Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

Sozialrechtliche Abteilungen U 118/2006
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U 118/06

Urteil vom 25. April 2007

I. sozialrechtliche Abteilung

Bundesrichter Ursprung, Präsident,
Bundesrichterin Widmer, Bundesrichter Frésard,
Gerichtsschreiber Krähenbühl.

S. ________, 1968, Beschwerdeführer,
vertreten durch Rechtsanwalt
Dr. Max Sidler, Untermüli 6, 6300 Zug,

gegen

Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA), Fluhmattstrasse 1,
6004 Luzern, Beschwerdegegnerin.

Unfallversicherung,

Verwaltungsgerichtsbeschwerde gegen den Entscheid des Verwaltungsgerichts des
Kantons Schwyz vom 18. Januar 2006.

Sachverhalt:

A.
Der 1968 geborene S.________ zog sich am 25. Februar 1990 bei einem Unfall
mit seinem Motorrad unter anderem ein Schädel-Hirn-Trauma zu. Rund ein halbes
Jahr später konnte er seine Arbeit als Käser/Molkerist in der Firma
X.________ AG am 6. August 1990 zunächst zu 50 % und ab 20. August 1990
wieder zu 100 % ausüben. Die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA)
gewährte mit Verfügung vom 29. April 1994 eine 35%ige
Integritätsentschädigung. Mit Schreiben vom 11. September 1996 schloss sie
den Fall mit der Feststellung ab, der Versicherte erleide keine
Erwerbseinbusse.

Am 1. Juli 2003 meldete sich S.________ mit dem Begehren um eine
Invalidenrente erneut bei der SUVA zum Leistungsbezug an. Mit Verfügung vom
28. April 2005 sprach ihm diese eine auf einem versicherten Verdienst von Fr.
56'572.- und einem Invaliditätsgrad von 14 % basierende Invalidenrente zu.
Die darauf erhobene Einsprache wies sie mit Entscheid vom 14. Juni 2005 ab.

B.
Die hiegegen gerichtete Beschwerde mit dem Begehren, der Rente einen
versicherten Verdienst von Fr. 68'900.- und einen Invaliditätsgrad von 37 %
zugrunde zu legen, wies das Verwaltungsgericht des Kantons Schwyz mit
Entscheid vom 18. Januar 2006 ab.

C.
Mit Verwaltungsgerichtsbeschwerde lässt S.________ seine im kantonalen
Verfahren gestellten Anträge erneuern.

SUVA und Vorinstanz schliessen auf Abweisung der
Verwaltungsgerichtsbeschwerde. Das Bundesamt für Gesundheit verzichtet auf
eine Vernehmlassung.

Das Bundesgericht zieht in Erwägung:

1.
Das Bundesgesetz über das Bundesgericht vom 17. Juni 2005 (BGG; SR 173.110)
ist am 1. Januar 2007 in Kraft getreten (AS 2006 1205, 1243). Da der
angefochtene Entscheid vorher ergangen ist, richtet sich das Verfahren noch
nach OG (in der bis 30. Juni 2006 gültig gewesenen Fassung; Art. 132 Abs. 1
BGG; BGE 132 V 393 E. 1.2 S. 395).

2.
2.1 SUVA und Vorinstanz haben richtig erkannt, dass sich die Bestimmung des
der Rentenberechnung zugrunde zu legenden versicherten Verdienstes nach Art.
24 Abs. 2 UVV richtet. Während die SUVA auf den Lohn in der Arbeitgeberfirma
im Zeitpunkt des Unfallereignisses im Jahre 1990 (Firma X.________ AG),
angepasst an die Nominallohnentwicklung bis zum Rentenbeginn am 1. Februar
2002, abstellte, will der Beschwerdeführer im Hinblick auf sein Alter im
Unfallzeitpunkt bei der Festsetzung des versicherten Verdienstes eine höhere
Einkommenssteigerung berücksichtigt wissen.

2.2 Das kantonale Gericht hat die beschwerdeführerische Argumentation unter
Bezugnahme auf die Rechtsprechung des Eidgenössischen Versicherungsgerichts
(seit 1. Januar 2007: sozialrechtliche Abteilungen des Bundesgerichts)
abgelehnt. Ausgehend von der für die Ermittlung des versicherten Verdienstes
massgebenden Grundregel in Art. 15 Abs. 2 und 3 UVG (in Verbindung mit Art.
22 Abs. 2 lit. b und Abs. 4 sowie Art. 24 Abs. 2 UVV) hat es zutreffend
ausgeführt, dass die gesetzliche Ordnung bei der Bestimmung des versicherten
Verdienstes an das Arbeitsverhältnis im Unfallzeitpunkt anknüpft und deshalb
auf den bis zum versicherten Unfallereignis erzielten Lohn abstellt (BGE 127
V 165 E. 3 S. 171 ff.). Dieser unter anderem mit dem Äquivalenzprinzip
zwischen versichertem Verdienst und Prämienordnung zusammenhängende Grundsatz
stellt sicher, dass der Rentenberechnung einerseits und der Prämienerhebung
andererseits die gleichen Faktoren zugrunde liegen. Änderungen des ohne
Versicherungsfall mutmasslich realisierbaren Einkommens sollen grundsätzlich
keinen Einfluss auf den versicherten Verdienst und damit auf die
Rentenberechnung haben (BGE 127 V 165 E. 3b S. 172; RKUV 2003 Nr. U 483 S.
244 E. 3.2). Die Sonderregel in Art. 24 Abs. 2 UVV statuiert eine Ausnahme
vom Grundsatz der Bestimmung des versicherten Verdienstes nach Massgabe des
effektiv vor dem versicherten Unfallereignis erzielten Jahreslohnes. Damit
soll die versicherte Person vor unbilligen Nachteilen geschützt werden, die
sich aus der Anwendung der Grundregel ergeben können (BGE 127 V 165 E. 3b
S. 172, 123 V 45 E. 3c S. 50 ff.; RKUV 2003 Nr. U 483 S. 244 E. 3.3). Bei
einem Rentenbeginn mehr als fünf Jahre nach dem Unfall ist daher laut Art. 24
Abs. 2 UVV derjenige Lohn für die Bestimmung des versicherten Verdienstes
massgebend, den der Versicherte ohne Unfall im Jahr vor dem Rentenbeginn
bezogen hätte, sofern dieser höher als der letzte Lohn vor dem Unfall ist.
Diese Norm bezweckt die Anpassung des versicherten Verdienstes an die normale
Lohnentwicklung im angestammten Tätigkeitsbereich (BGE 127 V 165 E. 3b
S. 173). Erst nach dem Unfall angetretene Arbeitsverhältnisse fallen ebenso
wie tatsächliche oder bloss hypothetische berufliche Veränderungen und
Karriereschritte, die zu einem höheren Einkommen geführt hätten, ausser
Betracht (BGE 127 V 165 E. 3b S. 172). Es soll einzig verhindert werden, dass
die versicherte Person wegen einer Verzögerung der Rentenfestsetzung einen
Nachteil erleidet.

2.3 Die vom Beschwerdeführer angeregte Annahme eines höheren versicherten
Verdienstes ist mit der in vorstehender Erwägung dargestellten Rechtsprechung
nicht vereinbar. Im Rahmen von Art. 24 Abs. 2 UVV sind nur die allgemeine
Lohnentwicklung, nicht aber andere Änderungen der erwerblichen Verhältnisse
zu berücksichtigen. Dieser Grundsatz würde durchbrochen, wollte man bei der
Bestimmung des versicherten Verdienstes - wie in der
Verwaltungsgerichtsbeschwerde unter Hinweis auf eine bei jungen, am Anfang
ihrer beruflichen Laufbahn stehenden Arbeitnehmern stärker ansteigende
Lohnentwicklung geltend gemacht - eine "individuelle" Verdiensterhöhung mit
einbeziehen. Dazu - und damit zu einer Änderung der Rechtsprechung - besteht
auch unter Berücksichtigung der Ausführungen in der
Verwaltungsgerichtsbeschwerde insbesondere zur Anwendung des
Äquivalenzprinzips und zu dessen Notwendigkeit kein Anlass. Grössere
Lohnerhöhungen bei jüngeren Arbeitnehmern sind, auch wenn sie statistisch
belegt sein mögen, stets hypothetischer Art und lassen im Gegensatz zur
allgemeinen Lohnentwicklung nicht mit hinreichender Gewissheit darauf
schliessen, dass ein Versicherter sie tatsächlich realisiert hätte. Etwas
anderes kann der Beschwerdeführer aus dem Umstand nicht ableiten, dass er
nach seinem Unfall effektiv höhere Löhne erzielt und auf diesen seine Prämien
entrichtet hat, sind doch - wie erwähnt - erst nach dem Versicherungsfall
eingegangene Arbeitsverhältnisse bei der Bestimmung des versicherten
Verdienstes gleich wie hypothetische Lohnerhöhungen und nach der allgemeinen
Lebenserfahrung denkbare Karriereschritte ausser acht zu lassen.

3.
Des Weiteren bildet der Invaliditätsgrad Streitgegenstand, wobei sich die
Parteien bezüglich des für den Einkommensvergleich massgebenden Verdienstes,
welchen der Beschwerdeführer ohne unfallbedingte Gesundheitsschädigung
mutmasslich erzielt hätte (Valideneinkommen) und welchen er trotz dieser
Schädigung zumutbarerweise noch realisieren könnte (Invalideneinkommen),
uneinig sind. Hinsichtlich der gesetzlichen Regelung zur Bestimmung des
Invaliditätsgrades nach der Einkommensvergleichsmethode (Art. 16 ATSG und -
bis 31. Dezember 2002 - Art. 18 Abs. 2 UVG) wird auf den Einspracheentscheid
vom 14. Juni 2005 verwiesen.

3.1 Was das Invalideneinkommen anbelangt, ging die SUVA vom Verdienst aus,
den der Beschwerdeführer in der Käserei Y.________ erzielte, wo er seit 4.
Februar 2002 und auch im Zeitpunkt des Einspracheentscheides vom 14. Juni
2005 noch arbeitete. Dieser betrug im Jahre 2002 Fr. 68'900.- (13 x Fr.
5'300.-). Für den Einkommensvergleich stellte die SUVA auf den Betrag von Fr.
70'725.20 ab, welcher dem zufolge betriebsüblicher Lohnsteigerung im Jahr
2005 ausgerichteten Gehalt entspricht. Die Vorinstanz sah in diesem Vorgehen
mit Recht keinen Grund für eine Beanstandung. Nachdem die SUVA auf die
tatsächlichen Gegebenheiten im Zeitpunkt des Erlasses ihres
Einspracheentscheids abstellen konnte, durfte sie insbesondere gestützt auf
die Arbeitgeberauskunft vom 11. Januar 2005, wonach trotz gewisser Mängel bei
vereinzelt, jedoch selten anfallenden Arbeitsgängen insgesamt keine
Leistungseinbusse und somit auch keine verminderte Einsetzbarkeit bestehe,
trotz der von Frau Dr. phil. O.________, Neuropsychologische Praxis, am 9.
März 2005 bescheinigten 30%igen Einschränkung der Leistungsfähigkeit davon
ausgehen, dass der ausgerichtete Lohn auch der - effektiv erbrachten - vollen
Leistung eines Käsereiangestellten entspreche. Auch die übrigen, schon im
kantonalen Entscheid mit korrekter Begründung verworfenen Vorbringen in der
Verwaltungsgerichtsbeschwerde bilden keinen Anlass für eine abweichende
Beurteilung.

3.2 Als Valideneinkommen nahm die SUVA den Durchschnittswert des Lohnes eines
diplomierten Käsermeisters im Alter des Beschwerdeführers im Jahre 2005,
welcher gemäss einer Auskunft des Schweizerischen Milchwirtschaftlichen
Vereins in Bern vom 14. Dezember 2004 in der Region Zürich Fr. 74'100.- (13 x
Fr. 5'700.-) ausmachte, und des Einkommens von Fr. 90'225.20 (13 x Fr.
6'940.-), das der Beschwerdeführer nach Aussage seines Arbeitgebers erreicht
hätte, wenn er die Leitung der Käsereifabrikation hätte übernehmen können.
Dies ergab für das Jahr 2005 ein Valideneinkommen von Fr. 82'160.-, welches
die Vorinstanz als "nicht zu knapp bemessen" bezeichnete.

Wie das kantonale Gericht zutreffend ausführte, kann weder mit überwiegender
Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass der Beschwerdeführer ohne
unfallbedingte Beeinträchtigung die beabsichtigte Prüfung als Käsermeister
bestanden hätte, noch dass er, hätte er sie bestanden, die übrigen
Anforderungen an die Leitung eines Käsefabrikationsbetriebes erfüllt hätte.
Wenn die SUVA dennoch die Angabe des Arbeitgeberbetriebes, wonach für die
Leitung der Käsefabrikation ein um Fr. 1'500.- höher liegender Monatslohn -
mithin ein Jahreslohn von Fr. 90'220.- (12 x Fr. 6'940.-) - ausgerichtet
würde, als oberen Grenzwert für den von ihr schliesslich als massgebend
angenommenen Durchschnittswert berücksichtigte, ist dies als Entgegenkommen
gegenüber dem Beschwerdeführer zu bezeichnen. Für den in der
Verwaltungsgerichtsbeschwerde als überwiegend wahrscheinlich dargestellten
hypothetischen beruflichen Werdegang ohne unfallbedingte Beeinträchtigung
lässt sich aufgrund der Aktenlage keine hinreichende Stütze finden. Die
Annahme eines Valideneinkommens von mehr als den von der SUVA angenommenen
Fr. 82'160.- ist nicht zu rechtfertigen.

3.3 Die Gegenüberstellung des Valideneinkommens von Fr. 82'160.- und des
Invalideneinkommens von Fr. 70'725.20 führt zu dem im Einspracheentscheid vom
14. Juni 2005 wie auch vorinstanzlich bestätigten Invaliditätsgrad von 14 %.

4.
Weil es um Versicherungsleistungen ging, fallen keine Verfahrenskosten an
(Art. 134 OG).

Demnach erkennt das Bundesgericht:

1.
Die Verwaltungsgerichtsbeschwerde wird abgewiesen.

2.
Es werden keine Gerichtskosten erhoben.

3.
Dieses Urteil wird den Parteien, dem Verwaltungsgericht des Kantons Schwyz
und dem Bundesamt für Gesundheit zugestellt.

Luzern, 25. April 2007

Im Namen der I. sozialrechtlichen Abteilung
des Schweizerischen Bundesgerichts

Der Präsident: Der Gerichtsschreiber:
i.V.