Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

Sozialrechtliche Abteilungen I 293/2004
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I 293/04

Urteil vom 18. Januar 2005
III. Kammer

Präsidentin Leuzinger, Bundesrichter Lustenberger und Kernen;
Gerichtsschreiber Krähenbühl

G.________, 1956, Beschwerdeführer, vertreten durch Fürsprecher Stephan M.
Hirter, Spitalgasse 36, 3001 Bern,

gegen

IV-Stelle Bern, Chutzenstrasse 10, 3007 Bern, Beschwerdegegnerin

Verwaltungsgericht des Kantons Bern, Bern

(Entscheid vom 16. März 2004)

Sachverhalt:

A.
Der 1956 geborene G.________ rutschte am 21. August 1996 beim Duschen in der
Badewanne aus und zog sich dabei eine Rotatorenmanschettenläsion rechts zu.
Die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) kam für die
Heilungskosten auf und richtete Taggelder aus. Nach einer operativen
Behandlung im März 1997 und einem vom 13. August bis 24. September 1997
dauernden Aufenthalt in ihrer Klinik in X.________ stellte sie die Leistungen
am 3. Juli 1998 verfügungsweise per 5. Juli 1998 ein. Auf Einsprache hin kam
sie darauf zurück und gewährte mit neuer Verfügung vom 27. Oktober 1999 nebst
einer Entschädigung für eine 10%ige Integritätseinbusse rückwirkend ab 1.
September 1999 eine Invalidenrente auf Grund einer Erwerbsunfähigkeit von 20
%. Daran hielt sie mit unangefochten in Rechtskraft erwachsenem
Einspracheentscheid vom 20. Januar 2000 fest.

Im September 1997 hatte sich G.________ auch bei der Invalidenversicherung
zum Leistungsbezug angemeldet. Gestützt auf ihre Abklärungen medizinischer
und erwerblicher Art mit Beizug der Akten der SUVA kündigte die IV-Stelle
Bern mit Vorbescheiden vom 1. Dezember 1998 und 8. November 1999 für die Zeit
ab 1. August 1997 die Ausrichtung einer ganzen, bis 30. September 1998
befristeten Invalidenrente mit Zusatzrente für die Ehefrau und zwei
Kinderrenten an. In diesem Sinne erliess sie am 2. November 2001 - nach
Einholung einer Expertise des Zentrums für Medizinische Begutachtung (ZMB) in
Y.________ vom 3. Juli 2001 und nochmaliger Durchführung des
Vorbescheidverfahrens - eine entsprechende Verfügung. Wie die SUVA von einem
20%igen Invaliditätsgrad ausgehend verneinte sie einen Leistungsanspruch ab
1. Oktober 1998.

B.
Die gegen die Rentenbefristung gerichtete Beschwerde wies das
Verwaltungsgericht des Kantons Bern mit Entscheid vom 16. März 2004 ab.

C.
Mit Verwaltungsgerichtsbeschwerde lässt G.________ wie schon im kantonalen
Verfahren die Ausrichtung zumindest einer halben Invalidenrente ab 1. Oktober
1998 beantragen.
Die IV-Stelle sieht von einer materiellen Stellungnahme ab. Das Bundesamt für
Sozialversicherung verzichtet auf eine Vernehmlassung.

Das Eidg. Versicherungsgericht zieht in Erwägung:

1.
1.1 Wie das kantonale Gericht zutreffend erkannt hat, findet das auf den 1.
Januar 2003 und damit erst nach Erlass der Verfügung vom 2. November 2001 in
Kraft getretene Bundesgesetz über den Allgemeinen Teil des
Sozialversicherungsrechts vom 6. Oktober 2000 (ATSG) ebenso wenig Anwendung
wie die im Rahmen der 4. IVG-Revision per 1. Januar 2004 geänderten
Bestimmungen des Invalidenversicherungsrechts (vgl. BGE 129 V 4 Erw. 1.2 mit
Hinweisen).

1.2 Bezüglich der für die Beurteilung des streitigen Rentenanspruchs
massgebenden rechtlichen Grundlagen kann des Weitern mit der Vorinstanz auf
die Ausführungen der IV-Stelle in der Verfügung vom 2. November 2001
verwiesen werden. Es betrifft dies die Voraussetzungen für einen
Rentenanspruch, dessen Umfang (alt Art. 28 Abs. 1 IVG) und dessen Beginn (alt
Art. 29 Abs. 1 lit. a und b IVG) sowie die Invaliditätsbemessung bei
Erwerbstätigen nach der Einkommensvergleichsmethode (alt Art. 28 Abs. 2 IVG;
BGE 128 V 30 Erw. 1, 104 V 136 Erw. 2a und b). Auf den vorinstanzlichen
Entscheid verwiesen wird ferner hinsichtlich der Möglichkeit, zeitlich
befristete oder abgestufte Renten zuzusprechen, und der dabei zu beachtenden
Regeln über die Rentenrevision (alt Art. 41 IVG und alt Art. 88a Abs. 1 IVV;
BGE 125 V 369 Erw. 2 mit Hinweis; siehe auch BGE 112 V 372 Erw. 2b und 390
Erw. 1b, 109 V 265 Erw. 4a).

1.3 Was die Koordination der Invaliditätsbemessung im
Invalidenversicherungsbereich einerseits und im Unfallversicherungsbereich
andererseits anbelangt, ist mit der Vorinstanz unter Bezugnahme auf BGE 126 V
288 festzuhalten, dass ein Sozialversicherungsträger einen von ihm nach
ordnungsgemässer Eröffnung nicht angefochtenen Entscheid eines andern
Versicherers grundsätzlich gegen sich gelten zu lassen hat (BGE 126 V 294
Erw. 2d). Zwar hat das Eidgenössische Versicherungsgericht in einem in AHI
2004 S. 181 publizierten Urteil mit Blick auf die Rechtslage vor
In-Kraft-Treten des ATSG präzisiert, dass diese Regel gegenüber
Unfallversicherern bei Rentenverfügungen von IV-Stellen nicht zum Zuge kommt,
da es am Beschwerderecht des Unfallversicherers fehlt (ausführlich hiezu Erw.
2-5 des erwähnten Urteils; bestätigt in den Urteilen B. vom 2. November 2004
[I 95/02], Erw. 3, und M. vom 17. August 2004 [I 106/03], Erw. 4). Für die
Invalidenversicherung ändert sich dadurch indessen insofern nichts, als sie
nach wie vor eine für den Unfallversicherungsbereich abgeschlossene
Invaliditätsbemessung nicht unbeachtet lassen darf, sondern diese als Indiz
für eine zuverlässige Beurteilung in ihre - selbstständig vorzunehmende -
Ermittlung des Invaliditätsgrades mit einzubeziehen hat; ein allfälliges
Abweichen muss sich auf triftige Gründe stützen und sachlich begründet sein
(vgl. BGE 126 V 293 f. Erw. 2d).

2.
2.1 Die Rentenverfügung der SUVA vom 27. Oktober 1999 und der diese
bestätigende Einspracheentscheid vom 20. Januar 2000 stützen sich auf die
Beurteilung durch Kreisarzt Dr. med. K.________ vom 15. Juni 1999, welcher
einen ganztägigen Arbeitseinsatz bei einer leichten bis mittelschweren
Tätigkeit mit einzelnen die vorhandenen Beschwerden berücksichtigenden
Einschränkungen als möglich und zumutbar erachtete. Anhaltspunkte dafür, dass
dieser Einschätzung der Leistungsfähigkeit wesentliche Mängel anhaften würden
und sie daher der gesundheitlichen Situation nicht gerecht werden könnte,
fehlen. Die IV-Stelle wie auch die Vorinstanz sahen sich denn zu Recht nicht
veranlasst, diese der Invaliditätsbemessung der SUVA zu Grunde liegende
ärztliche Beurteilung in Frage zu stellen. Dass die Fachärzte im ZMB das
trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung verbliebene Leistungsvermögen in
ihrer Expertise vom 3. Juli 2001 bei - in somatischer Hinsicht - im
Wesentlichen mit derjenigen des Dr. med. K.________ übereinstimmender
Diagnosestellung auch für leichtere Arbeiten auf lediglich 50 %
veranschlagten, ändert daran nichts. Die unterschiedliche ärztliche
Einschätzung genügt nicht, um ein Abweichen von der rechtskräftigen
Invaliditätsbemessung der SUVA zu rechtfertigen. Insbesondere kann - entgegen
der Argumentation in der Verwaltungsgerichtsbeschwerde - allein daraus, dass
die Untersuchungen im ZMB mehr Zeit als diejenigen durch den Kreisarzt der
SUVA beansprucht haben sollen, nicht geschlossen werden, die kreisärztlichen
Erkenntnisse seien offensichtlich falsch und daher für die
Invalidenversicherung von vornherein unbeachtlich. Andere Aspekte, welche ein
Abweichen von dem für den Unfallversicherungsbereich rechtskräftig
festgesetzten Invaliditätsgrad begründen könnten, sind nicht ersichtlich und
werden vom Beschwerdeführer auch nicht genannt.

2.2 Mit der Vorinstanz kann daher davon ausgegangen werden, dass seit dem
Unfallereignis vom 21. August 1996 eine deutliche Verbesserung des
Gesundheitszustandes und damit einhergehend eine wesentliche Verminderung der
gesundheitsbedingten Beeinträchtigung des Leistungsvermögens eingetreten ist,
sodass die Voraussetzungen für eine gestützt auf alt Art. 41 IVG und alt Art.
88a Abs. 1 IVV revisionsweise vorzunehmende Rentenaufhebung per Ende
September 1998 erfüllt waren.

Demnach erkennt das Eidg. Versicherungsgericht:

1.
Die Verwaltungsgerichtsbeschwerde wird abgewiesen.

2.
Es werden keine Gerichtskosten erhoben.

3.
Dieses Urteil wird den Parteien, dem Verwaltungsgericht des Kantons Bern,
Sozialversicherungsrechtliche Abteilung, der Ausgleichskasse des Kantons Bern
und dem Bundesamt für Sozialversicherung zugestellt.

Luzern, 18. Januar 2005
Im Namen des Eidgenössischen Versicherungsgerichts

Die Präsidentin der III. Kammer:  Der Gerichtsschreiber: