Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

Strafrechtliche Abteilung, Beschwerde in Strafsachen 6B.298/2012
Zurück zum Index Strafrechtliche Abteilung, Beschwerde in Strafsachen 2012
Retour à l'indice Strafrechtliche Abteilung, Beschwerde in Strafsachen 2012



Bundesgericht
Tribunal fédéral
Tribunale federale
Tribunal federal

{T 0/2}
6B_298/2012

Urteil vom 16. Juli 2012
Strafrechtliche Abteilung

Besetzung
Bundesrichter Mathys, Präsident,
Bundesrichter Schneider,
Bundesrichterin Jacquemoud-Rossari,
Gerichtsschreiberin Arquint Hill.

Verfahrensbeteiligte
X.________,
vertreten durch Rechtsanwalt Michael Lauper,
Beschwerdeführerin,

gegen

Justiz- und Sicherheitsdepartement des Kantons Luzern, Bahnhofstrasse 15, 6003
Luzern,
Beschwerdegegner.

Gegenstand
Überprüfung der stationären Massnahme; Ausstandsbegehren,

Beschwerde gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Luzern,
Verwaltungsrechtliche Abteilung, vom 30. April 2012.

Sachverhalt:

A.
Das Obergericht des Kantons Luzern sprach X.________ am 29. März 2001 im
Zusammenhang mit einem Tötungsdelikt an ihrem Ehemann wegen
Unzurechnungsfähigkeit von Schuld und Strafe frei, ordnete jedoch die
Verwahrung nach Art. 43 Ziff. 1 Abs. 2 aStGB an. In Anwendung des neuen Rechts
hob es am 13. September 2007 die altrechtliche Verwahrung auf und erliess
stattdessen eine stationäre therapeutische Massnahme im Sinne von Art. 59 Abs.
1 StGB. Die von X.________ dagegen erhobene Beschwerde in Strafsachen wies das
Bundesgericht mit Urteil vom 4. März 2008 ab, soweit es darauf eintrat (6B_623/
2007).

B.
Im Rahmen der jährlichen Überprüfung lehnten die Vollzugs- und
Bewährungsdienste des Kantons Luzern (VBD) am 26. Mai 2010 eine bedingte
Entlassung aus der stationären therapeutischen Massnahme und eine Versetzung
von X.________ in eine Aussenwohngruppe ab. Sie gewährten ihr jedoch weiterhin
Vollzugslockerungen in Form von unbegleiteten Ausgängen und Urlauben. Die von
X.________ dagegen erhobene Beschwerde wiesen das Verwaltungsgericht des
Kantons Luzern am 24. März 2011 und das Bundesgericht mit Urteil 6B_329/2011
vom 12. Juli 2011 ab, soweit sie darauf eintraten.

C.
Im Rahmen einer erneuten jährlichen Überprüfung sahen die VBD mit Entscheid vom
24. Oktober 2011 von einer bedingten Entlassung aus dem stationären
Massnahmenvollzug und einer Versetzung von X.________ in die Aussenwohngruppe
A.________ wiederum ab.

Das Justiz- und Sicherheitsdepartement des Kantons Luzern (JSD) wies die von
X.________ erhobenen Ausstandsbegehren gegen den Amtsleiter der VBD und die
Vollzugsverantwortliche am 8. Februar 2012 ab.

Gegen die Entscheide der VBD vom 24. Oktober 2011 und des JSD vom 8. Februar
2012 wandte sich X.________ je mit Beschwerde an das Verwaltungsgericht des
Kantons Luzern. Dieses vereinigte die beiden Verfahren und wies die Beschwerden
am 30. April 2012 ab, soweit es darauf eintrat.

D.
X.________ führt Beschwerde in Strafsachen. Sie beantragt im Wesentlichen, das
Urteil des Verwaltungsgerichts vom 30. April 2012 sei aufzuheben. Sie sei in
ein Wohnheim zu versetzen und nach einem Jahr bedingt zu entlassen. Das
psychiatrische Gutachten vom 8. November 2011 sei aus dem Recht zu weisen.
Eventualiter sei die Sache zur Neubeurteilung an die Vorinstanz zurückzuweisen.

E.
Der Präsident der Strafrechtlichen Abteilung erteilte der Beschwerde am 29.
Juni 2012 die aufschiebende Wirkung. Von einer Überweisung der
Beschwerdeführerin in die psychiatrische Klinik B.________ sei während des
bundesgerichtlichen Verfahrens abzusehen.

Erwägungen:

1.
Anfechtungsobjekt ist ausschliesslich das Urteil des Verwaltungsgerichts vom
30. April 2012. Auf die Kritik der Beschwerdeführerin an früheren
verwaltungsgerichtlichen Urteilen, an unterinstanzlichen Verfügungen oder am
Urteil des Kriminalgerichts des Kantons Luzern vom 8. Mai 2000 ist nicht
einzugehen (vgl. Beschwerde vom 10. Mai 2012, S. 6, 8, 9; Beschwerde vom 3.
Juni 2012, S. 2, 6).

Streitgegenstand bildet die Verweigerung der bedingten Entlassung aus dem
Massnahmenvollzug und der Versetzung in eine Wohngruppe, hingegen nicht die
vorgesehene Unterbringung der Beschwerdeführerin in die psychiatrische Klinik
B.________ mit allfälliger medikamentöser Behandlung. Die Vorinstanz hat sich
hierzu denn auch nur im Zusammenhang mit der Behandlung des Gesuchs um
aufschiebende Wirkung der Beschwerde geäussert. Auf die Vorbringen der
Beschwerdeführerin und ihre Kritik am Vorgehen der VBD ist nicht einzugehen
(Beschwerde vom 3. Juni 2012, S. 14 f.).

Die massgeblichen Ausführungen müssen in der Beschwerdeschrift selber enthalten
sein (vgl. BGE 133 II 396 E. 3.2). Soweit die Beschwerdeführerin zur
Beschwerdebegründung auf frühere Rechtsschriften oder Schreiben im kantonalen
Verfahren verweist (vgl. Beschwerde vom 10. Mai 2012, S. 2, 6, 7; Beschwerde
vom 3. Juni 2012, S. 2, 9), ist auf die Beschwerde nicht einzugehen. Das gilt
auch, soweit die Beschwerdeführerin das vor Vorinstanz nicht aufrechterhaltene
Ausstandsbegehren gegen den Amtsleiter der VBD im bundesgerichtlichen Verfahren
unzulässigerweise erneuert (Art. 99 BGG; Entscheid, S. 5, 9; Beschwerde vom 3.
Juni 2012, S. 3 ff.), sie sich nicht sachbezogen äussert (vgl. Beschwerde vom
3. Juni 2012, beispielsweise S. 11 f. zum Gesundheitszustand ihres Sohnes) oder
sie der Vorinstanz in rein appellatorischer Kritik am angefochtenen Entscheid
eine willkürliche Beweiswürdigung vorwirft (vgl. Beschwerde vom 3. Juni 2012,
beispielsweise S. 7 ff. zur Zellenordnung und Körperhygiene). Die Beschwerde
genügt den Begründungsanforderungen von Art. 106 Abs. 2 BGG insoweit nicht. Das
ist auch der Fall, soweit die Beschwerdeführerin rügt, die Vorinstanz habe zu
Unrecht keine weiteren Auskunftspersonen (Betreuerinnen) oder den früheren
Gutachter zwecks Richtigstellung unrichtiger Behauptungen des aktuellen
Sachverständigen befragt (Beschwerde vom 3. Juni 2012, S. 7 f., 12). Die
Beschwerdeführerin zeigt weder auf, dass sie der Vorinstanz diesbezüglich
Anträge gestellt hätte, noch legt sie dar, dass die Vorinstanz die Befragungen
von Amtes wegen hätte durchführen müssen.

2.
Die Vorinstanz setzt sich im angefochtenen Entscheid mit sämtlichen
Ausstandsbegehren der Beschwerdeführerin sorgfältig und eingehend auseinander
(Entscheid, S. 7 ff., S. 13 f., S. 21 ff.; vgl. aber Beschwerde vom 10. Mai
2012, S. 3). Die Beschwerdeführerin beschränkt sich vor Bundesgericht darauf,
ihre von der Vorinstanz mit überzeugenden Argumenten verworfenen Standpunkte zu
den geltend gemachten Befangenheiten zu wiederholen. Es kann daher ohne weitere
Ausführungen auf die vorinstanzlichen Urteilserwägungen verwiesen werden Das
gilt insbesondere hinsichtlich der von der Beschwerdeführerin erhobenen
Befangenheitsvorwürfe gegen die Spruchkörper der VBD und der JSD als solche
sowie einzelne ihrer Mitglieder (Entscheid, S. 6 ff., S. 9 f.), gegen die
frühere Therapeutin Dr. med. C.________ (Entscheid, S. 13 f.; siehe auch Urteil
6B_329/2011 E. 2) sowie gegen den aktuellen Gutachter (Entscheid, S. 21 ff.).
Dieser hat nach den unangefochten gebliebenen Feststellungen der Vorinstanz
weder die Beschwerdeführerin noch ihren Sohn je gesehen, behandelt oder
begutachtet (Entscheid, S. 21-23). Objektive Anhaltspunkte dafür, dass er nur
deshalb beauftragt wurde, weil er ein Gutachten nach Wunsch oder Gutdünken der
VBD verfassen würde, sind nicht erkennbar (vgl. Beschwerde vom 3. Juni 2012, S.
5). Davon ist auch auszugehen, wenn man mit der Beschwerdeführerin annimmt,
ursprünglich sei Prof. Dr. D.________ für die Gutachtenerstellung vorgesehen
gewesen (Beschwerde vom 10. Mai 2012, S. 4, 6; Beschwerde vom 3. Juni 2012, S.
5, 6, 7). Das Vorbringen der Beschwerdeführerin ist nicht geeignet, eine
irgendwie geartete Befangenheit des aktuellen Gutachters aufzuzeigen, sondern
ist im vorliegenden Kontext vielmehr irrelevant. Die Vorinstanz durfte deshalb
auch ohne Verfassungsverletzung auf die beantragte Zeugenbefragung der früheren
Vollzugsverantwortlichen verzichten. Wegen mangelnder Relevanz brauchte sie der
Frage, wem der Gutachtenauftrag anfänglich erteilt wurde, nicht nachzugehen
(Entscheid, S. 23; Beschwerde vom 3. Juni 2012, S. 6, 7).

3.
Die Beschwerdeführerin rügt in verschiedenen Kontexten eine Gehörsverweigerung.
Sie moniert, es sei zu Unrecht keine mündliche Hauptverhandlung durchgeführt
und sie sei nicht persönlich angehört worden (Beschwerde vom 10. Mai 2012, S.
3, 4; Beschwerde vom 3. Juni 2012, S. 12). Weiter macht sie geltend, die VBD
hätten ihr das rechtliche Gehör zum Protokoll des Standortgesprächs vom 16.
Juni 2011 nicht gewährt (Beschwerde vom 10. Mai 2012, S. 2). Schliesslich
bringt sie vor, sie habe nicht im Sinne von Art. 184 Abs. 3 StPO vorgängig zur
Person des Sachverständigen Stellung nehmen können (Beschwerde vom 3. Juni
2012, S. 6).

3.1 Die Vorinstanz sah von einer mündlichen Hauptverhandlung ab. Sie führte das
Verfahren schriftlich durch mit einem doppelten Rechtsschriftenwechsel zur
Frage der bedingten Entlassung. Inwiefern die Vorinstanz das hier anwendbare
kantonale Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege (VRG/LU) willkürlich
angewendet haben könnte, indem sie keine mündliche Hauptverhandlung anordnete,
legt die Beschwerdeführerin weder dar noch ist solches ersichtlich (vgl.
Entscheid, S. 12; siehe Beschwerde vom 10. Mai 2012, S. 3, 4; Beschwerde vom 3.
Juni 2012, S. 7). Ihr diesbezüglicher Einwand, bei einer mündlichen Verhandlung
hätte die Vorinstanz erkennen können, dass sie keine Schizophreniesymptome
aufweise und nicht an einer solchen Krankheit leide, geht fehl. Die
Beschwerdeführerin verkennt, dass ein Gericht eine solche Beurteilung auch im
Rahmen einer mündlichen Verhandlung nicht vornehmen kann. Hierfür ist einzig
eine Fachperson kompetent. Dass die Vorinstanz die Beschwerdeführerin nicht
persönlich anhörte, ist entgegen ihrer Ansicht auch nicht geeignet, eine
Verletzung des rechtlichen Gehörs im Sinne von Art. 29 Abs. 2 BV i.V.m. Art. 31
Abs. 4 BV sowie Art. 10 BV zu begründen. Mit dem angefochtenen Entscheid wird
der Beschwerdeführerin nicht erstmals die Freiheit entzogen. Es geht hier
einzig um Fragen des Massnahmenvollzugs. Ein grundrechtlicher Anspruch auf
persönliche Anhörung entfällt damit (vgl. BGE 126 I 172 E. 3c und d; 125 I 113
E. 2a; siehe auch Urteil des Bundesgerichts 1B_124/2009 vom 18. Juni 2009 E. 5
und 6 mit zahlreichen Hinweisen). Der Anspruch auf schriftliche Stellungnahme
wurde gewahrt.

3.2 Die Vorinstanz stellt fest, die Beschwerdeführerin sei über den Termin des
Standortgesprächs am 16. Juni 2011 informiert worden. Sie habe am Gespräch
jedoch nicht teilnehmen und auch nicht mit der Vollzugsverantwortlichen
sprechen, sondern das rechtliche Gehör schriftlich wahrnehmen wollen
(Entscheid, S. 10 f.). Die Vorinstanz hält weiter fest, das
Standortgesprächsprotokoll sei der Beschwerdeführerin (und ihrem Anwalt) im
Oktober 2011 zugestellt worden (Entscheid, S. 11). Die Beschwerdeführerin macht
nicht geltend, sie hätte sich vor dem Entscheid der VBD nicht spontan zum
Inhalt des Protokolls äussern können. Welcher Aspekt des Anspruchs auf
rechtliches Gehör unter diesen Umständen verletzt sein könnte, spezifiziert sie
nicht und ist auch nicht ersichtlich. Die Beschwerde genügt den
Begründungsanforderungen von Art. 106 Abs. 2 BGG nicht. Das gilt auch, soweit
die Beschwerdeführerin pauschal rügt, die VBD hätten ihr zu "mehreren
Sachverhalten" das rechtliche Gehör nicht gewährt (Beschwerde vom 10. Mai 2012,
S. 2).

3.3 Ohne Erfolg bleibt auch die Rüge, es sei das rechtliche Gehör im
Zusammenhang mit der Einholung des Gutachtens verletzt worden (Beschwerde vom
10. Mai 2012, S. 3; Beschwerde vom 3. Juni 2012, S. 6 ff.). Bei der Einholung
von Gutachten hat der Betroffene zumindest das Recht, nachträglich zur Person
und zum Gutachten eines Sachverständigen Stellung zu nehmen und gegebenenfalls
Ergänzungsfragen zu stellen (BGE 125 V 332 E. 4b S. 337; 120 V 357 E. 1c S.
362; vgl. auch 119 Ia 260 E. 6c). Dieses Recht der Beschwerdeführerin wurde mit
der im vorinstanzlichen Verfahren replikweise gewährten Möglichkeit zur
umfassenden Stellungnahme zum Gutachten und zur Person des Gutachters gewahrt.
Art. 29 Abs. 2 BV ist nicht verletzt. Dass die VBD der Beschwerdeführerin keine
Gelegenheit gaben, vorgängig des Gutachtensauftrags Einwendungen gegen die
Person des Sachverständigen vorzubringen, trifft zwar zu. Sie orientierten die
Beschwerdeführerin aber mit der Zustellung des Gutachtensauftrags am 16. Mai
2011 über die Person des Gutachters und die konkrete Fragestellung (kantonale
Akten, act. 2.35 i.V.m. act. 4.158). Die Beschwerdeführerin erhielt somit noch
vor der vorgesehenen Begutachtung Kenntnis von der Person des Gutachters und
hatte die Gelegenheit, entsprechende Einwendungen zu erheben, was sie auch tat
(vgl. Eingaben vom 1. Juni 2011). Eine allfällige Verletzung von Art. 184 Abs.
3 StPO könnte daher (sofern diese im Administrativverfahren nicht einschlägige
Bestimmung sinngemäss anwendbar wäre) als geheilt gelten (vgl. BGE 120 V 357 E.
2b und c S. 363). Eine Zeugenbefragung des früheren Vollzugsleiters (Beschwerde
vom 3. Juni 2012, S. 6) ist unter diesen Umständen nicht notwendig.

4.
Die Beschwerdeführerin kritisiert das Gutachten vom 8. November 2011. Sie macht
formelle und materielle Mängel geltend (Beschwerde vom 3. Juni 2012, S. 6).
Abgesehen davon stellt sie sich auf den Standpunkt, ein neues Gutachten wäre
nicht nötig gewesen, weil sich die Ausgangslage seit der Begutachtung vom 25.
Oktober 2005 nicht gewandelt habe (Beschwerde vom 10. Mai 2012, S. 5 ff.). Das
aktuelle Gutachten sei aus dem Recht zu weisen (Beschwerde vom 3. Juni 2012, S.
12).

4.1 Das Gericht würdigt Gutachten grundsätzlich frei. In Fachfragen darf es
davon indessen nicht ohne triftige Gründe abweichen, und Abweichungen müssen
begründet werden. Umgekehrt kann das Abstellen auf nicht schlüssige Gutachten
unter Verzicht auf die gebotenen zusätzlichen Beweiserhebungen gegen das
Willkürverbot und gegen Verfahrensrechte der Parteien verstossen (BGE 136 II
539 E. 3.2 S. 547 f. mit Hinweisen).

4.2 Die Vorinstanz erwägt, das letzte Gutachten über die Beschwerdeführerin
datiere vom 25. Oktober 2005. Im Urteilszeitpunkt wäre es rund 6 ½ Jahre alt
gewesen. Angesichts seines Alters sowie der ungünstigen Entwicklung im
Vollzugsverlauf und der offenen Fragen insbesondere zur Aktualität der
Legalprognose sei eine neue Beurteilung angezeigt gewesen (Entscheid, S. 15
f.). Hinweise dafür, dass das neue Gutachten aus sachfremden Gründen angeordnet
worden wäre, sind nicht ersichtlich. Die Vorinstanz belegt anhand objektiver
Gegebenheiten (Abbruch der Gespräche beim Forensisch-Psychiatrischen Dienst
[FPD] der Uni Bern, Verweigerung weiterer Ausgänge, Verwahrlosungstendenzen,
fehlende Weiterentwicklung im Vollzug), dass die Einschätzung im Gutachten vom
25. Oktober 2005 nicht mehr zutreffen könnte. Hinzu kommt, dass
Gefährlichkeitsprognosen generell lediglich für den Zeitraum eines Jahres
relativ zuverlässig gestellt werden können (BGE 128 IV 241 E. 3.4; Urteil
6B_368/2008 vom 4. September 2008 E. 3.2) und vorliegend ausserdem die
Fünfjahresfrist gemäss Art. 59 Abs. 4 StGB ausläuft (Entscheid, S. 16). Soweit
die Beschwerdeführerin behauptet, die Verhältnisse hätten sich seit dem
früheren Gutachten vom 25. Oktober 2005 nicht geändert, und sie damit geltend
macht, das (als günstiger empfundene) bisherige Gutachten sei nach wie vor
taugliche Entscheidgrundlage, stellt sie den vorinstanzlichen Erwägungen zu den
veränderten Verhältnissen in tatsächlicher Hinsicht lediglich ihre eigene
abweichende Einschätzung entgegen.

4.3 Die Vorinstanz verneint formelle Mängel des Gutachtens (Entscheid, S. 23
ff.). Dem Gutachter seien sämtliche für die Beurteilung relevanten Unterlagen
zur Verfügung gestellt worden. Die Beschwerdeführerin habe sich einer
persönlichen Untersuchung widersetzt und eine Mitwirkung an der Begutachtung
verweigert. Beim Gutachten vom 8. November 2011 handle es sich deshalb um ein
Aktengutachten. Ob sich ein solches verantworten lasse, habe in erster Linie
der angefragte Sachverständige zu beurteilen (vgl. BGE 127 I 54 E. 2f). Der
Gutachter habe diese Frage bejaht. Er weise darauf hin, dass es vorliegend um
die Bedeutung und Beurteilung chronischer Störungen gehe. Das Störungsbild der
Beschwerdeführerin und ihre Verhaltensbereitschaften seien mit mehreren
Begutachtungen und unzähligen Berichten über viele Jahre hinweg dokumentiert.
Ebenso seien die wesentlichen wegweisenden Befunde in der Vergangenheit
deutlich erfasst und festgehalten worden. Einem Aktengutachten stehe vor diesem
Hintergrund nichts entgegen (Entscheid, S. 25; Gutachten, S. 25/26, 29). Was an
dieser Beurteilung gegen das Recht im Sinne von Art. 95 BGG verstossen könnte,
ist nicht ersichtlich. Die Kritik der Beschwerdeführerin, das Gutachten stütze
sich auf unvollständige Justizakten, dringt nicht durch (Beschwerde vom 10. Mai
2012, S. 6 f., 9; Beschwerde vom 3. Juni 2012, S. 12). Ob dem Gutachter die
Hauptverhandlungsakten aus dem Jahre 1999, namentlich das Protokoll der
Hauptverhandlung, vorlagen oder nicht, spielt im Ergebnis keine Rolle, da das
fragliche Protokoll für die aktuelle Beurteilung der Fragen zum
Massnahmenvollzug nicht massgeblich ist (Entscheid, S. 26).

4.4 Die Vorinstanz hält das Gutachten vom 8. November 2011 auch in materieller
Hinsicht für überzeugend (Entscheid, S. 26). Der Gutachter arbeitete die
diagnostischen und prognostischen Beurteilungen der vergangenen Jahre umfassend
auf. Er bestätigte unter eingehender Auseinandersetzung mit den früheren
Begutachtungen die Diagnose einer Schizophrenie. Die Diagnosestellung ist
sorgfältig und transparent. Die Schlussfolgerungen sind breit abgestützt,
begründet und schlüssig. Der Gutachter kommt in Übereinstimmung mit den andern
Berichten und insbesondere mit dem Gutachten vom 25. Oktober 2005 zum Schluss,
dass die Beschwerdeführerin - bei einer bedingten Entlassung oder einer
Versetzung in eine Wohngruppe - mit den Belastungen eines weniger
strukturierten Umfelds überfordert wäre. Das würde laut dem Gutachter
wahrscheinlich dazu führen, dass positive Schizophreniesymptome wie
Halluzinationen und Wahn wieder aufflackern und handlungsleitend würden. In
diesem Fall wäre das Risiko für erneute Gewalthandlungen beachtenswert
(Entscheid, S. 33).

Die Beschwerdeführerin vermag keine gewichtigen Umstände darzutun, welche die
Überzeugungskraft des Gutachtens in Frage stellen könnten (Beschwerde vom 10.
Mai 2012, S. 7 ff.; Beschwerde vom 3. Juni 2012, S. 9). Sie bestreitet die
Schlussfolgerungen des Gutachters, beispielsweise die Diagnosestellung
(Gutachten, S. 28, 41), oder die als notwendig beurteilte medikamentöse
Behandlung, welche mit zahlreichen früheren ärztlichen Einschätzungen
korrespondiert (vgl. Gutachten, S. 7, 8, 29), und setzt dabei ihre eigene
Sichtweise der Dinge an die Stelle der gutachterlichen Erkenntnisse (vgl.
Beschwerde vom 10. Mai 2012, S. 4; Beschwerde vom 3. Juni 2012, S. 9). Damit
kann Willkür nicht begründet werden. Bei ihrer Kritik verkennt die
Beschwerdeführerin namentlich, dass in nahezu allen sachverständigen
Beurteilungen oder psychiatrischen Berichten - wenn nicht von einer
Schizophrenie - so doch von einer schweren psychischen (Wahn-)Erkrankung die
Rede war (vgl. Gutachten, S. 5 f.) und eine Rückfallgefahr stets, also auch im
Gutachten vom 25. Oktober 2005, bejaht wurde (vgl. hierzu Entscheid 6B_623/2007
vom 4. März 2008 E. 4.3). Die Vorinstanz hat die im bundesgerichtlichen
Verfahren wiederholten Vorbringen der Beschwerdeführerin stichhaltig verworfen.
Darauf kann verwiesen werden. Nicht ersichtlich ist, inwiefern die Vorinstanz
Bundesrecht verletzt haben könnte. Die Beschwerdeführerin macht solches auch
nicht geltend.

5.
Die Beschwerde ist abzuweisen, soweit darauf einzutreten ist. Bei diesem
Ausgang des Verfahrens wird die Beschwerdeführerin kostenpflichtig (Art. 66
Abs. 1 BGG).

Demnach erkennt das Bundesgericht:

1.
Die Beschwerde wird abgewiesen, soweit darauf einzutreten ist.

2.
Die Gerichtskosten von Fr. 800.-- werden der Beschwerdeführerin auferlegt.

3.
Dieses Urteil wird den Parteien und dem Verwaltungsgericht des Kantons Luzern,
Verwaltungsrechtliche Abteilung, schriftlich mitgeteilt.

Lausanne, 16. Juli 2012

Im Namen der Strafrechtlichen Abteilung
des Schweizerischen Bundesgerichts

Der Präsident: Mathys

Die Gerichtsschreiberin: Arquint Hill