Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

II. Öffentlich-rechtliche Abteilung, Beschwerde in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten 2C.873/2012
Zurück zum Index II. Öffentlich-rechtliche Abteilung, Beschwerde in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten 2012
Retour à l'indice II. Öffentlich-rechtliche Abteilung, Beschwerde in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten 2012



Bundesgericht
Tribunal fédéral
Tribunale federale
Tribunal federal

{T 0/2}
2C_873/2012

Urteil vom 28. März 2013
II. öffentlich-rechtliche Abteilung

Besetzung
Bundesrichter Zünd, Präsident,
Bundesrichter Donzallaz,
Bundesrichter Kneubühler,
Gerichtsschreiberin Hänni.

1. Verfahrensbeteiligte
A.X.________,
2. B.X.________,
Beschwerdeführende,
beide vertreten durch
Rechtsanwalt Dr. Jean-Pierre Menge,

gegen

Amt für Polizeiwesen und Zivilrecht Graubünden, Karlihof 4, 7000 Chur,
Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit Graubünden, Hofgraben 5, 7001
Chur.

Gegenstand
Aufenthaltsbewilligung,

Beschwerde gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Graubünden, 1.
Kammer, vom 19. Juni 2012.

Sachverhalt:

A.
A.X.________ (geb. 1964) stammt aus Sri Lanka. Er reiste im Jahr 1984 in die
Schweiz ein. 1987 heiratete er die Schweizer Bürgerin Z.________. Aus dieser
Ehe gingen die Kinder V.Z.________ (geb. 1988) und W.Z.________ (geb. 1991)
hervor. Die Ehe wurde im Jahr 1994 geschieden.
Am 15. Oktober 2000 heiratete A.X.________ in Sri Lanka die Schweizer Bürgerin
B.X.________ (geb. 1972). Aus dieser Verbindung sind die drei Kinder
hervorgegangen: C.X.________ (geb. 1992), D.X.________ (geb. 2005) und
E.X.________ (geb. 2010). A.X.________ war im Besitz der
Aufenthaltsbewilligung, welche ihm letztmals bis zum 1. März 2009 verlängert
wurde.
Während seines Aufenthalts ist A.X.________ wie folgt straffällig worden:
Mit Strafmandat vom 19. Februar 1993 verurteilte ihn das Kreisamt Chur wegen
grober Verletzung der Verkehrsregeln zu einer Busse in der Höhe von Fr. 500.--.
Mit Urteil vom 17. März 1994 verurteilte ihn das Kreisgericht Chur wegen
mehrfacher Veruntreuung zu drei Monaten Gefängnis bedingt.
Daraufhin verwarnte die Fremdenpolizei des Kantons Graubünden A.X.________ und
teilte ihm mit Verfügung vom 11. Mai 1994 mit, dass seine
Aufenthaltsbewilligung bei einer allfälligen weiteren strafrechtlichen
Verurteilung erlöschen würde. Nach der ausländerrechtlichen Verwarnung wurde
A.X.________ wie folgt straffällig:
Am 16. Mai 2007 verurteilte ihn das Kreispräsidium Chur wegen Unterlassens der
Buchführung sowie wegen Vergehens gegen das Bundesgesetz über die Alters- und
Hinterlassenenversicherung (Bundesgesetz vom 20. Dezember 1946 über die Alters-
und Hinterlassenenversicherung vom 20. Dezember 1946; AHVG [SR 831.10]) zu
einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen bei einer Probezeit von zwei Jahren sowie
einer Busse von Fr 1'000.--.
Am 26. Februar 2008 verurteilte ihn das Kreispräsidium Chur wegen Vergehen
gegen das AHVG sowie Unterlassens der Buchführung zu einer Geldstrafe zu 20
Tagessätzen bei einer Probezeit von zwei Jahren sowie einer Busse von Fr.
800.--.
Am 21. Januar 2010 verurteilte ihn das Bezirksgericht Plessur wegen
Tätlichkeit, Drohung, mehrfacher sexueller Handlungen mit Kindern, mehrfachen
Versuchs der sexuellen Handlungen mit Kindern, mehrfacher Pornografie,
Pornografie gemäss Art. 197 Ziff. 3bis StGB, mehrfachen Inzests zum Nachteil
der Tochter C.X.________ und wegen mehrfachen Versuchs des Inzests zu einer
Freiheitsstrafe von drei Jahren und für die Tätlichkeiten zu einer Busse von
Fr. 200.--.
Am 4. Februar 2011 verurteilte ihn die Staatsanwaltschaft Graubünden erneut
wegen Unterlassens der Buchführung und Widerhandlung gegen das AHVG. Die
bedingt ausgesprochenen Geldstrafen vom 16. Mai 2007 und 26. Februar 2008
wurden widerrufen und für vollziehbar erklärt.
A.X.________ befand sich vom 24. Januar 2011 bis zum 22. Februar 2012 im
Strafvollzug.

B.
Mit Verfügung vom 12. September 2011 verweigerte das Amt für Polizeiwesen und
Zivilrecht des Kantons Graubünden die Verlängerung der
Jahresaufenthaltsbewilligung von A.X.________ und ordnete an, er habe die
Schweiz nach Beendigung des Strafvollzugs zu verlassen. Eine gegen diese
Verfügung erhobene Eingabe von A.X.________ und B.X.________ beim Departement
für Justiz, Sicherheit und Gesundheit Graubünden blieb erfolglos. Die hiergegen
gerichtete Beschwerde an das Verwaltungsgericht des Kantons Graubünden wies
dieses mit Urteil vom 19. Juni 2012 ab.

C.
Mit Eingabe vom 13. September 2012 beantragen A.X.________ und B.X.________
(Beschwerdeführende bzw. Beschwerdeführer 1 und Beschwerdeführerin 2) dem
Bundesgericht, das Urteil vom 19. Juni 2012 sei aufzuheben; die
Aufenthaltsbewilligung von A.X.________ sei zu verlängern. Zudem ersuchen sie
um Gewährung der unentgeltlichen Rechtspflege für die vorinstanzlichen und für
das vorliegende Verfahren.
Das Verwaltungsgericht des Kantons Graubünden hat innert Frist keine
Vernehmlassung eingereicht. Das Bundesamt für Migration beantragt, die
Beschwerde sei abzuweisen. Das Departement für Justiz, Sicherheit und
Gesundheit Graubünden hat sich nicht vernehmen lassen.
Mit Verfügung vom 19. September 2012 hat das präsidierende Mitglied der
Beschwerde aufschiebende Wirkung zuerkannt.

Erwägungen:

1.
1.1 Auf dem Gebiet des Ausländerrechts ist die Beschwerde in
öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten gegen Entscheide ausgeschlossen, welche
Bewilligungen betreffen, auf die weder das Bundesrecht noch das Völkerrecht
einen Anspruch einräumen (Art. 83 lit. c Ziff. 2 BGG). Für das Eintreten
genügt, wenn die ausländische Person dartut, dass potenziell ein Anspruch auf
die beantragte Bewilligung besteht; ob die jeweiligen Voraussetzungen erfüllt
sind, bildet Gegenstand der materiellen Beurteilung (BGE 136 II 177 E. 1.1 S.
179 f., 497 E. 3.3 S. 500 f.). In der Beschwerde wird in vertretbarer Weise ein
Anspruch des Beschwerdeführers 1 nach Art. 42 Abs. 1 des Bundesgesetzes über
die Ausländerinnen und Ausländer (AuG; SR 142.20) bzw. eine Verletzung von Art.
8 Ziff. 1 EMRK und Art. 13 Abs. 1 BV geltend gemacht; auf die Beschwerde ist
dementsprechend einzutreten (vgl. BGE 135 II 1 E. 1.1 S. 4 ff.).

1.2 Das Bundesgericht legt seinem Urteil den von der Vorinstanz festgestellten
Sachverhalt zugrunde (Art. 105 Abs. 1 BGG). Die Feststellung des Sachverhalts
kann nur gerügt bzw. vom Bundesgericht von Amtes wegen berichtigt oder ergänzt
werden, wenn sie offensichtlich unrichtig ist oder auf einer Rechtsverletzung
im Sinne von Art. 95 BGG beruht (Art. 97 Abs. 1 BGG bzw. Art. 105 Abs. 2 BGG).

1.3 Trotz der Rechtsanwendung von Amtes wegen prüft das Bundesgericht, unter
Berücksichtigung der allgemeinen Begründungspflicht (Art. 42 BGG),
grundsätzlich nur die geltend gemachten Rügen, sofern die rechtlichen Mängel
nicht geradezu offensichtlich sind (BGE 135 II 384 E. 2.2.1 S. 389; 134 III 102
E. 1.1 S. 104; 133 II 249 E. 1.4.1 S. 254). Die Verletzung von Grundrechten und
von kantonalem und interkantonalem Recht untersucht es in jedem Fall nur,
soweit eine solche Rüge in der Beschwerde vorgebracht und begründet worden ist
(Art. 106 Abs. 2 BGG).

2.
Die Beschwerdeführenden machen eine Verletzung von Art. 29 Abs. 2 BV geltend.
Indem die Vorinstanz ihnen wie auch weiteren vorgeschlagenen Zeuginnen keine
Gelegenheit gegeben habe, sich zur aktuellen Beziehung von C.X.________ zum
Beschwerdeführer 1 zu äussern und darzulegen, dass sie ihrem Vater mittlerweile
verziehen habe, liege eine Gehörsverletzung vor.

2.1 Aus dem verfassungsrechtlichen Anspruch auf rechtliches Gehör gemäss Art.
29 Abs. 2 BV ergibt sich für die Parteien das Recht, Beweisanträge zu stellen,
und für die Behörden die Pflicht, rechtzeitig und formgültig angebotene
Beweisbegehren entgegenzunehmen und zu berücksichtigen (vgl. BGE 127 I 54 E. 2b
S. 56). Das Gericht kann jedoch Beweisanträge ohne Verletzung des rechtlichen
Gehörs ablehnen, wenn es aufgrund bereits abgenommener Beweise seine
Überzeugung gebildet hat und ohne Willkür in vorweggenommener (antizipierter)
Beweiswürdigung annehmen kann, dass seine Überzeugung durch weitere
Beweiserhebungen nicht geändert würde. Ebenso müssen keine Beweise abgenommen
werden, wenn die Anträge nicht erhebliche Tatsachen betreffen (BGE 134 I 140 E.
5.3 S. 148; 131 I 153 E. 3 S. 157; 130 II 425 E. 2.1 S. 428; 124 I 208 E. 4a S.
211; je mit Hinweisen).

2.2 Eine Gehörsverletzung ist nicht dargetan: Die Vorinstanz hat sich gestützt
auf die Aktenlage das für die Überprüfung der Nichtverlängerung der
Aufenthaltsbewilligung erforderliche Bild über die familiären Verhältnisse des
Beschwerdeführers 1 machen können. Den Antrag, Zeuginnen zum aktuellen
Verhältnis von C.X.________ zu ihrem Vater zu hören, musste die Vorinstanz
nicht zulassen: Das Verschulden des Beschwerdeführers 1 wie auch das
öffentliche Interesse bemisst sich nach der gegen ihn ausgesprochenen
Freiheitsstrafe (vgl. unten E 3.1 ff.). Eine angebliche Verzeihung durch das
Opfer, die notabene durch Drittpersonen bezeugt werden soll, ist nicht
geeignet, das Verschulden des Täters zu relativieren und ebenso wenig, das
öffentliche Interesse an seiner Fernhaltung abzumildern (vgl. unten E. 4). Die
antizipierte Beweiswürdigung durch die Vorinstanz ist nachvollziehbar und nicht
willkürlich (BGE 134 I 140 E. 5.3 S. 148; 131 I 153 E. 3 S. 157; Urteil 2C_157/
2013 vom 22. Februar 2013 E. 3.3).

3.
3.1 Gemäss Art. 51 Abs. 1 AuG erlöschen die Ansprüche nach Art. 42 AuG (oben E.
1.1), wenn sie rechtsmissbräuchlich geltend gemacht werden (lit. a) oder
Widerrufsgründe nach Art. 63 AuG vorliegen (lit. b). Einen derartigen
Widerrufsgrund setzt eine ausländische Person unter anderem dann, wenn sie "zu
einer längerfristigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde" (Art. 62 lit. b AuG in
Verbindung mit Art. 63 lit. a AuG). Als längerfristig im Sinne von Art. 62 lit.
b AuG gilt eine Freiheitsstrafe, wenn ihre Dauer ein Jahr überschreitet (BGE
135 II 377 E. 4.2 und E. 4.5 S. 379 ff.). Wird diese Grenze erreicht, spielt es
keine Rolle, ob die Freiheitsstrafe bedingt, teilbedingt oder unbedingt
ausgesprochen wurde. Verlangt wird aber, dass sich das genannte Strafmass aus
einem einzigen Strafurteil ergibt und nicht bloss durch Zusammenrechnung von
kürzeren Freiheitsstrafen aus einer Mehrzahl von Erkenntnissen erreicht wird (
BGE 137 II 297 E. 2 S. 299 ff.; Urteil 2C_828/2011 vom 12. Oktober 2012 E. 2.1
[zur Publikation vorgesehen]). Bei gegebenen Voraussetzungen rechtfertigt sich
der Widerruf bzw. die Verweigerung der Verlängerung der Bewilligung zudem nur,
wenn die jeweils im Einzelfall vorzunehmende Interessenabwägung die
entsprechende Massnahme als verhältnismässig erscheinen lässt, wobei namentlich
die Schwere des Verschuldens, die Dauer der Anwesenheit sowie die dem
Betroffenen und seiner Familie drohenden Nachteile zu berücksichtigen sind
(vgl. Art. 96 AuG; Urteil 2C_817/2012 vom 19. Februar 2013, E. 2.1.2 mit
Hinweisen). Was das Fernhalteinteresse anbetrifft, so darf bei Ausländern,
welche sich nicht auf das Freizügigkeitsabkommen (FZA; SR 0.142.112.681)
berufen können, im Rahmen der Interessenabwägung abgesehen von der aktuellen
Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, die von der betroffenen
Einzelperson ausgeht, namentlich auch generalpräventiven Gesichtspunkten
Rechnung getragen werden (Urteile 2C_282/2012 vom 31. Juli 2012 E. 2.5 mit
Hinweis; 2C_679/2011 vom 21. Februar 2012 E. 3. 1).

3.2 Hat ein Ausländer nahe Verwandte mit einem gefestigten Anwesenheitsrecht in
der Schweiz und wird die intakte familiäre Beziehung tatsächlich gelebt, kann
es Art. 8 EMRK bzw. Art. 13 Abs. 1 BV verletzen, wenn ihm die Anwesenheit in
der Schweiz untersagt und damit sein Familienleben vereitelt wird (BGE 130 II
281 E. 3.1 S. 285 mit Hinweisen). Der betreffende Anspruch gilt indessen nicht
absolut. Vielmehr ist nach Art. 8 Ziff. 2 EMRK ein Eingriff in das durch Ziff.
1 geschützte Rechtsgut statthaft, soweit er gesetzlich vorgesehen ist und eine
Massnahme darstellt, die in einer demokratischen Gesellschaft für die nationale
Sicherheit, die öffentliche Ruhe und Ordnung, das wirtschaftliche Wohl des
Landes, die Verteidigung der Ordnung und zur Verhinderung von strafbaren
Handlungen, zum Schutz der Gesellschaft und Moral sowie der Rechte und
Freiheiten anderer notwendig ist. Die Konvention verlangt insofern eine
Abwägung der sich gegenüberstehenden privaten Interessen an der
Bewilligungserteilung und den öffentlichen Interessen an deren Verweigerung,
wobei letztere in dem Sinne überwiegen müssen, dass sich der Eingriff als
notwendig erweist (BGE 135 I 143 E. 2.1 S. 147, 153 E. 2.2.1 S. 156; 122 II 1
E. 2 S. 6 mit Hinweisen). Bei der Interessenabwägung im Rahmen von Art. 8 Ziff.
2 EMRK sind die Schwere des begangenen Delikts, der seit der Tat vergangene
Zeitraum, das Verhalten des Ausländers während dieser Periode, die Auswirkungen
auf die betroffene Person sowie deren familiäre Situation zu berücksichtigen.
Zudem sind die Dauer der ehelichen Beziehung und weitere Gesichtspunkte
relevant, welche Rückschlüsse auf deren Intensität zulassen (Geburt und Alter
der Kinder; Kenntnis der Tatsache, dass die Beziehung wegen der Straftat unter
Umständen nicht in der Schweiz gelebt werden kann). Von Bedeutung sind auch die
Nachteile, welche dem Ehepartner oder den Kindern erwachsen würden, müssten sie
dem Betroffenen in dessen Heimatstaat folgen (Urteile 2C_793/2008 vom 27. März
2009, E. 2.1; 2A.65/2006 vom 23. Juni 2006, E. 2 mit Hinweis auf das Urteil des
Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte vom 2. August 2001 i.S. Boultif
gegen die Schweiz vom 2. August 2001 [Nr. 54273/00] § 46 ff.; vgl. auch das
Urteil des EGMR Üner gegen die Niederlande vom 18. Oktober 2006 [Nr. 46410/99],
N. 57, sowie Maslov gegen Österreich vom 23. Juni 2008 [Nr. 1638/03] N. 77
ff.).

4.
Mit der Verurteilung des Beschwerdeführers 1 zu einer Freiheitsstrafe von 3
Jahren ist vorliegend der Widerrufsgrund von Art. 62 lit. b AuG gegeben. Die
Beschwerdeführenden bestreiten dies nicht. Strittig bleibt jedoch die
behauptete Verletzung des Verhältnismässigkeitsgrundsatzes bzw. die Abwägung
der auf dem Spiel stehenden privaten und öffentlichen Interessen.

4.1 Die Beschwerdeführenden bringen vor, die Tochter wende sich mittlerweile
gegen die Nichtverlängerung der Aufenthaltsbewilligung ihres Vaters. Wenn schon
das Opfer seiner Straftaten den weiteren Zusammenhalt der Familie wünsche, so
relativiere dies das öffentliche Interesse an einer dauerhaften Fernhaltung des
Beschwerdeführers 1 sehr stark. Er selbst werde in seiner Heimat als
Angehöriger der tamilischen Minderheit benachteiligt. Der Beschwerdeführerin 2
und den minderjährigen Kindern sei eine Ausreise nach Sri Lanka nicht
zuzumuten. Diese privaten Interessen wie auch ein geringes Rückfallrisiko
seitens des Beschwerdeführers 1 seien von der Vorinstanz ungenügend
berücksichtigt worden.

4.2 Entgegen den Vorbringen der Beschwerdeführenden hat die Vorinstanz die auf
dem Spiel stehenden Interessen im Rahmen von Art. 62 lit. b AuG bzw. Art. 8
Ziff. 2 EMRK in zulässiger Weise gegeneinander abgewogen:
4.2.1 Ausgangspunkt und Massstab für die Schwere des Verschuldens und die
fremdenpolizeiliche Interessenabwägung im Rahmen eines Bewilligungsentzugs
gestützt auf Art. 62 lit. b AuG (Verurteilung zu einer längerfristigen
Freiheitsstrafe) ist die vom Strafgericht verhängte Strafe (BGE 129 II 215 E.
3.1 S. 216). Die Vorinstanz ist aufgrund der mehrjährigen Freiheitsstrafe
zurecht von einem schweren Verschulden des Beschwerdeführers 1 ausgegangen.
Dieser war wegen Tätlichkeit, Drohung, mehrfacher sexueller Handlungen mit
Kindern, mehrfachen Versuchs der sexuellen Handlungen mit Kindern, mehrfacher
Pornografie, Pornografie gemäss Art. 197 Ziff. 3 bis StGB, mehrfachen Inzests
sowie wegen mehrfachen Versuchs des Inzests zu einer Freiheitsstrafe von drei
Jahren verurteilt worden. Im Rahmen dieser Delinquenz hatte der
Beschwerdeführer 1 seine Tochter während rund vier Jahren missbraucht; nach den
Erwägungen des Strafgerichts nützte er seine Rolle als Erziehungsberechtigter
auf eine schamlose Art aus, sodass seine Tochter in ihrer Entwicklung
nachhaltigen Schaden nahm. Der Beschwerdeführer 1 delinquierte vor dieser Tat
und auch danach; er befand sich wegen vorhergehender Verurteilungen teils noch
in der Probezeit. Das Strafgericht sprach von einem schweren Verschulden und
attestierte dem Beschwerdeführer 1 eine überwiegende Uneinsichtigkeit.
4.2.2 Soweit die Beschwerdeführenden hiergegen - wenn überhaupt rechtsgenüglich
- vorbringen, dem Beschwerdeführer 1 sei vom behandelnden Psychiater keine
sexuelle Deviation attestiert worden, sodass von einem geringen Rückfallrisiko
und einem entsprechend geringen öffentlichen Interesse an seiner Fernhaltung
auszugehen sei, kann ihnen nicht gefolgt werden.
Der Beschwerdeführer 1 bestreitet nach wie vor, seine Tochter missbraucht zu
haben. Er war gemäss den vorinstanzlichen Feststellungen im Rahmen seiner
psychiatrischen Behandlung lediglich bereit, sich allgemein mit der Thematik
sexueller Übergriffe zu befassen, nicht jedoch mit seiner eigenen Tat. Es ist
daher - wie die Vorinstanz zurecht ausführt - nicht nachvollziehbar, wenn der
Beschwerdeführer 1 vorbringt, eine Rückfallwahrscheinlichkeit sei "praktisch
ausgeschlossen". Im Übrigen müsste bei Drittstaatsangehörigen für das
Fernhalteinteresse ohnehin nicht allein auf die Rückfallwahrscheinlichkeit
abgestellt werden: Das Bundesgericht verfolgt bei Delikten gegen die
körperliche und sexuelle Integrität eine strenge Praxis (BGE 125 II 521 E. 4.a/
aa S. 526 f.; 122 II 433 E. 2.c S. 436 f.; Urteile 2C_481/2012 vom 1. März 2013
E.3.3; 2C_371/2012 vom 20. Dezember 2012 E. 3.2). Selbst ein relativ geringes
Rückfallrisiko müsste bei den durch den Beschwerdeführer 1 begangenen Delikten
(Verurteilungen gestützt auf Art. 197 Ziff. 1 und 3bis, Art. 213 StGB) nicht
hingenommen werden. Die Vorinstanz durfte - auch unter Berücksichtigung von
generalpräventiven Gesichtspunkten (vgl. Urteile 2C_282/2012 vom 31. Juli 2012
E. 2.5; 2C_13/2011 vom 22. März 2011 E. 2.2; 2C_28/2010 vom 25. März 2011 E.
2.3; 2C_466/2009 vom 13. Januar 2010 E. 5.2; 2C_36/2009 vom 20. Oktober 2009 E.
2.1) - davon ausgehen, dass ein wesentliches öffentliches Interesse besteht,
seine Anwesenheit zu beenden.
4.2.3 Die gegenläufigen privaten Interessen des Beschwerdeführers 1 am Verbleib
in der Schweiz fallen demgegenüber - wie die Vorinstanz zu Recht ausgeführt hat
- weniger ins Gewicht. Gegen seine Ausweisung spricht zwar der Umstand, dass er
seit mehr als 20 Jahren in der Schweiz ist, jedoch liegt trotz der langen
Aufenthaltsdauer aufgrund der schweren und wiederholten Straffälligkeit (sowie
der Verschuldung) keine gelungene Integration vor. Der Beschwerdeführer 1
bringt zwar vor, er werde als Angehöriger der tamilischen Minderheit nach dem
Bürgerkrieg "nach wie vor benachteiligt", substanziiert jedoch nicht, inwiefern
ihm eine Rückkehr nach Sri Lanka und in die dortigen Verhältnisse mit Bezug auf
seine konkrete Situation tatsächlich unzumutbar wäre (vgl. Urteil 2C_695/2012
vom 28. Januar 2013 E. 3.2.3). Er hat seine Kindheit und Jugend in Sri Lanka
verbracht und ist demnach mit den sozio-kulturellen Gegebenheiten wie auch mit
der Sprache seiner Heimat vertraut. Er kehrte gemäss den vorinstanzlichen
Feststellungen auch unlängst dorthin zurück, sodass ihm eine (Re-)Integration
zumutbar sein wird. Dass die wirtschaftlichen Verhältnisse in seinem
Herkunftsland wie von ihm vorgebracht schwierig sind, kann im Rahmen der
Überprüfung der Nichtverlängerung der Aufenthaltsbewilligung nicht entscheidend
sein (vgl. Urteile 2C_695/2012 vom 28. Januar 2013 E. 3.2.3; 2C_1029/2011 vom
10. April 2012 E. 3.3.2 mit Hinweisen).
4.2.4 Zu prüfen bleiben die Auswirkungen des angefochtenen Entscheids auf die
familiären Beziehungen. Zwar fallen die Beziehungen des Beschwerdeführers 1 zu
seiner Ehefrau und seinen minderjährigen Kindern zweifellos in den
Schutzbereich von Art. 8 EMRK (vgl. E. 3.2). Die Beschwerdeführerin 2 hatte
ihren Gatten in Sri Lanka geheiratet und sich danach mit ihm in der Schweiz
niedergelassen. Ihr musste in der Folge klar werden, dass sie die Beziehung
angesichts der wiederholten Verurteilungen ihres Ehegatten allenfalls
inskünftig nicht weiter zusammen mit ihm in der Schweiz würde leben können. Die
gemeinsamen minderjährigen Kinder teilen in der Regel den Aufenthaltsort ihrer
Eltern oder des für sie verantwortlichen Elternteils. Sie sind mittlerweile gut
sieben bzw. knapp drei Jahre alt und befinden sich noch in einem
anpassungsfähigen Alter (vgl. Urteil 2C_656/2012 vom 8. Mai 2012 E. 3.2),
sodass es ihnen zumutbar wäre, allenfalls gemeinsam mit den Eltern in das
Heimatland des Vaters zurückzukehren (vgl. BGE 127 II 60 E. 2a S. 67; 122 II
289 E. 3c S. 298). Der Beschwerdeführerin 2 steht es aber auch frei, mit den
Kindern in der Schweiz zu verbleiben und den Kontakt mit dem Beschwerdeführer
im Rahmen von Besuchen, Mitteln der Telekommunikation und Briefen aufrecht zu
erhalten (Urteil 2C_679/2011 vom 21. Februar 2012 E. 3.4.3).

4.3 Soweit sich die Beschwerdeführenden zusätzlich auf Art. 5 Abs. 2 BV
berufen, kann auf die vorstehenden Erwägungen betreffend
Verhältnismässigkeitsprüfung verwiesen werden (vgl. BGE 135 V 172 E. 7.3.2 S.
182; 131 I 91 E. 3.3 S. 99; Urteil 2C_1029/2011 vom 10. April 2012 E. 3.3.4).
Eine Verletzung der weiteren angerufenen Grundrechte wird nicht rechtsgenüglich
dargetan, sodass auf diese Rügen nicht eingegangen werden kann (vgl. oben E.
1.3).

5.
Die Beschwerde ist abzuweisen, soweit darauf eingetreten werden kann. Infolge
Aussichtslosigkeit der Beschwerde (wiederholte Delinquenz, darunter
Verurteilung zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe aufgrund von Delikten gegen
die sexuelle Integrität) kann dem Gesuch der Beschwerdeführenden um
unentgeltliche Rechtspflege auch im bundesgerichtlichen Verfahren nicht
entsprochen werden. Dem Verfahrensausgang entsprechend haben sie die Kosten des
bundesgerichtlichen Verfahrens zu tragen (Art. 66 BGG). Es sind keine
Parteientschädigungen geschuldet (Art. 68 BGG).

Demnach erkennt das Bundesgericht:

1.
Die Beschwerde wird abgewiesen, soweit darauf einzutreten ist.

2.
2.1 Das Gesuch um unentgeltliche Rechtspflege und Verbeiständung wird
abgewiesen.

2.2 Die Gerichtskosten von Fr. 2'000.-- werden den Beschwerdeführenden
auferlegt.

3.
Dieses Urteil wird den Verfahrensbeteiligten, dem Verwaltungsgericht des
Kantons Graubünden, 1. Kammer, und dem Bundesamt für Migration schriftlich
mitgeteilt.

Lausanne, 28. März 2013

Im Namen der II. öffentlich-rechtlichen Abteilung
des Schweizerischen Bundesgerichts

Der Präsident: Zünd

Die Gerichtsschreiberin: Hänni