Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

BGE 134 III 286



Urteilskopf

134 III 286

48. Auszug aus dem Urteil der I. zivilrechtlichen Abteilung i.S. X. AG gegen Y.
Corporation (Beschwerde in Zivilsachen)
4A_42/2008 vom 14. März 2008

Regeste

Internationale Schiedsgerichtsbarkeit; Revision von Schiedsentscheiden.
Revisionsgründe (E. 2.1). Zuständigkeit des Bundesgerichts (E. 2.2).

Auszug aus den Erwägungen: ab Seite 286

BGE 134 III 286 S. 286
Aus den Erwägungen:

2. Das IPRG enthält keine Bestimmungen zur Revision von Entscheiden des
Schiedsgerichts im Sinne von Art. 176 ff. IPRG. Nach der Rechtsprechung des
Bundesgerichts, das diese Gesetzeslücke gefüllt hat, steht den Parteien eines
Verfahrens der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit das ausserordentliche
Rechtsmittel der Revision zur Verfügung, für das die Zuständigkeit des
Bundesgerichts
BGE 134 III 286 S. 287
gegeben ist (BGE 118 II 199 E. 2 und 3 S. 200 ff.; vgl. auch BGE 129 III 727 E.
1 S. 729). Heisst das Bundesgericht ein Revisionsgesuch gut, entscheidet es
nicht selbst über die Sache, sondern weist diese an das Schiedsgericht, das
entschieden hat, oder an ein neu zu bildendes Schiedsgericht zurück (BGE 118 II
199 E. 3 S. 204; Urteil 4P.117/2003 vom 16. Oktober 2003, E. 1.1).

2.1 Unter der Verfahrensordnung des OG waren die Revisionsgründe diejenigen,
die in Art. 137 OG vorgesehen waren, und auf das Verfahren fanden die Art.
140-143 OG analog Anwendung (BGE 118 II 199 E. 4 S. 204; Urteil 4P.120/2002 vom
3. September 2002, E. 1.1, publ. in: Pra 91/2002 Nr. 199 S. 1041). Dies gilt
grundsätzlich weiterhin für die geltende Regelung des BGG, zumal für den
Revisionsgrund in Art. 123 Abs. 2 lit. a BGG, der demjenigen von Art. 137 lit.
b OG entspricht (BGE 134 III 45 E. 2.1 S. 47). Nach Art. 123 Abs. 2 lit. a BGG
kann die Revision verlangt werden, wenn die ersuchende Partei nachträglich
erhebliche Tatsachen erfährt oder entscheidende Beweismittel auffindet, die sie
im früheren Verfahren nicht beibringen konnte, unter Ausschluss von Tatsachen
und Beweismitteln, die erst nach dem Entscheid entstanden sind. Das
Revisionsgesuch ist nach Art. 124 Abs. 1 lit. d BGG innert 90 Tagen nach
Entdeckung des Revisionsgrundes, frühestens jedoch nach der Eröffnung der
vollständigen Ausfertigung des Entscheides einzureichen.

2.2 Das Bundesgericht ist für die Revision aller internationalen
Schiedsgerichtsentscheide zuständig und zwar unbesehen darum, ob es sich um
Endentscheide, Teilentscheide oder Zwischenentscheide handelt (BGE 122 III 492;
Urteil 4P.102/2006 vom 29. August 2006, E. 1, auszugsweise publ. in: SZIER 2007
S. 102 f; vgl. dazu CHRISTOPH MÜLLER, Das Schweizerische Bundesgericht
revidiert zum ersten Mal einen internationalen Schiedsspruch, Zeitschrift für
Schiedsverfahren [SchiedsVZ] 2007 S. 64; vgl. auch BGE 130 III 76 E. 3 S. 78
f.). Erforderlich ist immerhin, dass der Entscheid für das Schiedsgericht
bindend ist, da nur rechtskräftige Entscheide der Revision zugänglich sind, was
etwa dann nicht zutrifft, wenn eine Abänderung - sei es unter bestimmten
Voraussetzungen - ausdrücklich vorbehalten wird (BGE 122 III 492 E. 1b/bb S.
494; Urteil 4P.237/ 2005 vom 2. Februar 2006, E. 3.2, publ. in: Pra 95/2006 Nr.
148 S. 1017).

2.3 Das vorliegende Revisionsgesuch richtet sich gegen einen Zwischenentscheid,
in dem die Gültigkeit des Vertrages vom 12. Feb ruar 1997 festgestellt wird,
aus dem die Gesuchsgegnerin Ansprüche ableitet. Dass die Vorentscheidung für
das Schiedsgericht nicht verbindlich sein könnte, ergibt sich aus dem
Zwischenentscheid nicht und wird auch von keiner Partei behauptet. Im Gegenteil
hält der Einzelschiedsrichter in der von der Gesuchstellerin beigelegten
verfahrensleitenden Verfügung Nr. 31 vom 17. Dezember 2007 fest, dass der
angefochtene Entscheid vom 23. Februar 2007 mangels Zustimmung der Gegenpartei
nicht mehr überprüft werden kann.