Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

I. Zivilabteilung 4A.4/2004
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4A.4/2004 /lma

Urteil vom 13. Oktober 2004

I. Zivilabteilung

Bundesrichter Corboz, Präsident,
Bundesrichterin Klett, Bundesrichter Nyffeler,
Gerichtsschreiber Gelzer.

Melitta Haushaltsprodukte GmbH & Co. KG, Ringstrasse 99, DE-32427 Minden,
Beschwerdeführerin, vertreten durch
A.W. Metz & Co. AG, Marken-Anwälte,

gegen

Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum, Einsteinstrasse 2, 3003
Bern,
Eidgenössische Rekurskommission für Geistiges Eigentum, Einsteinstrasse 12,
3003 Bern.

Schutzverweigerung gegenüber einer internationalen Markeneintragung,

Verwaltungsgerichtsbeschwerde gegen den Entscheid der Eidgenössischen
Rekurskommission für Geistiges Eigentum vom 6. Mai 2004.

Sachverhalt:

A.
Die Melitta Haushaltsprodukte GmbH & Co. KG (nachstehend: Melitta KG) mit
Sitz in Deutschland ist Inhaberin der internationalen Markenregistrierung Nr.
746'271 "Micropor", welche am 26. Oktober 2000 im internationalen Register
eingetragen wurde. Die Marke wird für die folgenden Waren in den Klassen 11
und 16 beansprucht:
Klasse 11:
Filtres, à savoir filtres à vapeur, odeurs, graisse, eau, air, pollen et de
moteur.
Klasse 16:
Sacs d'aspirateur, papier et molleton pour la fabrication de sacs
d'aspirateur.

B.
Gegenüber dieser Eintragung der Marke "Micropor" in der Schweiz erliess das
Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum (IGE) am 21. Dezember 2001
eine provisorische Schutzverweigerung. Am 7. Mai 2003 verfügte es eine
definitive Schutzverweigerung.
Eine gegen diese Verfügung gerichtete Beschwerde der Melitta KG hat die
eidgenössische Rekurskommission für Geistiges Eigentum (RKGE) mit Entscheid
vom 6. Mai 2004 abgewiesen.

C.
Gegen diesen Entscheid führt die Beschwerdegegnerin
Verwaltungsgerichtsbeschwerde mit dem Antrag, er sei aufzuheben und die
IR-Marke Nr. 746'271 "Micropor" sei für die internationalen Warenklassen 11
und 16 in der Schweiz zum Schutz zuzulassen.

Das IGE und die RKGE schliessen auf Abweisung der Beschwerde.

Das Bundesgericht zieht in Erwägung:

1.
Gegen Entscheide der RKGE über die Verweigerung einer Markeneintragung ist
die Verwaltungsgerichtsbeschwerde an das Bundesgericht grundsätzlich zulässig
(vgl. Art. 98 lit. e OG). Die Rekurskommission hat nicht im
Widerspruchsverfahren nach Art. 31 ff. MSchG entschieden, so dass keine
Ausnahme von der Anfechtbarkeit nach Art. 36 Abs. 3 MSchG gegeben ist. Die
vorliegende Beschwerde wurde sodann rechtzeitig (Art. 106 OG) und
formgenüglich (Art. 108 OG) durch die vom angefochtenen Entscheid berührte
Partei (Art. 103 lit. a OG) eingereicht, so dass darauf einzutreten ist.

2.
2.1 Die RKGE ist zum Ergebnis gelangt, die Marke "Micropor" gehöre zum
Gemeingut und sei daher gemäss Art. 2 lit. a MSchG vom Markenschutz
ausgeschlossen. Zur Begründung führte die RKGE zusammengefasst an, im
Zusammenhang mit Filtern und Staubsaugersäcken sowie Papier und Stoff für die
Herstellung von solchen Waren werde "Micropor" vom Publikum im Sinne von
"kleinporig" verstanden. Die Bezeichnung "Micropor" wecke demnach die
Vorstellung, es handle sich um Filter und Staubsaugersäcke, welche sich durch
kleine Poren auszeichneten. Die sprachregelwidrige Verwendung von "por"
(anstelle des französischen Wortes "pore" oder des deutschen Begriffs "Pore")
vermöge den Gesamteindruck der Wortmarke "Micropor" nicht zu verändern, zumal
sich in der französischen Sprache wegen des stummen Endbuchstabens "e"
phonetisch kein Unterschied ergebe. Das Zeichen "Micropor" beschreibe eine
wesentliche Eigenschaft der zu bezeichnenden Waren, da kleine Poren auf eine
grosse Filterwirkung schliessen lassen. Demnach wecke der Bestandteil "por"
beim Publikum im Zusammenhang mit den beanspruchten Waren eine klare
Vorstellung, weshalb nicht generell gesagt werden könne, der Endung "por"
komme kein Bedeutungsgehalt zu. Die von der Beschwerdeführerin angeführten
zugelassenen Marken mit der Endung "por" seien mit der Bezeichnung "Micropor"
nicht vergleichbar, weshalb keine Gleichbehandlung verlangt werden könne. Da
ein klarer Fall vorliege, komme auch die Eintragung der Marke als Grenzfall
nicht in Betracht.

2.2 Die Beschwerdeführerin rügt, die RKGE habe die Marke "Micropor" zu
Unrecht dem Gemeinbereich zugeordnet und damit Art. 2 lit. a MSchG falsch
angewendet. So sei bereits fraglich, ob die Marke "Micropor" als eine
Wortkombination der beiden Elemente "micro" und "por" aufgefasst würde.
Selbst wenn dies angenommen würde, sei im Verhältnis zum Begriff "Pore" der
Endbuchstabe "e" weggelassen worden. Diese Weglassung möge im Rahmen der
deutschen Version optisch minimal sein, phonetisch sei der Unterschied
allerdings gewichtig, werde doch der Endbuchstabe "e" beim Wort Pore betont,
weshalb erst diese Silbe dem Wort einen erkennbaren Gehalt gebe. In der
französischen Version werde ferner das Wort "pore" mit einem langgezogenen
Vokal "o" ausgesprochen, wogegen bei "por" die Betonung auf dem Endbuchstabe
"r" liege. Unter diesen Umständen könne nicht gesagt werden, das Weglassen
des Buchstabens "e" von Pore führe zu keiner Veränderung des Gesamteindrucks.
Zudem würden die angesprochenen Verkehrskreise "por" nicht als Hinweis auf
poröse bzw. durchlässige Filter bzw. Staubsaugersäcke verstehen, weil diese
ihre Funktion nur erfüllen könnten, wenn sie mit Ausnahme von Luft
undurchlässig seien. Das Verständnis der Silbe "por" als "porös" erweise sich
daher nicht als nahe liegend. Demnach sei ein direkter Zusammenhang mit der
üblichen Funktion der unter der Marke "Micropor" geschützten Waren nicht
gegeben, weshalb die Endung "por" keine klare Vorstellung wecken könne. Dies
werde dadurch bestätigt, dass in der Schweiz viele Marken zugelassen seien,
welche mit den Silben "por" endeten, wobei diesen Endungen in den meisten
Fällen kein Sinn zukomme. Dies treffe für die Firmen "GORPOR" für Mischungen
zur Herstellung von Formen, für "SOPOR" für elektrische Apparate und
Instrumente, "RAPPOR" für Kaffee, Kakao, Schokolode, sowie für "COMBIPOR" für
veterinärmedizinische Erzeugnisse zu. Bei diesen Marken sei - gleich wie bei
der Marke "Micropor" - ein Zusammenhang zu den bezeichneten Produkten nicht
ohne besonderen Gedanken- bzw. Fantasieaufwand erkennbar, weshalb die Marke
"Micropor" nach dem Gleichbehandlungsgrundsatz ebenfalls zuzulassen sei.
Zumindest habe die RKGE die Marke "Micropor" als Grenzfall einstufen müssen,
bei dem nach der Rechtsprechung des Bundesgerichts ein absoluter
Ausschlussgrund nur mit Zurückhaltung zu bejahen sei. Schliesslich sei zu
beachten, dass die Marke "Micropor" in Deutschland, Grossbritannien und
Irland zum Schutz zugelassen worden sei. Da die RKGE die ausländische
Rechtsprechung berücksichtige, wenn die Prüfungspraxis mit derjenigen der
Schweiz vergleichbar und die gleiche Marke betroffen sei, hätte die Marke
"Micropor" auch in der Schweiz zugelassen werden sollen.

2.3 Nach Art. 5 Abs. 1 des Madrider Abkommens über die internationale
Registrierung von Marken, revidiert in Stockholm am 14. Juli 1967 (MMA; SR
0.232.112.3) darf ein Verbandsland einer international registrierten Marke
den Schutz nur verweigern, wenn nach den in der Pariser Verbandsübereinkunft
zum Schutz des gewerblichen Eigentums, revidiert in Stockholm am 14. Juli
1967 (PVUe; SR 0.232.04) genannten Bedingungen ihre Eintragung in das
nationale Register verweigert werden kann. Das trifft gemäss Art. 6quinquies
lit. B Ziff. 2 und 3 PVUe namentlich dann zu, wenn die Marke jeder
Unterscheidungskraft entbehrt und als Gemeingut anzusehen ist. Dieser
Ausschlussgrund ist auch im schweizerischen Markenschutzgesetz vorgesehen,
das in Art. 2 lit. a MSchG Zeichen grundsätzlich ausschliesst, die Gemeingut
sind (BGE 128 III 454 E. 2 S. 457). Zum Gemeingut gehören insbesondere
Sachbezeichnungen und Beschaffenheitsangaben, also Angaben zur Bezeichnung
der Art, der Beschaffenheit, der Menge, der Bestimmung, des Wertes oder
sonstiger Merkmale der Waren oder Dienstleistungen (BGE 129 III 225 E. 5.1 S.
227). Dass die Marke Gedankenassoziationen weckt oder Anspielungen enthält,
die nur entfernt auf Merkmale der Ware hinweisen, reicht dafür nicht aus. Der
beschreibende Charakter des Zeichens muss vielmehr ohne besonderen Aufwand an
Fantasie zu erkennen sein, wobei genügt, dass dies in einem Sprachgebiet der
Schweiz zutrifft (BGE 128 III 447 E. 1.5 S. 450 f.). Dass eine Angabe
neuartig, ungewohnt oder fremdsprachig ist, schliesst ihren beschreibenden
Charakter nicht aus. Entscheidend ist, ob das Zeichen nach dem Sprachgebrauch
oder den Regeln der Sprachbildung von den beteiligten Verkehrskreisen in der
Schweiz als Aussage über bestimmte Merkmale oder Eigenschaften der
gekennzeichneten Ware oder Dienstleistung aufgefasst wird (BGE 108 II 487 E.
3; 104 Ib 65 E. 2; 103 II 339 E. 4c S. 334; Urt. des BGer. 4A.5/2003 vom 22.
Dezember 2003, E. 3.1, abgedruckt in sic! 2004 S. 402). Auf die Verhältnisse
in der Schweiz ist auch für den schweizerischen Anteil internationaler Marken
abzustellen, weshalb Entscheide ausländischer Markenämter insoweit nicht
bindend sind (Lukas David, in: Basler Kommentar, 2. Aufl., N. 7 zu Art. 2
MSchG; vgl. auch BGE 108 II 216 E. 2b S. 220).

2.4 Worte wie Mikroklima, Mikrobiologie, Mikrochirurgie oder Mikroorganismus
zeigen, dass der Wortanfang "Mikro-" bzw. "Micro" häufig verwendet wird, um
das angefügte Substantiv als "klein" zu charakterisieren. Die RKGE hat daher
zu Recht angenommen, das Wort "Micropor" werde in die Bestandteile "micro"
und "por" aufgeteilt. Bezüglich des Bestandteils "por" ist im Zusammenhang
mit Filtern und Staubsaugersäcken zu berücksichtigen, dass diese auch nach
der Angabe der Beschwerdeführerin zumindest luftdurchlässig sein müssen, was
voraussetzt, dass sie kleine Löcher bzw. Poren aufweisen. Der Zusammenhang
zwischen Filtern und Poren ist damit ohne Fantasieaufwand unmittelbar
erkennbar, weshalb anzunehmen ist, die relevanten Verkehrskreise würden eine
Verbindung zu Poren herstellen. Daran vermag entgegen der Annahme der
Beschwerdeführerin die Weglassung des Buchstabens "e" nichts zu ändern, da
diese in der französischen Sprache kaum zu einer phonetischen Änderung führt
und damit der Gesamteindruck nicht verändert wird. Selbst im Deutschen bleibt
der Zusammenhang zur Pore erkennbar, zumal die Betonung auf dem "o" liegt und
das fehlende "e" nicht zu einem anderen Sinn führt. Unerheblich ist, ob die
Endung "por" in anderen Verbindungen keinen oder einen anderen Sinngehalt
aufweist. Die RKGE hat demnach zu Recht angenommen, die Bezeichnung
"Micropor" würde im Zusammenhang mit Filtern und Staubsaugersäcken als
Hinweis darauf verstanden, dass diese "klein- bzw. feinporig" seien. Damit
liegt klarerweise eine blosse Angabe über die Beschaffenheit der
gekennzeichneten Ware vor, weshalb entgegen der Annahme der
Beschwerdeführerin kein Grenzfall gegeben ist. Soweit die Beschwerdeführerin
auf die Zulassung der umstrittenen Marke im Ausland hinweist, vermag ihr dies
nicht zu helfen, weil sich die Frage, ob ein Zeichen zum Gemeingut gehört,
auf Grund des Eindrucks beurteilt, den es in der Schweiz erweckt. Die RKGE
hat demnach den Schutz der Marke "Micropor" in der Schweiz zu Recht
verweigert.

3.
Nach dem Gesagten ist die Beschwerde abzuweisen. Bei diesem Ausgang der
Verfahrens sind die Gerichtskosten der unterliegenden Beschwerdeführerin
aufzuerlegen (Art. 156 Abs. 1 OG). Gemäss der Regel in Art. 159 Abs. 2 OG
wird den obsiegenden Behörden keine Parteientschädigung zugesprochen.

Demnach erkennt das Bundesgericht:

1.
Die Verwaltungsgerichtsbeschwerde wird abgewiesen.

2.
Die Gerichtsgebühr von Fr. 3'000.-- wird der Beschwerdeführerin auferlegt.

3.
Dieses Urteil wird der Beschwerdeführerin, dem Eidgenössischen Institut für
Geistiges Eigentum und der Eidgenössischen Rekurskommission für Geistiges
Eigentum schriftlich mitgeteilt.

Lausanne, 13. Oktober 2004

Im Namen der I. Zivilabteilung
des Schweizerischen Bundesgerichts

Der Präsident:  Der Gerichtsschreiber: