur Zeit ab Dezember 2014 (theoretischer Eintritt ins
Pensionsalter) befunden, dass ihr weiterhin dieses Einkommen sowie
Renteneinkommen von Fr. 500.-- (2. Säule), Fr. 319.-- (1. Säule) und EUR
1'027.61, mithin total ein Betrag von Fr. 7'530.-- als Einkommen anzurechnen
sei.
Als Bedarf hat es beim Ehemann bis April 2015 einen Betrag von Fr. 3'300.--
anerkannt. Für die Zeit ab Mai 2015 ist es davon ausgegangen, dass seine
Wohnkosten von Fr. 1'840.-- übersetzt seien und noch Fr. 1'300.--
berücksichtigt werden könnten, was einen Gesamtbetrag von Fr. 2'760.-- ergebe.
Auf Seiten der Ehefrau hat es bis März 2015 einen Bedarf von Fr. 8'580.-- und
ab April 2015 angesichts der übersetzten Mietkosten von Fr. 6'100.-- für die
betreffende Position noch einen Betrag von Fr. 2'500.-- und somit einen
Gesamtbedarf von Fr. 4'980.-- berücksichtigt.

3. 
Der Beschwerdeführer erhebt verschiedene Willkürrügen.

3.1. Soweit der Beschwerdeführer dem Obergericht in allgemeiner Weise vorwirft,
dass es ihm keinen sein Existenzminimum deckenden Unterhalt zugesprochen habe,
obwohl die Beschwerdegegnerin in Zürich eine gut rentierende Spezialarztpraxis
betreibe, ist keine Willkür dargetan. Das Obergericht hat einen 64-seitigen
Entscheid verfasst, in welchem es zu sämtlichen Umständen des Einzelfalls
Erwägungen redigiert hat; mit diesen muss sich der Beschwerdeführer detailliert
auseinandersetzen und konkret aufzeigen, inwiefern das Obergericht willkürlich
entschieden haben soll. Dies hat er denn auch getan (dazu E. 3.2 bis E. 3.7).

3.2. Im Einzelnen wirft der Beschwerdeführer dem Obergericht vor, dass die
Beschwerdeführerin für ihr angeblich ungenügendes Einkommen zur Leistung eines
angemessenen Ehegattenunterhalts keinen zahlenmässigen Beweis geliefert habe.
Insbesondere seien entgegen seinen Anträgen nie die Steuererklärung,
Steuerveranlagung oder Abrechnung mit der Ärztekasse Curabill eingeholt worden.
Die Sache müsse an das Obergericht zurückgewiesen werden, um aktuelle Beweise
zu erheben (Buchhaltung, Steuerklärung, Steuerveranlagung, Steuerrechnungen,
Abrechnung Curabill, je für die Jahre 2013 und 2014).
Das Obergericht hat nicht ohne Zahlen operiert, sondern auf den ausgewiesenen
Betriebsgewinn der Jahre 2011 und 2012 abgestellt und darauf hingewiesen, dass
der Abschluss für das Jahr 2013 noch nicht vorliege. Zur Substanziierung seiner
Willkürrüge - insbesondere dem Vorbringen, es hätten noch viele weitere
Unterlagen erhoben werden müssen wie Abrechnung Curabill etc. - müsste der
Beschwerdeführer mit entsprechenden Aktenhinweisen detailliert darlegen, dass
und an welcher Stelle er die entsprechenden Beweisanträge im kantonalen
Verfahren prozesskonform gestellt hat (BGE 140 III 86 E. 2 S. 90 m.w.H.); es
reicht nicht, diese vor Bundesgericht pauschal und ohne jegliche Hinweise auf
Aktenstellen zu behaupten. Mangels Substanziierung ist auf die Willkürrüge
nicht einzutreten.
Ist die Vorinstanz aufgrund eines Beweisverfahrens zu einem Ergebnis gelangt,
wird die Frage der Beweislast - welche hier ohnehin dem Beschwerdeführer als
Unterhaltsansprechendem obliegt (Art. 8 ZGB) - gegenstandslos (vgl. BGE 130 III
591 E. 5.4 S. 602; 131 III 646 E. 2.1 S. 649; 132 III 626 E. 3.4 S. 634).

3.3. Der Beschwerdeführer bringt vor, es sei willkürlich, ihn zu einer
Reduktion der Mietkosten von Fr. 1'840.-- auf Fr. 1'300.-- zu verpflichten und
seiner Ehefrau Fr. 2'500.-- zuzugestehen, seien doch nunmehr beide Personen
alleinstehend und seien die Unterschiede zwischen U.________ und Zürich nicht
so gross.
Der Beschwerdeführer scheint nicht in Frage zu stellen, dass das Obergericht
den bisherigen Mietzins in U.________ nach Auszug der Beschwerdegegnerin für
den zurückbleibenden Beschwerdeführer als zu hoch angesehen hat; die Frage, ob
die Zumutung einer Reduktion vor dem Willkürverbot standhält, stellt sich also
nicht.
Geltend gemacht wird hingegen, dass der Beschwerdegegnerin ausgehend vom
Gleichbehandlungsgebot ein übersetzter Mietzins zugestanden wurde. Dass das
Mietzinsniveau in Zürich höher ist, anerkennt auch der Beschwerdeführer. Ob es
fast im Verhältnis eins zu zwei höher ist als in Schaffhausen, darf bezweifelt
werden. Dem Sachgericht steht aber im Unterhaltsfragen ein grosses Ermessen zu.
Willkür liegt nicht schon dann vor, wenn eine andere Lösung ebenfalls
vertretbar erscheint oder gar vorzuziehen wäre, sondern erst, wenn sie mit der
tatsächlichen Situation in krassem und offensichtlichem Widerspruch steht oder
in stossender Weise dem Gerechtigkeitsgedanken zuwider läuft (BGE 136 I 316 E.
2.2.2 S. 318 f.; 137 I 1 E. 2.4 S. 5). Dies trifft nicht zu. Es ist nicht
geradezu willkürlich, einer berufstätigen Ärztin, welche in der Nähe zu ihrer
Zürcher Praxis leben möchte,einen Mietzins von Fr. 2'500.-- zuzugestehen.
An der Grenze zur Willkür ist hingegen, wenn das Obergericht bis März 2015
einen Mietzins von Fr. 6'100.-- im erweiterten Bedarf der Beschwerdegegnerin
anerkannt hat: Infolge der Trennung verliess sie per Mai 2013 die gemeinsame
Wohnung in U.________ und mietete für sich in Zürich eine Wohnung für Fr.
6'100.-- pro Monat. Das Obergericht erwog, dass sie im Zeitpunkt des
Wohnungsbezuges am 1. Juli 2013 davon habe ausgehen dürfen, sich diesen
Mietzins leisten zu können, habe sie damals doch nebst der Zürcher Praxis auch
noch über diejenige in U.________ verfügt und sei eine Reduktion ihres
Arbeitspensums noch kein Thema gewesen. Es sei ihr deshalb eine angemessene
Übergangsfrist für den Bezug einer günstigeren Wohnung einzuräumen. Dabei sei
zu berücksichtigen, dass sie für die Zeit nach der Aufgabe der Praxis in
U.________ ein Einkommen behaupte, welches unter den Wohnungskosten liege. Sie
hätte deshalb den Mietvertrag auf Ende März 2015 kündigen können und müssen.
Der Beschwerdeführer macht zu Recht geltend, dass der erwähnte Mietzins
angesichts des bisherigen gemeinsamen Mietzinses von Fr. 1'840.-- und des vom
Obergericht für die damalige Zeit auf Fr. 10'950.-- bezifferten Einkommens der
Beschwerdeführerin völlig unangemessen war. Zudem spricht das Obergericht im
angefochtenen Entscheid selbst davon, dass die Beschwerdegegnerin im Zuge der
Trennung mit Unterhaltspflichten gegenüber dem Ehemann habe rechnen müssen;
Ergebnis des angefochtenen Entscheides ist aber, dass während der Zeit, für
welche der Beschwerdegegnerin die übersetzten Mietkosten zugestanden werden,
überhaupt kein Saldo mehr für Unterhaltsleistungen an den Beschwerdeführer
übrig bleibt. Ebenso hielt das Obergericht fest, dass kein zeitlicher Druck
bestand, in Zürich eine neue Wohnung zu beziehen, weil die Beschwerdegegnerin
dort bereits über eine kleine Wohnung verfügte. Das Willkürverbot ist einzig
vor dem Hintergrund nicht verletzt, als der Mietvertrag vor der Einleitung des
Eheschutzverfahrens abgeschlossen wurde, mithin zu diesem Zeitpunkt ein Faktum
darstellte, und die Anrechnung des Mietzinses von Fr. 6'100.-- nur für eine
Übergangsphase gewährt wurde, nämlich bis die Einkommensreduktion manifest war
zuzüglich Kündigungsfrist. Dass das Obergericht dabei nicht auf den Zeitpunkt
des erstinstanzlichen Entscheides, sondern auf die zukünftige
Einkommensreduktion abgestellt hat, hält angesichts der beschränkten
Zeitdifferenz ebenfalls vor dem Willkürverbot stand.

3.4. Der Beschwerdeführer rügt weiter als willkürlich, dass im angefochtenen
Entscheid vom 19. Januar 2015 die per 15. Januar 2015 erfolgte Aufgabe des
Mindestkurses im Verhältnis zum Euro nicht berücksichtigt worden sei. Dadurch
sei seine Rente von EUR 632.33 fälschlicherweise mit einem Betrag von Fr.
767.-- als Einkommen angerechnet worden. Sodann sei ihm aufgrund des nicht mehr
aktuellen Umrechnungskurses ein eigenes Erwerbseinkommen von Fr. 500.--
zugemutet worden, obwohl seine Rente ab einem Erwerbseinkommen von EUR 450.--
gekürzt werde.
Die noch auf dem Mindestkurs basierende Umrechnung kann insofern vor dem
Willkürverbot standhalten, als im Zeitpunkt des obergerichtlichen Entscheides,
d.h. vier Tage nach der Aufgabe des Mindestkurses, nicht klar war, wo sich der
Wechselkurs längerfristig einpendeln würde.
Dazu kommt, dass Willkür nicht bereits dann vorliegt, wenn der angefochtene
Entscheid sich nur in der Begründung als unhaltbar erweisen sollte; eine
Aufhebung rechtfertigt sich vielmehr erst dann, wenn er auch im Ergebnis
verfassungswidrig ist (BGE 134 I 140 E. 5.4 S. 148; 137 I 1 E. 2.4 S. 5). Der
Beschwerdeführer müsste deshalb im Einzelnen aufzeigen, dass sich ein anderer
Wechselkurs auf das Ergebnis des Entscheides ausgewirkt hätte, umso mehr als
dies gerade nicht auf der Hand liegt: Für die Zeit bis März 2015 errechnete das
Obergericht - insbesondere wegen des der Beschwerdegegnerin zugestandenen
Mietzinses von Fr. 6'100.-- - teilweise sehr hohe monatliche Mankobeträge der
Ehegatten (vgl. angefochtener Entscheid, S. 54 unten), nämlich Fr. 160.-- (Mai
2013 bis September 2014) bzw. Fr. 5'630.-- (Oktober und November 2014) bzw. Fr.
3'580.-- (Dezember 2014 bis März 2015). Sodann rechnete das Obergericht der
Beschwerdegegnerin für die Zeit ab der "Pensionierung", d.h. ab Dezember 2014,
u.a. eine deutsche Rente von EUR 1'027.61 zu einem umgerechneten Betrag von Fr.
1'236.81 an. Vor diesem Hintergrund ist nicht zu sehen und insbesondere vom
Beschwerdeführer nicht dargetan, dass und in welchem Betrag sich ein anderer
Umrechnungskurs im Ergebnis auf die zugesprochenen Unterhaltsbeiträge auswirken
würde.

3.5. Die Beschwerdegegnerin hatte kantonal geltend gemacht, für ihre beiden in
Ausbildung befindlichen Söhne aus erster Ehe einen Dauerauftrag von monatlich
Fr. 800.-- eingerichtet zu haben. Zudem habe C.________ Wohnkosten von Fr.
550.--, wovon sie gemäss Scheidungsurteil einen Drittel tragen müsse. Das
Obergericht hat erwogen, dass der Ehegattenunterhalt dem Unterhalt mündiger
Kinder an sich vorgehe, die Parteien aber vor der Eheschliessung vor einem
deutschen Notar einen Ehevertrag unterzeichnet hätten mit der Klausel, dass die
Unterhaltsansprüche der Kinder einem allfälligen Trennungsunterhalt vorgehen
würden. Aus der blossen Vorlage von Daueraufträgen ergebe sich aber noch keine
Unterhaltspflicht und es sei auch gänzlich unklar, ob allfällige Zahlungen dem
quotenmässigen Anteil der Beschwerdegegnerin an den Unterhaltspflichten
entsprechen würden. Neu aufgelegt werde allerdings der Mietvertrag für
C.________ vom 23. Mai 2014 mit einem Mietzins von Fr. 550.--; weil die
Beschwerdeführerin gemäss Scheidungsurteil einen Drittel des Unterhalts der
beiden Söhne zu tragen habe, scheine die entsprechende Quote des Mietzinses,
ausmachend Fr. 183.--, als Unterhaltspflicht gegenüber dem Sohn C.________
ausgewiesen, umso mehr als sie im Mietvertrag für die Mietzinszahlung
unterschriftlich bürge.
Der Beschwerdeführer bringt vor, der entsprechende Betrag von Fr. 183.-- sei im
erweiterten Bedarf der Beschwerdegegnerin bereits ab dem Trennungszeitpunkt im
Mai 2013 und nicht erst ab Beginn des Mietvertrages im Mai 2014 berücksichtigt
worden, was willkürlich sei.
Im Zusammenhang mit dem Mietzins für C.________ gilt wiederum, dass der
Beschwerdeführer nicht nur Willkür behaupten kann, sondern überdies zeigen
muss, dass sich dies in einer Weise ausgewirkt hat, dass auch das Ergebnis des
angefochtenen Entscheides als willkürlich erscheint (vgl. E. 3.4). Weil für die
fragliche Zeitspanne ein Manko ausgewiesen ist (vgl. angefochtener Entscheid S.
54 unten), müsste der Beschwerdeführer mithin aufzeigen, dass eine
Berücksichtigung des Mietzinses für C.________ erst ab Mai 2014 für die
Festsetzung des Ehegattenunterhaltes einen konkreten Einfluss gehabt hätte und
der angefochtene Entscheid wegen der zu frühen Berücksichtigung des Mietzinses
im Ergebnis unhaltbar ist.

3.6. Der Beschwerdeführer hält für willkürlich, dass ihm ein Erwerbseinkommen
von Fr. 500.-- zugemutet worden ist.
Soweit er im Zusammenhang mit dem Umrechnungskurs nach Aufgabe des
Mindestkurses Willkür daraus ableitet, dass die Fr. 500.-- mehr seien als der
Betrag von EUR 450.--, ab welchem ihm die deutsche Rente gekürzt werde, ist auf
die Ausführungen in E. 3.4 zu verweisen.
Wenn der Beschwerdeführer festhält, es werde ihm entgegnet, er sei zu alt, zu
behindert und zu verwirrt für Erwerbsarbeit, so handelt es sich nicht um eine
substanziierte Rüge, mit welcher Willkür darzutun wäre. Das Obergericht hat
festgehalten, dass keine Bemühungen, eine Arbeitsstelle zu erhalten, belegt
seien (Bewerbungsschreiben etc.) bzw. sich der Beschwerdeführer auf untaugliche
Massnahmen, wie Leute im Zug anzusprechen, beschränke, er aber durchaus seine
Restarbeitskapazität ausschöpfen könnte. Zu dieser Begründung, mit welcher sich
der Beschwerdeführer im Rahmen seiner Rügepflicht auseinandersetzen müsste,
äussert er sich gar nicht. Sodann hat das Obergericht insbesondere die
Behinderung, das Alter und die durchzogene Berufskarriere in den Erwägungen
ausdrücklich berücksichtigt und dem Beschwerdeführer nur einen minimalen
Eigenerwerb zugemutet, unter Aufzählung, wie dieser aussehen könnte. Auch
hierzu äussert sich der Beschwerdeführer nicht in einer substanziierten Weise.

3.7. Das Obergericht hat dem Beschwerdeführer die unentgeltliche Rechtspflege
verweigert mit der Begründung, trotz anwaltlicher Vertretung lege er dem Gesuch
weder eine Begründung noch Beweismittel zugrunde. Einkünfte und Bedarf seien
zwar bekannt. Es bleibe aber unklar, ob er während des ehelichen Zusammenlebens
für seinen Lebensunterhalt die Renteneinkünfte habe heranziehen müssen oder ob
er, wie von der Gegenseite vorgebracht, mit diesen habe Ersparnisse bilden
können. Unbestrittenermassen seien ihm in den Jahren 2008 bis 2012 rund Fr.
45'000.-- allein an Renteneinkünften zugeflossen. Er habe zwar immer behauptet,
dass er dieses Einkommen nicht einfach habe beiseite legen dürfen, er wolle
aber gleichzeitig auch Ersparnisse gebildet und damit EUR 15'000.-- seiner
Mutter zur Abzahlung eines Darlehens überwiesen haben. Insgesamt sei weder die
Aufzehrung für den Bedarf der Parteien noch die Existenz bzw. Rückzahlung eines
allfälligen Darlehens genügend substanziiert und belegt.
Der Beschwerdeführer macht geltend, die Abweisung seines Gesuches um
unentgeltliche Rechtspflege verstosse gegen Art. 9 BV und gegen Art. 29 Abs. 3
BV. Die Mitwirkungspflicht gehe nicht so weit, dass das Gericht auf erkennbar
mangelhafte Angaben bzw. Unterlagen abstellen dürfe, nur weil er anwaltlich
vertreten gewesen sei. Sein Vertreter habe dargelegt, dass die Rente jeweils
auf ein aktenmässig belegtes Konto bei der Bank D.________ überwiesen und zur
Bezahlung von Rechnungen und Einkäufen verwendet worden sei. Aus dem
eingereichten Kontoauszug seien Belastungsanzeigen zur Bezahlung von Rechnungen
und laufenden Angaben ersichtlich gewesen.
Vor dem Hintergrund der teilweise widersprüchlichen Aussagen des
Beschwerdeführers, auf welche das Obergericht hingewiesen hat, hält es vor dem
Willkürverbot gerade noch stand, wenn es zum Schluss gelangt ist, die
Vermögensverhältnisse seien zu wenig substanziiert und - mit den teilweise
eingereichten Kontounterlagen - zu wenig belegt.
Ausgehend von dieser Tatsachenbasis ist sodann Art. 29 Abs. 3 BV nicht
verletzt, zumal der Beschwerdeführer kantonal von einem Rechtsanwalt vertreten
war: Die um unentgeltliche Rechtspflege ersuchende Partei hat zur
Glaubhaftmachung ihrer Bedürftigkeit die Einkommens- und Vermögensverhältnisse
umfassend darzustellen und soweit möglich auch zu belegen (BGE 120 Ia 179 E. 3a
S. 181 f.). Das mit dem Gesuch befasste Gericht ist weder verpflichtet, den
Sachverhalt von sich aus nach jeder Richtung hin abzuklären, noch muss es
unbesehen alles, was behauptet wird, von Amtes wegen überprüfen (Urteile 5A_65/
2009 vom 25. Februar 2009 E. 4.3; 5A_382/2010 vom 22. September 2010 E. 3.1).
Vielmehr trifft den Gesuchsteller eine umfassende Mitwirkungsobliegenheit
(Urteile 5A_897/2013 vom 8. Juli 2014 E. 3.1; 5A_761/2014 vom 26. Februar 2015
E. 3.2). Kommt er dieser Obliegenheit nicht nach, so kann das Gericht die
Bedürftigkeit ohne Verletzung des verfassungsmässigen Anspruchs verneinen und
das Gesuch um unentgeltliche Rechtspflege abweisen (BGE 125 IV 161 E. 4a S. 164
f.; Urteile 5A_382/2010 vom 22. September 2010 E. 3.1; 2C_683/2014 vom 24.
Oktober 2014 E. 3.1.1; 5A_761/2014 vom 26. Februar 2015 E. 3.2). Insbesondere
kam vorliegend auch Art. 97 ZPO nicht zum Tragen, weil der Beschwerdeführer
anwaltlich vertreten war (vgl. dazu Urteil 5A_380/2015 vom 1. Juli 2015 E.
3.2.2 m.w.H.).

3.8. Was das erstinstanzliche Prozesskostenvorschussgesuch anbelangt, hält der
Beschwerdeführer selbst fest, dass sein damaliger Rechtsvertreter dieses
zurückgezogen hatte. Dass vor Obergericht ein solches Gesuch gestellt worden
wäre, wird nicht dargetan. Bezüglich des - nach den Worten des
Beschwerdeführers bloss der guten Ordnung halber gestellten - Gesuchs um
Prozesskostenbevorschussung für das kantonale Verfahren sind keine Willkürrügen
substanziiert. Mit Bezug auf das bundesgerichtliche Verfahren ist das
entsprechende Gesuch gegenstandslos, weil die unentgeltliche Rechtspflege zu
gewähren ist (vgl. E. 4).

4. 
Zusammenfassend ergibt sich, dass die Beschwerde abzuweisen ist, soweit auf sie
eingetreten werden kann.
Wie die vorstehenden Erwägungen zeigen, kann die Beschwerde in verschiedener
Hinsicht nicht als aussichtslos bezeichnet werden. Sodann scheint auch klar,
dass der Beschwerdeführer jedenfalls nach Bestreitung der kantonalen Kosten als
prozessarm geltend muss. Die Voraussetzungen für die unentgeltliche
Rechtspflege sind somit erfüllt (Art. 64 Abs. 1 BGG). Der Beschwerdeführer ist
im bundesgerichtlichen Verfahren nicht mehr verbeiständet, so dass ihm nur eine
Umtriebsentschädigung zugesprochen werden kann.
Die Gerichtskosten des bundesgerichtlichen Verfahrens sind ausgangsgemäss dem
Beschwerdeführer aufzuerlegen (Art. 66 Abs. 1 BGG), indes zufolge gewährter
unentgeltlicher Rechtspflege einstweilen auf die Gerichtskasse zu nehmen. Der
Gegenseite ist im bundesgerichtlichen Verfahren kein entschädigungspflichtiger
Aufwand entstanden.

Demnach erkennt das Bundesgericht:

1. 
Die Beschwerde wird abgewiesen, soweit auf sie einzutreten ist.

2. 
Dem Beschwerdeführer wird die unentgeltliche Rechtspflege erteilt.

3. 
Die Gerichtskosten von Fr. 4'000.-- werden dem Beschwerdeführer auferlegt,
jedoch einstweilen auf die Bundesgerichtskasse genommen.

4. 
Dem Beschwerdeführer wird aus der Bundesgerichtskasse eine Entschädigung von
Fr. 200.-- ausgerichtet.

5. 
Dieses Urteil wird den Parteien und dem Obergericht des Kantons Zürich, I.
Zivilkammer, schriftlich mitgeteilt.

Lausanne, 5. Januar 2016
Im Namen der II. zivilrechtlichen Abteilung
des Schweizerischen Bundesgerichts

Der Präsident: von Werdt

Der Gerichtsschreiber: Möckli

Navigation

Neue Suche

ähnliche Leitentscheide suchen
ähnliche Urteile ab 2000 suchen

Drucken nach oben